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15.01.2013

Katholische Kirche ist geschätzter Sozialpartner

OB-Kandidaten stellten sich den Fragen der Stadtversammlung

WIESBADEN. ? Die drei OB-Kandidaten der im Wiesbadener Stadtparlament vertretenen Parteien begegnen der katholischen Kirche im Blick auf ihr soziales Engagement mit großer Wertschätzung. Auf der öffentlichen Sitzung der Stadtversammlung der Katholiken Wiesbadens am Montag, 14. Januar, im RoncalliHaus bezeichneten Dr. Helmut Müller (CDU), Sven Gerich (SPD) und Christiane Hinninger (Bündnis 90/Die Grünen) unisono die Kirche als „geschätzten Sozialpartner“. Auf der Grundlage der christlichen Soziallehre sei sie Fürsprecher für die, die keine Stimme hätten, sagte Müller. Gerich unterstrich die Bedeutung der sozialen Arbeit, die sie in der Stadt leiste und Hinninger gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die katholische Kirche auch weiterhin auf Missstände aufmerksam mache und sich engagiert einbringe in die gesellschaftliche Debatte.

Die Veranstaltung im RoncalliHaus, mit der die Stadtversammlung unter dem Vorsitz von Stefan Fink, dem Moderator des Abends, genau diesem Anspruch gerecht werden wollte, war auf großes Interesse gestoßen. Rund 200 Teilnehmer verfolgten die Debatte der drei Kandidaten, die allerdings so  harmonisch verlief, dass zumindest zwischen den beiden Kandidaten von CDU und SPD wenig Unterschiedliches zur Sprache kam. Generelle Einigkeit herrschte auf dem Podium auch in einer Frage, die den Katholiken besonders am Herzen liegt - die Sonntagsöffnung der Geschäfte: „Das kann so bleiben, wie es ist“, kommentierten Gerich und Hinninger die bestehende Regelung von bislang zwei verkaufsoffenen Sonntagen in der Innenstadt und einem in Biebrich. Auch der derzeit amtierende OB Müller betonte, dass an eine Ausweitung nicht gedacht sei.

Mit drei kritischen Fragen zum Pflegenotstand, zum Mangel an Erzieherinnen und zur umstrittenen  Neuregelung der Gebührenordnung für die Kindertageseinrichtungen fühlte Caritasdirektorin Barbara Handke den drei Politikern auf den Zahn. Die heftig diskutierten Gebühren seien durchaus noch einmal auf dem Prüfstand, erklärte Sven Gerich, der unterstrich, dass die Stadt Wiesbaden immerhin 80 Millionen Euro für Kinderbetreuung ausgebe. Dr. Müller verwies darauf, dass 40 Prozent aller Kinder in den Kitas keine oder ermäßigte Beiträge bezahlten. Jeder Platz sei hoch subventioniert, damit möglichst viele Kinder die Chance hätten, in Krippen zu gehen.

Neben mehr Kapazitäten in der Ausbildung von Erziehern, insbesondere in Ausbildungsplätzen vor Ort, sprachen sich die OB-Kandidaten vor allem für schnelle Lösungen für Quereinsteiger aus. In der Altenpflege wird der Caritasverband, wie Barbara Handke berichtete, im Februar ein entsprechendes Projekt zur Nachqualifizierung geeigneter Bewerber starten. Um eine solche Idee auch in der Erzieherinnenausbildung zu realisieren, brauche es geeignete Räumlichkeiten, sagte sie, woraufhin ihr Müller und Gerich prompt passende Angebote avisierten. Übereinstimmung herrschte nicht zuletzt auch darin, dass es den  sozialen Berufen immer noch an gesellschaftlicher Anerkennung fehle, wie Handke betonte. „Wir spielen die Feuerwehr für alle sozialen Probleme, aber anerkannt wird das nicht“, sagte sie unter dem Beifall der Zuhörer.

Die Wiesbadener Stadtversammlung ist ein Laiengremium, das sich alle vier Jahre neu nach den Pfarrgemeinderatswahlen aus den Vertreter der katholischen Pfarrgemeinden und der Gemeinden anderer Muttersprache zusammensetzt.  Zu ihren Aufgaben gehört die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Stadt. (rei)

 

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