"Kunst und Religion" als Bildband

WIESBADEN. - Was haben „Goyas Hund“ von Antonio Saura oder die „Blue Jeans mit getrockneten Fischen“ von Joseph Beuys mit Religion zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch Stefan Scholz und Simone Husemann, das Team von „Kunst und Religion“, schaffen es, Gedanken zur Bildaussage mit religiösen Interpretationen fruchtbar in Verbindung zu bringen. Der katholische Theologe und die Kunsthistorikerin sprechen seit neun Jahren im Wiesbadener Museum einmal pro Monat vor begeistertem Stammpublikum über ein Kunstwerk. Dabei wird Wissen vermittelt und Denken angeregt. Ausgewählt werden sehr unterschiedliche Werke, von Statuen Alter Meister bis zu zeitgenössischer Kunst. Die Auswahl treffen Husemann und Scholz gemeinsam. Aber was dann der jeweils andere am Abend der Veranstaltung tatsächlich vorträgt, ist auch für die beiden selbst eine Überraschung ? und wurde bisher nie dokumentiert. 

Nun hat die Katholische Erwachsenenbildung Wiesbaden-Untertaunus-Rheingau, die in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden und der Frankfurter Akademie Rabanus Maurus   die Reihe veranstaltet, erstmals ein Buch vorgelegt, das ein Jahr „Kunst und Religion“ umfasst. Es soll, so hofft Leiterin Elke Wirtz-Meinert, nicht das letzte sein. Seit Beginn der Reihe war immer wieder der Wunsch nach Veröffentlichung geäußert worden. „Jetzt haben wir es endlich geschafft“, freut sich Elke Wirtz-Meinert. Entstanden ist ein auch optisch sehr ansprechender Bildband. Zwölf Werke aus dem Museum, zum Beispiel von Turner, Feuerbach, Kandinsky, Corinth oder Beuys sind  großformatig abgebildet und mit jeweils zwei Texten interpretiert. Das originelle Layout fordert zusätzlich auf, immer wieder andere Blickwinkel einzunehmen. Dass Kunst durchaus ein Thema kirchlicher Erwachsenenbildung sein kann, davon ist Wirtz-Meinert überzeugt. „Katholische Erwachsenenbildung heißt ja nicht nur katechetisch Arbeiten. Unser Angebot umfasst allgemeine, politische und wertorientierte Bildung für Erwachsene.“

Dass  man 2003 anlässlich einer großen Jawlensky-Ausstellung im Landesmuseum die Idee hatte, die Christusbilder des Künstlers mit einer wöchentlichen, christlichen Meditation zu würdigen, war der Startschuss für die Aktion. Der damalige Direktor Volker Rattemeyer hieß das Bildungswerk willkommen, der heutige Museumsleiter Dr. Alexander Klar schätzt immer noch, dass „Kunst und Religion“ eine der beliebtesten Reihen im Haus ist. Und dass auch in kirchlichen Gremien inzwischen nicht mehr von einem „bourgeoisen Angebot“ oder einem „Luxusthema“ gesprochen wird, ist das Verdienst der beiden Referenten, die Elke Wirtz-Meinert als „Dream Team“ bezeichnet. „Ich glaube, dass die Menschen wissen, dass sich die katholische Kirche hier von einer sehr offenen und hochqualifizierten Seite zeigt“. (Anja Baumgart-Pietsch)

Das Buch “Kunst und Religion 2013“  ist zum Preis von 20 Euro im Wiesbadener Roncalli-Haus (Friedrichstraße 26-28) und im Landesmuseum erhältlich. Weitere Informationen im Internet unter www.kirche-und-kultur.de.