Montabaur, 13.05.2024
Was für ein Reichtum
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„Heute beginnt etwas ganz Neues“, erklärte der Bischof. Aus den beiden bisherigen Bezirken Westerwald und Rhein-Lahn sowie aus der Pfarrei St. Christophorus Diezer Land hat sich nun die neue Region gegründet, die den gesamten rheinland-pfälzischen Teil des Bistums Limburg umfasst.
Die Region ist bunt und reich an Engagement, Ideen und Traditionen. „Was für ein Reichtum hier in der Region. Hier ist so viel Gutes. Hier passiert so viel, was man auf den ersten Blick nicht sieht“, so Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt. Es gebe viele Kindertagesstätten, zwei katholische Schulen, große und kleine Wallfahrtsorte und ganz viel ehrenamtliches sowie hauptamtliches Engagement. Prägend seien auch die beiden heiligen Frauen, Elisabeth von Schönau und Katharina Kasper, die in der neuen Region gelebt hätten und deren Glaubenszeugnis bis heute viele anziehe. Auch der Selige Richard Henkes sei in der Region aufgewachsen. Ein wahrer Schatz, so der Bischof, seien auch die Dernbacher Schwestern, die Franziskaner, die Zisterzienser und die Pallottiner, die in der Region wirkten, Zeugnis gäben, den Boden pflügten, um ihn fruchtbar werden zu lassen. „Als Teil der Region können sie selbstbewusst auftreten. Sie haben etwas zu bieten und müssen sich nicht klein machen“, sagte Bätzing.
Ihm sei dabei klar, dass christliches Selbstbewusstsein angesichts steigender Kirchenaustrittszahlen und sinkender Mitgliederzahlen schwierig ist. „Die Kirche steckt in einer Krise und nicht wenige haben das Vertrauen in die Institution verloren. Deshalb braucht es Zeuginnen und Zeugen, die die Augen und Ohren offen haben, die Jesus nachfolgen und sich auf den Weg, den Gott seiner Kirche weist, einlassen“, so der Bischof. Es müsse wieder mehr gelingen, wirkliche Nachfolge zu wagen, das Vertrauen in das Wirken Gottes zu stärken und sich auf die frohe Botschaft des Evangeliums einzulassen. „Wenn wir auf Jesus schauen, erleben wir, dass es ihm nicht um Macht ging, sondern um Wachstum. Er hat sich für andere hingegeben. Das gilt auch heute“, erklärte Bätzing. Die Kirche habe die Kraft und die Erfahrung, Krisen zu meistern. Dafür brauche es Menschen, die über ihren Glauben sprechen, die bezeugen, dass Jesus lebendig ist und wirkt. „Wenn wir diese Zeuginnen und Zeugen sind, kann die Kirche strahlen. Wir wollen keine kleine Sekte werden. Wir wollen uns anbieten, wollen Orientierung aus dem Glauben anbieten und Menschen einladen, einen Weg mit uns zu gehen“, sagte der Bischof. Den Weg habe Gott bereits ausgewählt.
Vielfalt wurde sichtbar
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Viel von dem Reichtum der Region wurde bereits im Gottesdienst sichtbar. Viele Menschen aus den Pfarreien, Einrichtungen, aus Orden und der Caritas waren zur Gründungsvesper gekommen. Mit Symbolen zeigten sie im Gottesdienst, wie sie zum Miteinander der neuen Region beitragen werden. Die Fachstellen von der Jugend, über die Erwachsenenbildung und die Familienbildung bringen viele Ideen, Kompetenzen und Unterstützungsangebote ein. Die Pfarrei Maria Himmelfahrt mit der Abtei Marienstatt hat Strahlkraft als geistlicher Ort. Die Pfarrei St. Franziskus im Hohen Westerwald brachte eine Franziskusfigur mit, weil sich die Gläubigen an ihm orientierten und er für sie Zeuge der wahren Liebe Gottes zu allen Wesen in aller Vielfalt sei. Die Pfarreien Liebfrauen Westerburg und St. Laurentius Nentershausen bringen viele Erfahrungen im Miteinander aus dem Pfarreiwerdungsprozess mit. Die Pfarrei St. Bonifatius Wirges orientiert sich an der Heiligen Katharina Kasper, deren Glaubens- und Lebenszeugnis sehr lebendig ist. Eine Kanne in graublau, den typischen Farben des Kannenbäckerlands, schenkte die Pfarrei St. Peter und Paul der Region. Hier sind die Gläubigen aktuell gemeinsam in einem Visionsprozess unterwegs und suchen für sich eine Antwort auf die Frage, wie Menschen wieder mit dem Glauben in Verbindung gebracht werden können. Die Pfarrei St. Anna Herschbach brachte Basalt und Wasser der Westerwälder Seenplatte mit. Basalt stehe für den unerschütterlichen Glauben und das Wasser zeige die Vitalität und das Neue, das sich in den Kirchorten entwickle. Wasser der beiden Flüsse Lahn und Ahr stehen auch für die Pfarrei St. Christophorus für Dynamik und Lebendigkeit. Beides wird die Pfarrei in die Region einbringen. Die Pfarrei St. Martin und St. Damian an der Lahn ist eine junge Pfarrei. Mit einer italienischen Ape, einem Kleintransporter, sind Haupt- und Ehrenamtliche auf dem Weg durch die Pfarrei und suchen den Kontakt zu den Menschen. Die Kaffeemaschine ist immer dabei und das Gefährt biete die Möglichkeit, niedrigschwellig mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Unterwegs zu den Menschen: Das sei auch für die neue katholische Region wichtig. Die Pfarrei St. Elisabeth von Schönau brachte ein Kissen mit, denn sie versteht sich als gastfreundlich und lädt mit ihren Kirchen und Klöstern zum Verweilen ein. Wer mit Gott in Kontakt treten wolle, dem tue Ruhe gut. Auch das brauche es in der Region. Die Pfarrei St. Peter Montabaur hatte einen großen Schuh dabei. Er stehe für die Wege, die man zu den Menschen unterwegs sei und für die Standfestigkeit, die es bei allen Veränderungen auch brauche. Auch die Caritas wird sich in der neuen Struktur mit ihrer christlichen Sichtweise und fachlichen Expertise engagieren.
Wichtiger Schritt auf dem Weg zum neuen Miteinander
Für die neue Region war die Vesper mit dem Bischof ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem neuen Miteinander. „Es ist gut und wichtig, dass wir heute ein frohes, ein hoffnungsvolles und optimistisches Ausrufezeichen setzen auf dem langen Weg der Transformation im Bistum Limburg“, sagte Rainer Kempf, der Vorsitzende des neuen Regionalsynodalrates. In den vergangenen Jahren sei viel diskutiert worden und man habe miteinander gerungen. Man habe sich aber auch gegenseitig unterstützt, bestärkt und immer wieder nach der besten Lösung gesucht, um als Kirche zukunftsfähig zu werden. Letztlich gehe es darum, einen Weg zu den Menschen zu finden. Kempf dankte Bischof Georg für die Möglichkeit, die Zukunft der Kirche im Westerwald und an Rhein und Lahn aktiv mitzugestalten. „Sie haben ganz viel Vertrauen in die handelnden Personen gesetzt. Dass dieser Prozess einer tiefgreifenden Strukturreform im Bistum unter einer breiten Beteiligung aller, die sich einbringen mochten, möglich war, ist bemerkenswert und sicher innerhalb der katholischen Kirche beispielhaft. Für Ihren Mut und Ihr Vertrauen zolle ich Ihnen meinen tief empfundenen Respekt und sage Ihnen im Namen aller im Prozess Engagierten, ein ganz herzliches Dankeschön“, so Kempf.
Mobilität und Traditionen
Die katholische Region Westerwald-Rhein-Lahn ist ländlich geprägt. In ihr liegen Städte wie Montabaur, Nassau, Lahnstein sowie Bad Ems und daneben viel ländliche Prägung. Hier leben viele Pendlerinnen und Pendler, die im Rhein-Main-Gebiet oder im Rheinland arbeiten. Die Menschen, die in der neuen Region leben, sind heimatverbunden. Sie pflegen Traditionen, bringen sich in Vereine ein und feiern gerne. Jedoch ist ein Umbruch auch hier zu erleben und die sogenannten Megatrends machen auch an den geografischen Grenzen von Westerwald und Rhein-Lahn keinen Halt.
Geleitet wird die Region von einer Regionalleitung, die noch gefunden werden muss. Seit Mitte März gibt es einen neuen Regionalsynodalrat (RSR). Hier wirken Ehrenamtliche und Hauptamtliche zusammen, beraten über Strategien, fördern Kooperationen, entwickeln Themen und gestalten das Miteinander, das über die Kirchtürme in den elf Pfarreien hinausgeht. Vorsitzender des RSR ist Rainer Kempf aus Dernbach. Ihm zur Seite stehen im Vorstand Ulrike Simon aus Lahnstein und Miriam Rex aus Gemünden.
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Mit Abschluss der Entwicklungsprozesse und Konstitution der neugewählten Regionalsynodalräte realisiert das Bistum Limburg zum 1. Mai 2024 die Anfang 2023 beschlossene neue Organisationsstruktur. Aus den elf katholischen Bezirken werden fünf Regionen. Die Leitung der Regionen besteht aus Teams von jeweils zwei Personen, die von den Regionalsynodalräten gewählt und von Bischof Dr. Georg Bätzing bestätigt werden.
Die fünf katholischen Regionen (Westerwald – Rhein-Lahn, An der Lahn, Wiesbaden-Rheingau-Taunus, Taunus, Frankfurt am Main) werden die Aufgabe haben, bestehende pastorale, seelsorgerische und karitative Angebote im Bistum weiterzuentwickeln und neue Angebote zu schaffen. Auch inhaltliche Aufgaben und Themen sollen auf Ebene der Region bedarfsorientiert weiterentwickelt werden. Daher wird den Akteuren vor Ort mehr Verantwortung übertragen. Die Regionen sollen die Vernetzung fördern und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Sie sollen den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen und Pfarreien weiterentwickeln.
Die neue Struktur ist ein wesentlicher Bestandteil einer langfristigen Strategie, mit der das Bistum Limburg durch mehr Beteiligung auf ein neues Verständnis von Kirche in der Welt zielt.