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FRANKFURT, 16.05.2022

Dreieinhalb Vorschläge für die Zukunft von St. Christophorus

Am Samstag wurden bei einer fast vierstündigen Info-Veranstaltung drei Konzepte zur Frage präsentiert, wie es am Kirchort Frankfurt-Preungesheim weitergehen könnte. Eines davon sieht den Abriss der Kirche St. Christophorus vor, zwei die Erhaltung. Für Irritation sorgte eine Idee der Stadt, die noch nicht offiziell vorliegt.

Wie geht es weiter mit der Kirche St. Christophorus und dem katholischen Leben in Preungesheim? Über diese Frage wird bereits seit zwei Jahren leidenschaftlich, emotional und zum Teil erbittert gestritten. Auch eine Bürgerinitiative hat sich gegründet, die einen im Raum stehenden Abriss verhindern will. Am Samstag hat die Pfarrei St. Franziskus Frankfurt in einer gut dreieinhalbstündigen Informationsveranstaltung mögliche Varianten für die Zukunft der Immobilien vorgestellt. Weil das Interesse so groß war, wurde die Veranstaltung vom Pfarrsaal in die Kirche verlegt, um deren Zukunft es geht. Die Teilnehmenden waren aufgerufen, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der einzelnen Konzepte auf bereitgestellten Blättern zu notieren; die so übermittelten Eindrücke sollen in die Beratungen einfließen. Eine Entscheidung könnte bis Jahresende getroffen werden.

Die 3 ½ Konzepte

Abriss und Seniorenheim: Die HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft baut Senioren- und Pflegeheime und betreibt sie anschließend auch selbst auf 30 Jahre. Bereits vielfach hat die HBB in Deutschland dafür kirchliche Objekte aufgekauft; 46 Seniorenheime unterhält sie aktuell bundesweit, allein in Frankfurt sind es drei und weitere drei im Rhein-Main-Gebiet. Die HBB hat Interesse daran, der Pfarrei Grundstück und Gebäude abzukaufen; wie viel das Grundstück wert ist, kann aktuell jedoch nicht beziffert werden, weil sich der Wert nach den Möglichkeiten des Bebauungsplans richtet. Die Kosten für den Abriss der Kirche und den Neubau würden sich in diesem Konzept auf 25 bis 30 Millionen Euro belaufen. Die Gemeinde bekäme per Mietvertrag einen 400 Quadratmeter großen Saal mit eigenem Zugang – für Gottesdienste, aber auch Gemeindeveranstaltungen. Dr. Hans Harth stellte bei der Info-Veranstaltung zwei Varianten vor: Eine, in der die Kita bestehen bleiben würde, und eine, in der die Kita in die Seniorenwohnanlage integriert würde. Das Ganze, so Harth, verstehe sich als offenes Konzept für den Stadtteil. So könnten zum Beispiel Anwohnerinnen und Anwohner im neuen Seniorenheim täglich einen preiswerten Mittagstisch bekommen. Entstehen könnten hier 163 bis 186 Wohnplätze für Senioren.

Umbau und Erhalt der Kirche: Peter Hofer und Jörg Hellmich vom Kirchbau- und Förderverein St. Christophorus Preungesheim stellten zwei Varianten vor, die beide die Kirche als Haus des Gebets und Zentrum der Gemeinde erhalten und vom Architekturbüro Landes&Partner stammen. Die Variante „Arche“ enthält eine sogenannte Haus-in-Haus-Lösung: In Holzbauweise würden im Eingangsbereich der Kirche drei Räume entstehen: Ein Jugendraum mit 27 Quadratmetern, ein Gemeinderaum mit 40 Quadratmetern und eine Fläche für die Kleiderkammer mit 29 Quadratmetern. Dazu ist eine Fläche von 133 Quadratmetern geplant, die mit Glas- und Buntglasfenstern vom Rest der Kirche abgetrennt und in sich noch einmal unterteilt werden kann. Ab Höhe des Taufbeckens würde die Kirche in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben, dann aber vielleicht mit Stühlen statt Sitzbänken. Die zweite Variante „Kloster“ sieht neben der Kirche ein lebendiges Gemeinschaftszentrum vor. Dafür soll in modularer Holzbauweise ein mehrgeschossiges Gebäude errichtet werden mit Platz für soziales Wohnen, einen Teil des Kindergartens, für Grundschulkinder und zum Beispiel ein Kinderhospiz. Der Kirchbau- und Förderverein verfügt über 500.000 Euro eigene Mittel aus Spenden, die für eins der beiden Konzepte eingesetzt werden könnten. Zur weiteren Finanzierung sagten Hofer und Hellmich, Gebäude mit sozialer Nutzung und ökologischer Bauweise könnten mit öffentlichen Zuschüssen gefördert werden; es würden Mieteinnahmen erzielt, da die Pfarrei weiter Eigentümer sei, und auch das Bistum solle sich beteiligen.

Erhalt der Kirche mit Ausweitung auf die gesamte Pfarrei: In Anlehnung an die „Arche“ des Kirchbauvereins präsentierte Ingrid Gessler den Vorschlag der „AG Konzept“. Demnach könnten an allen sechs Kirchorten die Kirchen grundsätzlich mit integriertem Gemeindehaus, Jugendraum und Kleiderkammer konzipiert werden. Separate Gemeindehäuser, heißt es im Konzept, bräuchte man an den Kirchorten dann nicht mehr. Außerdem könnte als Versammlungsort für alle Pfarrei-Angehörigen ein großes Zentrales Gemeindehaus mit moderner Großküche und moderner technischer Ausstattung sowie großen Lagerräumen bestehen bleiben, das auch fremdvermietet werden könnte. Auf diese Weise könnte die Zahl der Pfarrei-Gebäude von 19 auf elf reduziert werden, heißt es in dem Konzept. Die AG empfiehlt, die Kirche St. Christophorus zu sanieren und das Raum-in-Raum-Konzept umzusetzen – und auf dem anderen Teil des Geländes Mietshäuser zu bauen. Das Vorgehen könne auf alle Kirchorte im Bistum ausgeweitet werden, denn es spare Geld bei Instandhaltungs-, Unterhaltungs- und Betriebskosten, das zur Finanzierung der Umbauarbeiten an allen Kirchen eingesetzt werden könne. Gleiches gelte für den Erlös aus der Teilung des Gesamtareals St. Christophorus, für die Mieteinnahmen oder einen Erbpachtzins. Die Kosten veranschlagt die AG mit 104.000 Euro für die Sanierung der Kirche und 620.000 Euro für die Umbaumaßnahmen zur Schaffung der Räume innerhalb der Kirche.

Abriss und Bau einer Schule: Wie sich bei der Infoversammlung kurzfristig herausstellte, könnte auch die Stadt Interesse an dem Gelände haben, um dort eine Schule zu errichten. Weitere Informationen dazu liegen jedoch noch nicht vor, was bei den Teilnehmern der Versammlung für Irritation sorgte.

Über die dreieinhalb Vorschläge soll nun ein Arbeitstisch weiter beraten, der aus Vertretern der Pfarrei, Vertretern des Bischöflichen Ordinariats und Vertretern der Ideengeber besteht. Er wird auf die Machbarkeit schauen, finanzielle Fragen und Fragen zu städtischen Genehmigungsfähigkeit klären, eine pastorale Konzeption erarbeiten und die Gewährleistung von Bauunterhalt und Betriebskosten prüfen. Vor allem der Punkt der städtischen Genehmigung könnte noch interessant werden, da aktuell Unklarheit darüber steht, ob eine soziale Wohnbebauung überhaupt grundsätzlich möglich ist. Die Ergebnisse des Arbeitstischs werden in der AG „Umnutzung und Aufgabe von Kirchen“ auf Bistumsebene beraten. Anschließend soll es noch einmal eine öffentliche Versammlung geben, auf der die Entscheidung vorgestellt wird. Dem soll die Beratung und Beschlussfassung von Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat folgen.

Die Lenkung des weiteren Vorgehens liegt nun bei der Pfarrei. Daniel Rick, Leiter der Abteilung Entwicklung der Pastoral im Bischöflichen Ordinariat, sagte, man wäre sehr froh, wenn noch in diesem Jahr eine Entscheidung fallen würde.

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