DERNBACH/WIRGES/LIMBURG, 21.10.2018
Danke, thank you, Katharina!
„Es ist lange her, dass ich eine solche Freude in der Kirche erlebt habe“, sagt Pfarrer Ralf Plogmann nach dem Dankgottesdienst für die Heiligsprechung Katharina Kaspers in Wirges am Sonntag, dem 21. Oktober. Nach einer Prozession mit dem Schrein der heiligen Katharina von Dernbach nach Wirges und einem Pontifikalamt in der dortigen Pfarrkirche, dem so genannten Westerwälder Dom, gab es ein großes Fest der Begegnung rund um das Kloster in Dernbach. Insgesamt kamen etwa 2.000 Menschen, um die neue Heilige zu feiern. Gründe anzureisen gab es viele. Ein Besucher aus Köln beispielsweise erklärte, dass seine Großmutter gegenüber von Katharinas Geburtshaus lebte. Ein Gast aus Münster, der ursprünglich aus dem Westerwald kommt, sagte, wenn eine Westerwälderin heiliggesprochen werde, müsse er einfach dabei sein. Auch viele Rompilger wollten in der Diözese noch einmal mitfeiern und den Projektchor mit mehr als 120 Sängern ein zweites Mal hören. Für diesen gab es nach dem Gottesdienst tosenden Applaus. Seit 27 Jahren sind Pfarrer Plogmann und Pfarrer Winfried Karbach in der Pfarrei in Wirges. In dieser Zeit sei eine sehr enge Beziehung zu Katharina und dem Orden entstanden. Und als zwei Schwestern aus Indien freudestrahlend auf ihn zukommen, ergänzt Plogmann: „Und diese Verbindung reicht bis nach Indien“.
Aber nicht nur aus Indien, auch aus Amerika sind Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi und eine Pilgergruppe gekommen. Darunter sind James und Margaret Bickett aus Indiana. Sie engagierten sich in ihrer Gemeinde in den USA für arme Menschen, genauso wie es Katharina Kasper getan habe. Katharina sei ihr Weg, ihr Vorbild. Auch für die Präsidentin der Diözesanversammlung Ingeborg Schillai ist Katharina Kasper Inspiration und Ansporn, gerade auch in Bezug auf die Kirchenentwicklung: „nicht stehen bleiben, weitergehen und hinhören“. Bezirksreferent Stephan Geller sieht genau auch diese Verbindung, wenn er Katharinas Vorbildcharakter beschreibt: „Nicht auf die Kirche schauen, sondern darauf, was die Menschen brauchen“.
Mut, die Not zu wenden: „Das Wunder von Dernbach“
In seiner Predigt im zweisprachigen Gottesdienst am Vormittag im voll besetzten Westerwälder Dom sprach Bischof Georg Bätzing über die neue Heilige, die einfache Frau aus dem Westerwald, die ihr Leben für Arme, Kranke und Kinder eingesetzt hat. Zuvor hatte Schwester Vakasseril Gonzalo, die Generaloberin der Dernbacher Schwestern, die vielen Gäste begrüßt: „Ich würde sie gerne alle beim Namen nennen. Danke, dass Sie da sind“. Sie hob die Ruhe, den Mut und die Weisheit der Ordensgründerin hervor: „Eine Christin, die mit Gottes Gnade Großes wirken konnte.“
Das 19. Jahrhundert im Westerwald, so der Bischof in seiner Predigt, bedeutete mitunter bittere Armut und Hunger, Abwanderung in Ballungsräume und neue soziale Fragen. Hier hätte Katharina Kasper den Mut gehabt, dieser Not etwas entgegenzusetzen. Das sei das „Wunder von Dernbach“: „Der Mut einer jungen Frau, nicht zu fliehen, sich der Not und der Verantwortung nicht zu entziehen, sondern in sie einzusteigen und sie zu wenden“, erklärte Bätzing. Sich berühren zu lassen von der Not der anderen, das verändere alles, so der Bischof.
Heute ließen sich die Dernbacher Schwestern weltweit berühren. Davon zeugten beispielsweise eine Suppenküche in Mexiko, eine Ambulanz in Nigeria, ein College in den USA, Unterricht in Kenia, Engagement für die Menschenrechte von Frauen und Mädchen oder Internate in Indien. „Ein wahres Wunder“, erklärt Bätzing. „Ein einziger Mensch, der anfängt und einsteigt, verändert mit der Zeit unglaublich viel für unendlich Viele.“
In der Spur Jesu: Mitfühlen verbindet Himmel und Erde
Damit folgte Katharina der Spur Jesus Christus. Das bedeute Mitfühlen: „Sein Mitfühlen mit all unserer menschlichen Schwachheit hat den Himmel und die Erde wieder miteinander verbunden. Das nennen wir Erlösung“. Ihn persönlich bestärke Katharinas Mitfühlen und ihr Lebenswerk in seiner Entscheidung für den Glauben. Und das, obwohl es in der Kirche strukturell und durch das verbrecherische Handeln einzelner Machtmissbrauch und Klerikalismus gebe. Eine solche Kirche sei einfach nur zum Davonlaufen. Für diese klaren Worte gab es spontanen Applaus. Katharina sei in der Spur Jesu geblieben. „Einsteigen und verändern. Katharina hat Jesus wirklich verstanden“. Sie gebe mit ihrem Leben ein Beispiel.
Trierer Bischof: Von Katharina Kasper lernen, das eigene Leben nicht für zu klein erachten
Am Gottesdienst und dem Fest der Begegnung nahmen zahlreiche Gäste teil, darunter Vertreter verschiedener Ordensgemeinschaften und mehrere Bischöfe aus Deutschland und der Weltkirche. Unter anderem waren Weihbischof Manfred Grothe, ehemaliger Administrator des Bistums Limburg, und Altbischof Franz Kamphaus dabei, der mit großem Applaus begrüßt wurde. Bei dem Fest konnten Besucher unter anderem mit einem Katharina-Kasper-Express Stationen der neuen Heiligen wie den Heilborn kennenlernen oder Kinder konnten auf einer großen Hüpfburg toben.
Bischof Stephan Ackermann aus Trier merkte mit einem Augenzwinkern an, dass das Bistum Limburg nun ernten dürfe, was in Trier geboren wurde. Denn als Katharina geboren wurde, gehörte dieser Teil des Westerwalds noch zum Bistum Trier. Von Katharina könne man, so Ackermann, in Bezug auf ihr Lebenswerk und ihre Strahlkraft lernen, „dass man das eigene Leben nicht für zu klein erachten sollte“.
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