LIMBURG, 29.08.2022
Wo geht´s denn hier zum Dom?
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Schon von weitem ist das rötliche Gebäude mit seinen sieben Türmen gut zu erkennen: Der Limburger Dom erhebt sich auf einem Felsen hoch über der Lahn. „Wo geht´s denn hier zum Dom?“ ist sicherlich eine der meistgestellten Fragen von Touristinnen und Touristen in der Limburger Altstadt. Doch nicht nur das Gotteshaus selbst lohnt einen Besuch. Auf dem Weg hinauf zur Bischofskirche gibt es in der Altstadt und auf dem Domberg für Besucherinnen und Besucher einiges zu entdecken.
Geister abwehren und Sünden erinnern
Wer die Altstadt vorbei an der Steinfigur des heiligen Johann von Nepomuk über die alte Lahnbrücke betritt, wird in der Brückengasse von sieben hölzernen Fratzengesichtern begrüßt. Die Köpfe sind Schnitzereien an der Fassade des Fachwerkhauses mit der Nummer 9. Sie stellen die sieben biblischen Totsünden Hochmut, Neid, Unmäßigkeit, Geiz, Wollust, Zorn und Trägheit dar und geben dem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 16. Jahrhundert seinen Namen: das Haus der sieben Laster. Angebracht wurden die Gesichter vermutlich ursprünglich zur Abwehr böser Geister. Außerdem sollten sie die Pilgerinnen und Pilger, die über die Lahnbrücke zum Dom zogen, an ihre Sünden erinnern. Ganz in der Nähe ist die Gasse Römer. Dort befindet sich das Haus Römer 2-4-6, das älteste Fachwerkhaus der Altstadt und eines der ältesten freistehenden Fachwerkhäuser Deutschlands. Der älteste Teil des gotischen Fachwerkhauses stammt aus dem Jahr 1289. Bereits zuvor stand an dieser Stelle ein Haus, das allerdings beim großen Stadtbrand 1289 vernichtet wurde. Hinter dem Römer 2-4-6 sind die Überreste eines jüdischen Kultbades, eines sogenannten Mikwe, zu sehen. Ein Bronzemodell veranschaulicht das frühere Aussehen dieses Gebäudeensembles.
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Bistumsgeschichte wird lebendig
Vorbei am Fischmarkt mit seinen kleinen Restaurants und Cafés und der großen Fischfigur an einer Hauswand geht es hinauf zum Domberg. Auf der rechten Seite des Weges, an der Domstraße 12, liegt das Diözesanmuseum. Das 1903 gegründete Museum zeigt in acht Räumen sowie auf dem Außengelände Kunstwerke und Dokumente zur Geschichte des Bistums Limburg. Zu sehen ist hier unter anderem der Domschatz der Diözese, zu der die Staurothek gehört; eine byzantinische Kreuzlade, in deren Innerem ein Splitter vom Kreuz Jesu aufbewahrt wird. Außerdem finden sich im Museum liturgische Geräte und Gewänder sowie Gemälde und Skulpturen der verschiedenen Jahrhunderte. Seit dem Jahr 2019 gehören zum Museum auch Teile des Bischofshauses, das unter dem früheren Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst entstanden ist. Das Erdgeschoss der ehemaligen Bischofswohnung und die angrenzende Kapelle „Maria mit den Aposteln im Abendmahlssaal“ sind Bestandteile des Diözesanmuseums und im Rahmen eines regulären Museumsbesuch zu besichtigen. Die Kapelle ist architektonisches und spirituelles Kernstück des Gebäudekomplexes und besticht durch ihre großformatigen Buntglasfenster, deren Motive von Johannes Schreiter entworfen wurden. Das ehemalige Arbeitszimmer der Bischofswohnung dient der Präsentation zur annähernd zweihundertjährigen Geschichte des Bistums, während das ehemalige Wohnzimmer für Sonderausstellungen verwendet wird.
Auf dem Außengelände des Museums lädt der Mariengarten mit vier quadratischen Feldern zum Verweilen ein. Namensgebend ist die große Marienskulptur der Frankfurter Künstlerin Franziska Lenz-Gerharz, die in der Mittelachse des Gartens angebracht ist. Der Garten befindet sich an der Westspitze der Limburger Nonnenmauer. Das alte Gemäuer, das den Garten umgibt, geht auf die karolingische Burgmauer zurück, die die Burg und den Stiftsbering befestigte. Etwa im Bereich des Teehauses befand sich bis ins 16. Jahrhundert ein Tor, das in die Stadt führte. Im Garten befindet sich ein klassizistisches Gartenhäuschen; ein Überbleibsel der Gärten der Limburger Patrizier und Adelsfamilien im Stiftsbezirk. Direkt davor sprudelt Wasser aus einem würfelförmigen Brunnen mit der lateinischen Inschrift „Der Mund der Weisheit ist ein rauschender Bach“. Als menschliche Hommage an die göttliche Schöpfung sind im Garten zahlreiche fruchttragende Bäume, wie beispielsweise Äpfel-, Birnen-, Kirsch- und Kastanienbäume geplanzt. Darüber hinaus gibt es einen Kreuzweg mit quadratischen Bronzeplatten der Künstlerin Franziska Lenz-Gerharz. Neben den traditionellen 14 Stationen hat Lenz-Gerharz eine 15. Platte geschaffen, die sich am Eingang des Mariengartens befindet und den Engel Gabriel darstellt, der den Frauen am Grab die frohe Botschaft der Auferstehung verkündet. Das Diözesanmuseum ist von April bis Dezember jeweils Dienstag bis Samstag von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen sind Besuche von 11 Uhr bis 17 Uhr möglich.
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Das Limburger Bischofshaus
Am Museum vorbei geht es weiter bergauf entlang der historischen Stadtmauer, hinter der die mit dunklem Basalt verkleidete Kapelle „Maria mit den Aposteln im Abendmahlssaal“ hervorblitzt. Am Ende der Mauer und schräg gegenüber des Georgdoms befindet sich die Alte Vikarie. Das historische Fachwerkhaus aus dem Jahr 1428 thront auf einem Bruchsteinsockel. Es ist der Dienstsitz des Bischofs von Limburg und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing. Gemeinsam mit dem ehemaligen Domküsterhaus sowie dem Neubau des Bischofshauses aus dem Jahr 2013 gehört es zum Gebäudekomplex des Bischofsitzes. Am Eingang ist ein großes Bronzeportal zu sehen. Darauf abgebildet sind die Patrone des Bistums: die heilige Maria Katharina Kasper, Gründerin der Dernbacher Schwestern, der heilige Georg, der heilige Nikolaus sowie die heilige Hildegard von Bingen. In der Mitte sind das Wappen des Bistums Limburg sowie ein Bischofshut mit Quasteln zu sehen.
Schon fast am Dom angelangt, fällt der Blick auf eine kleine Kapelle auf der linken Seite des Domplatzes: die Michaelskapelle. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 13. Jahrhundert befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Domfriedhofs. Ursprünglich wurde sie als Friedhofskapelle, Beinhaus sowie ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Wohnung für den städtischen Totengräber genutzt. Heute finden hier verschiedene kulturelle Veranstaltungen des Bistums statt. Rechts neben der Michaelskapelle führt ein schmaler Pfad zu einer Aussichtsplattform mit Blick über die Lahn und die Lahntalbrücke.
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Vom Kanonikerstift zur Bischofskirche
Zurück am Domplatz sind die Besucherinnen und Besucher beim Wahrzeichen der Stadt angelangt, dem Limburger Dom. Am Portal der rot-braunen Kathedrale sind die Patrone des Domes, der Drachentöter St. Georg und der heilige Nikolaus zu sehen. Eine Besonderheit des Gebäudes sind seine sieben Türme: drei große, davon zwei am Hauptportal und einer über der Vierung sowie vier kleine. Die Zahl der Türme hat eine besondere Bedeutung. Sieben steht für die Anzahl der Sakramente. Die Zahl zwölf (drei mal vier) symbolisiert die zwölf Apostel sowie das zwölftorige Jerusalem. Erbaut wurde die Kathedrale von etwa 1180 bis 1221. Im Inneren des Domes erinnert ein großes Tischgrab an den 948 verstorbenen Graf Konrad Kurzbold, den Stifter und Erbauer der ersten Vorgängerkirche des Domes. Kurzbold gründete 910 auf dem Gelände seiner Burg einen Kanonikerstift. Dieser wurde später durch einen im Jahr 1058 geweihten Nachfolgebau ersetzt und erweitert. Ab 1180 wurde an dieser Stelle die heutige Kathedrale gebaut, die 1235 geweiht wurde. Vom Vorgängerbau wurde dabei nur so viel abgebrochen, wie notwendig war, um den neuen Bauplan zu verwirklichen. Im Inneren der heutigen Bischofskirche gibt es viel zu entdecken, vom Taufbecken, das aus der Bauzeit des Domes stammt, dem Rundfenster auf der Westseite oder dem Stammbaum der Heiligen Familie.
Am besten entdecken kann man das Gotteshaus bei einer Domführung. Die Domschwestern von der geistlichen Familie „Das Werk“ erläutern dabei lebhaft und anschaulich die Besonderheiten und Symbolik des Bauwerks. Auch für Kinder bieten sie spezielle Führungen an. Der Limburger Dom ist von April bis Oktober von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Während der Winterzeit von November bis März sind die Öffnungszeiten von 9 Uhr bis 17 Uhr. Domführungen können vereinbart werden unter domfuehrungen-limburg@bistum-limburg.de sowie telefonisch (06431) 929 799 50.