LIMBURG, 03.05.2020
Zeichen der Hoffnung
Statt vor der Kamera, nun wieder vor Menschen: Am Sonntag, 3. Mai, hat Weihbischof Dr. Thomas Löhr den ersten Gottesdienst unter Corona-Auflagen im Limburger Dom gefeiert. Wo sonst 300 Menschen im Dom zusammenkommen, waren es an diesem Sonntag etwa 70 Personen. Dennoch sei es ein Zeichen der Hoffnung, ein Schritt nach vorne, sagte der Limburger Weihbischof.
Vieles war anders als gewöhnlich. Bereits vorab mussten sich die Gottesdienstbesucher bei der Dompfarrei anmelden. Ordner am Haupteingang und an den Seiteneingängen führten die Gläubigen zu freien Sitzplätzen. Um den Mindestabstand zu gewähren, konnte nur jede zweite Bankreihe besetzt werden. Einzelne Gottesdienstbesucher mussten mit einem Mindestabstand von 1,50 Meter voneinander entfernt Platz nehmen, Familien oder Personen aus einem gemeinsamen Hausstand konnten dagegen zusammen sitzen.
Zulächeln zum Friedensgruß
Der Leiter der Limburger Domsingknaben Andreas Bollendorf begleitete die Messe musikalisch. Der Gemeindegesang wurde durch das gemeinsame Sprechen der Texte ersetzt. Und auch für das Händereichen beim Friedensgruß gab es eine Alternative: Weihbischof Löhr lud die Gläubigen dazu ein, sich gegenseitig zuzulächeln.
Damit die Gottesdienstteilnehmer auch bei ihrem Gang zur Kommunion den Mindestabstand einhalten konnten, gab es Markierungen auf dem Boden. Weihbischof Löhr teilte die Kommunion mit Mundschutz aus. Auf den einzelnen Spendedialog wurde verzichtet, stattdessen hatten die Gläubigen den Dialog zuvor gemeinsam gesprochen.
Eine neue Weltsicht










Die Corona-Pandemie hat vieles verändert und erfordert bei vielen Themenbereichen ein Umdenken. Darüber sprach Weihbischof Löhr in seiner Predigt. „Positiv fiel mir gleich am Anfang auf, dass sich der Umgangston änderte. Die Mitteilungen an den geschlossenen Läden, Restaurants, Geschäften begannen: „Aus Sorge um euch und um eure Gesundheit“. Und endeten: „Passt auf eure Familie gut auf! Bleibt gesund!“ Ob nach der Krise etwas davon bleibt?“, fragte er. Ihn habe die Krise außerdem dazu bewogen, mehr über die Sprache nachzudenken. „Bleibt zuhause! Das heißt für die einen: Schön, in der Familie zu sein; für andere ist das Homeoffice […] Doch was heißt das für die, die kein Zuhause haben? Für die Wohnungslosen in unserer Gesellschaft?“
Die Krise werfe grundlegende Fragen auf. Es brauche eine neue Weltsicht. „Meine große Sorge ist, dass jeder dann auf dem Scheiterhaufen der schlimmen Erfahrungen sein eigenes Süppchen kocht und nur dieselbe Agenda weiterführen will, die er sowieso und immer schon hatte“, sagte der Limburger Weihbischof. So wie Deutschland in den letzten Wochen zusammengestanden habe, sollten nun auch die Länder solidarisch zusammenhalten. „Auch das ist Aufgabe unserer Verkündigung: Die Erde braucht den Himmel, denn sie ist von Grenzen zerteilt, die vielen Millionen zum Verhängnis werden. Der Himmel hingegen geht als der eine über allen auf“, so der Weihbischof.
Der Apostel Petrus verkündete die Auferweckung Jesu. In der Antwort auf die Frage der Menschen, was sie tun sollten, rief er dazu auf „Kehrt um!“ Diesen Aufruf habe er von Jesus selbst übernommen und wie dieser selbst das Heil verkündet. Umkehr, das bedeute eine Änderung der eigenen Lebensauffassung. „Heute am Sonntag des Guten Hirten sollten wir alle, jede und jeder, unsere Berufung erkennen: Dass wir – wie Petrus damals – unserer Welt diese gute Nachricht sagen und leben“, sagte der Weihbischof.
Ein besonderes Gemeinschaftsgefühl
Nach knapp acht Wochen war es der erste Gottesdienst im Limburger Dom. Ungewöhnlich, aber dennoch feierlich, so beschrieben viele Teilnehmer die Atmosphäre. „Auch wenn es eine befremdliche Wirkung durch den Mund-Nase-Schutz hatte, bin ich dennoch froh, Gottesdienst wieder in einer Gemeinschaft feiern zu können“, meinte ein Gottesdienstbesucher. Auch Weihbischof Löhr hat sich über die Gemeinschaft gefreut. „Das Beieinandersein, sich in die Augen schauen zu können und zu hören, dass wir gemeinsam beten – das ist etwas Besonderes“, sagte er nach der Messe.