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LIMBURG, 03.03.2017

Neue Perspektiven wagen

Erstes Hirtenwort von Bischof Dr. Georg Bätzing.

LIMBURG.- Für einen grundlegenden Perspektivwechsel in der Pastoral plädiert der Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, in seinem ersten Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit 2017. Es gehe darum, von einer "abwartenden Versorgungshaltung hin zu wachsendem Engagement zu kommen, vom besorgten Kümmern um den Selbsterhalt hin zu gastfreundlicher Offenheit und einer dienenden Bereitschaft, von hohen Erwartungen anderen gegenüber hin zum selbstbewussten Handeln aus der eigenen Taufwürde heraus", zu kommen.

Geduld, gegenseitiges Vertrauen und Ermutigung

Ein solcher Perspektivwechsel könne nicht von heute auf morgen gelingen. "Neben der Freude daran, Neues zu wagen und auszuprobieren, brauchen wir viel Geduld miteinander, nicht zuletzt mit den Fehlern, die wir unterwegs machen werden. Und wir brauchen viel gegenseitiges Vertrauen und Ermutigung. Dies möchte ich Ihnen geben, denn ich bin fest überzeugt, dass der Herr uns den Weg in die Zukunft zeigt und uns begleitet", schreibt Bätzing. Er vertraut darauf, dass Gott die Kirche so formen wird, damit Menschen heute Trost im Glauben erfahren, Hoffnung schöpfen und die barmherzige Liebe Gottes entdecken.

Auf die Lebenswirklichkeit der Menschen schauen

Nach Auffassung des Bischofs gibt es drei Elemente, die helfen können eine neue Perspektive zu gewinnen. Er lädt dazu ein, auf die konkrete Lebenswirklichkeit der Menschen, die auf dem Gebiet der Pfarrei leben, zu schauen. "Erst wenn wir mit den Menschen sprechen und gemeinsam herauszufinden versuchen, wie sie die Dinge sehen, was sie selbst tun können und welche Unterstützung sie sich von anderen und auch von uns erhoffen, dann wird uns deutlicher werden, wozu Gott an diesem konkreten Ort Kirche braucht", so Bätzing.

Sich unter das Wort Gottes stellen

Der Bischof wünscht sich, dass das Wort Gottes künftig noch mehr in den Mittelpunkt des Pfarreialltags gestellt wird. Die intensive Beschäftigung mit der Heiligen Schrift soll zu einem regelmäßigen Bestandteil von Treffen und Sitzungen werden. Es gehe um mehr als um einen Impuls und es gehe auch um mehr als darum, gemeinsam in der Bibel zu lesen. "Wir wollen uns unter Gottes Wort stellen, das lebendig ist, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, wie der Hebräerbrief sagt. Jesus selbst begegnet uns darin. Er spricht uns an, und in seiner Gegenwart können wir uns gemeinsam vergewissern, wozu er uns anstiftet", schreibt Bätzing.

Die Feier der Heiligen Messe weiter hoch schätzen

Im Kern gehe es darum, bei Jesus in die Schule zu gehen. Von ihm gelte es zu lernen, sich für Gott und die Menschen einzusetzen. Es gehe darum, so zu geben, dass auch andere geben wollen. Dies sei die Grundhaltung Jesu, mit der in jeder Heiligen Messe für die Gläubigen gegenwärtig werde und uns dazu einlade, sich ihm anzuschließen. "Darum bitte ich Sie, die Feier der Heiligen Messe am Sonntag weiter hoch zu schätzen. Denn mehr als durch all unser Tun werden wir durch den Tod und die Auferstehung Jesu zu seiner Kirche geformt und untereinander geeint", so Bischof Georg.

Auf das schauen, was neu wächst

Gut sechs Monate nach seiner Bischofsweihe und Amtseinführung am 18. September 2016 ist Georg Bätzing gut im Bistum angekommen. Er lerne das Bistum mit seinen lebendigen Traditionen, mit dem Reichtum an unterschiedlichen Prägungen in den elf Bezirken und mit so vielen engagierten Menschen jeden Tag etwas mehr kennen. Das große Vertrauen, mit dem er in der Diözese aufgenommen worden sei, beeindrucke ihn sehr, mache ihn froh und stärke ihn in seinem Dienst. Dafür danke er von Herzen.
 

Überdeutlich ist für ihn der Umbruch in der Kirche erkennbar. Seit vielen Jahren sei klar, dass es ein einfach so weiter für die Kirche nicht geben kann. Daher müsse vermehrt auf das geschaut werden, was neu wachse und wo Kirche den Menschen mit ihren Anliegen und Nöten begegne. "Wo Menschen sich für andere einsetzen, da folgen sie der Spur Jesu. Da wachsen sie persönlich im Glauben. Und da wächst, sozusagen nebenbei, auch Kirche", so Bätzing. Viel zu oft sei man in den Pfarreien heute damit beschäftigt, vertraute Formen zu retten, als danach zu fragen, wie man Menschen neu mit der Botschaft des Evangeliums in Berührung bringen kann. In den Pfarreiwerdungsprozessen und im Prozess der lokalen Kirchenentwicklung sieht der Bischof Antworten auf die Krisenphänomene einer kirchlichen Umbruchszeit.

Eine Chance für eine neue Verwurzelung im Glauben

In der Pfarrei neuen Typs sieht der Bischof die Chance für eine neue, tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben. Die Weite der größeren Pfarreien und die Nähe zu den Menschen müssten sich nicht ausschließen. Die Pfarrei neuen Typs sei der Rahmen, den es brauche und in dem nun nach neuen Formen und Zugängen zu den Menschen gesucht werde. Die entscheidende Zukunftsfrage sei jedoch die, wie es gelingen kann, dass unter den heutigen Bedingungen Kirche vor Ort wachsen und das Evangelium weitergegeben werden kann. "In den großen Räumen der neuen Pfarreien ist eher davon auszugehen, dass sich neue Formen von Gemeindeleben entwickeln können, weil Menschen aus unterschiedlichen Interessen heraus ihren Glauben beziehungsreich leben", so der Bischof. Die Pfarrei neuen Typs werde sich dann zu einem Netzwerk mit unterschiedlichen Erfahrungen von Kirche entwickeln, die einander ergänzen und bereichern.

Das gesamte Hirtenwort von Bischof Dr. Georg Bätzing können Sie hier nachlesen. (StS)

Das Hirtenwort in Gebärdensprache

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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