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FRANKFURT, 18.08.2019

Ein Heiligtum Gottes ist wieder bewohnbar

Freudentag für Stadt und Kirche: Nach acht Jahren wurde St. Leonhard wiedereröffnet und präsentiert sich schöner und anmutiger denn je.

Eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Stadt Frankfurt – und doch viel mehr: Die St. Leonhardskirche, ein kunsthistorisches und stadtgeschichtliches Juwel, ist auch und vor allem seit 800 Jahren ein „Ort der Gottesverehrung und der Gotteserinnerung, zumal in dieser säkularen Stadt“, wie der Limburger Bischof Georg Bätzing hervorhebt. Ein Ort, an dem sich über die Jahrhunderte Menschen im Glauben versammelt haben, um Heil, Trost und Fürsorge zu erfahren.

Am Sonntag, 18. August, wurde dieses Kleinod zum ersten Mal nach achtjähriger Renovierung wieder für einen Gottesdienst genutzt, ein Gottesdienst, der nicht nur an das achthundertjährige Weihejubiläum vom 15. August 1219 erinnerte, sondern auch die Kirche der Leonhardsgemeinde und der Stadt in neuem Glanz zurückgibt. Schon zwei Stunden vor der Eröffnung drängten die Gläubigen in die Kirche, nur 280 fanden in dem kleinen Gotteshaus Platz. Andächtig bewunderten sie die frisch renovierten Altäre und genossen die neue Leichtigkeit und Anmut, die diese älteste Kirche in der Frankfurter Innenstadt nach der Komplettsanierung ausstrahlt.

Bei der feierlichen Weihe des neuen Altars erinnerte der Bischof an mindestens zehn gründliche Einschnitte in der Bau- und Nutzungsgeschichte der Kirche am Main. Umbauten, Renovierungen, Erweiterungen, Wiedereröffnungen und Altarweihen kennt diese wohl zuhauf. Für die Gläubigen heutzutage ist es ein besonderes Ereignis, wenn der schlichte Tisch mit Weihwasser besprengt, gesalbt und Weihrauch auf ihm verbrannt wird. Erst damit gewinnt er seine eigentliche Bedeutung als „Tisch des Herrn, Sammlungspunkt des Volkes Gottes, Mitte von Dank und Bitte“ und strahlt damit weit hinaus über die kostbare Architektur, die Bedeutung der Kunstwerke und die 800-jährige Geschichte mitten in der Stadt.

Herausragende historische Bedeutung

Auf die langen und umfangeichen, aber notwendigen Sanierungsarbeiten verwies Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker. „Die Kirche St. Leonhard ist eines der bedeutendsten und beeindruckendsten Denkmäler der Stadt Frankfurt. Sie hat eine herausragende historische Stellung“, betonte er.

Bei den seit 2011 laufenden Sanierungsarbeiten konnte unter der nördlichen Seitenapside in zwei Metern Tiefe ein Stück des romanischen Vorgängerbaus ausgegraben werden, und es war möglich, Bauteile eines weiteren, noch älteren Gebäudes nachzuweisen. In der zum Main gelegenen Seitenapside wurde eine als Sensationsfund geltende Figurengruppe aus der Spätgotik, die drei klagende Menschen darstellt, gefunden.

Beim weiteren Ausgraben des bisherigen Kirchenbodens wurde ein „Atzmann", eine steinerne, fast mannsgroße Figur, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, freigelegt. Der „Atzmann“ stand vermutlich in der Nähe des Altars und trug die Bibel oder liturgische Bücher. Auch konnten Reste einer Wandmalerei gefunden werden, die auf die frühere Außenmauer der Sakristei aufgemalt waren. St. Leonhard verbarg viele außergewöhnliche Schätze.

„Die herausragende historische Stellung von St. Leonhard ist 800 Jahre später durch die Funde im Rahmen der Arbeiten nur noch weiter unterstrichen worden“, betonte Becker. „Jetzt endlich, nach den langjährigen Arbeiten, die durch unvorhersehbare Überraschungen wie auch durch die gefundenen historischen Schätze immer wieder verzögert wurden, kann die Kirche in neuem Glanz erstrahlen.“

Spätromanische Basilika und Pilgerkirche

Als spätromanische Basilika ist St. Leonhard 1219 als Pilgerkirche auf dem historischen Jakobsweg und dem Weg nach Jerusalem errichtet und später gotisch umgebaut worden. Für ihren Bau schenkte der Stauferkönig Friedrich II. der Stadt das Grundstück, was aus einer Urkunde aus dem Jahr 1219 hervorgeht, die zur Zeit im Dommuseum in der Ausstellung „Schätze aus dem Schutt – 800 Jahre St. Leonhard“ zu sehen ist.  St. Leonhard ist somit nach dem Dom die zweite Stiftskirche Frankfurts. Den Zweiten Weltkrieg hat die Kirche ohne größere Schäden überstanden. Trotzdem musste die Dotationskirche St. Leonhard in den vergangenen Jahren umfangreich saniert und renoviert werden.

Die Dotationsverpflichtung der Stadt Frankfurt ist in Deutschland einmalig: In den sogenannten Dotationsurkunden hat der Rat der Freien Reichsstadt Frankfurt 1830, damals ein souveräner Staat, den Kirchen zugebilligt, die Gebäude dauerhaft in gutem Zustand zu erhalten. Aus diesem Grund befinden sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts acht evangelische und katholische Innenstadtkirchen im Eigentum der Stadt. Heute geht das Engagement der Stadt weit über die Bauunterhaltung hinaus, denn die Dotationsverpflichtung ist für die Stadt, so Uwe Becker, auch ein Bekenntnis zur eigenen Kulturgeschichte.

11,5 Millionen zahlt die Stadt für die Renovierung

Von 2005 bis 2008 wurde das Äußere der Kirche St. Leonhard aufwändig saniert, die Kosten lagen bei rund 3 Millionen Euro. Von 2011 bis 2019 wurde das Innere der Kirche saniert. Die Gesamtkosten für die Innensanierung liegen bei rund 11,5 Millionen Euro.

Bischof Bätzing dankte der Stadt ausdrücklich für ihr großes Engagement. Dass diese Kirche „nach Jahren großer Mühen und Kosten“ der Stadt, ihren Bürgern und abertausenden Gästen und Besuchern und den katholiischen Gläubigen zurückgegeben werden könne, sei ein großes Geschenk: „Wir dürfen dieses Heiligtum Gottes wieder bewohnen. Wir dürfen hier wieder Kraft finden in Gott.“

 

Nach dem 18. August 2019 bleibt die Kirche nochmals für drei Wochen geschlossen. Auch die nördliche Vorhalle wird wegen statischer Probleme und weiterer Restaurierungsarbeiten vorerst nicht zugänglich sein. Erst ab September werden wieder regelmäßig Heilige Messen in St. Leonhard gefeiert.

Sonntags um 11.30 Uhr gibt es ab 8. September eine Heilige Messe des Kirchorts St. Leonhard.

Die Internationale Englischsprachige Gemeinde lädt ab 14. September jeweils samstags um 18 Uhr zu einer Messe in englischer Sprache, vorwiegend für internationale Besucher der Stadt, nach St.  Leonhard ein.

Die Französischsprachige katholische Gemeinde feiert ab 15. September in St. Leonhard zweimal monatlich sonntags um 18 Uhr Gottesdienst.

Die Heilige Messe im Alten Ritus in lateinischer Sprache, die vor der Renovierung regelmäßig in St. Leonhard gefeiert wurde, bleibt künftig in der Kirche Deutschorden, Brückenstr. 5, jeden Sonntag um 18 Uhr.

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