LIMBURG, 20.09.2019
Gelobt sei Gott
Eins vorweg: Wer einen vergnüglichen Kinoabend erleben will, der sollte den Film „Gelobt sei Gott“ von Francois Ozon nicht wählen. Dies ist zumindest die Erfahrung von mehr als einhundert Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich in besonderer Weise in der Präventionsarbeit vor sexualisierter Gewalt im Bistum Limburg engagieren, und die die Gelegenheit nutzten, den Film bei einer Preview in Limburg bereits vor dem offiziellen Kinostart am 26. September zu sehen.
„Der Film macht betroffen. Er führt uns vor Augen, wie sich sexueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt ein Leben lang auf die Opfer auswirkt. Er führt uns das Versagen der katholischen Kirche und kirchlicher Würdenträger vor Augen“, sagte Stephan Menne, Leiter der Koordinierungsstelle Prävention vor sexualisierter Gewalt im Bistum Limburg und Präventionsbeauftragter der Diözese. Gemeinsam mit dem Filmverleih Pandora und dem Kino Cineplex in Limburg hatte er die Preview am 10. September ermöglicht.
Der Film, der starke Bilder benutzt und damit eine große emotionale Wucht entfaltet, ist eine erschütternde Bestandsaufnahme der Versäumnisse der Kirche in Frankreich und ein Plädoyer für Mut und Zusammenhalt. Er nimmt die Zuschauer mit und versetzt sie in die Situation der Betroffenen. Er zeigt sehr sensibel, wie weit die schmerzlichen Erfahrungen der Kindheit und die fehlende Aufklärung und Aufarbeitung reichen. Er zeigt, wohin der Missbrauch von Macht und Vertrauen und das bewusste Ausnutzen einer Machtposition führen können. Der Film erzählt zudem vom Kampf und vom Mut der Opfer, die Aufklärung, Aufarbeitung und Antworten auf ihre Fragen wollen.
Prävention stärken
Im Anschluss an die Preview gab es ein Podium mit Dr. Ursula Rieke, beauftragte Ansprechperson bei Missbrauchsverdacht im Bistum Limburg, mit Silke Arnold, Präventionsbeauftragte im Bistum Limburg, mit Helga Martin vom Verein „Gegen unseren Willen“ in Limburg sowie mit Domkapitular Wolfgang Rösch, Generalvikar des Bischofs von Limburg. In dem Gespräch ging es um die Aufarbeitung und Aufklärung von Missbrauchsfällen im Bereich des Bistums Limburg. Es ging um die Frage, warum Opfer oft Jahrzehnte brauchen, um über das Leid, das ihnen zugefügt wurde, sprechen zu können. Es ging um Begriffsdefinitionen, um etablierte Standards und vor allem auch darum, Wege aufzuzeigen, die Opfern helfen.
Am Ende der Preview stand die Einladung von Stephan Menne den Film zu nutzen, um Prävention zu stärken und für Missbrauch in der Kirche zu sensibilisieren: „Arbeiten Sie mit dem Film und machen Sie ihn zum Thema. Schaffen Sie Raum, damit Fragen gestellt werden und eine Kultur der Achtsamkeit im Bistum Limburg weiter wachsen kann. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass Missbrauch verhindert wird, Prävention geschieht und Aufklärung transparent erfolgt.“
Das Haus am Dom in Frankfurt zeigt den Film am Tag des deutschlandweiten Kinostarts, am 26. September, im Cinema Kino am Roßmakt in Frankfurt am Main und kommentiert ihn.
Weitere Informationen zur Prävention und zu den Angeboten der Koordinierungsstelle Prävention vor sexualisierter Gewalt gibt es im Internet unter www.praevention.bistumlimburg.de. Dort finden sich Ansprechpartner, Links und die Anmeldemöglichkeit zum informativen Newsletter.