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USINGER LAND, 15.12.2021

Die Chance eines Aufbruchs

Es geht letztlich um die Menschen, nicht um die Gebäude: Darin sind sich die Verantwortlichen in der Pfarrei St. Franziskus und Klara, Usinger Land, einig, die jetzt gemeinsam eine Immobilienstrategie beschlossen haben.

Kirchliches Leben vor Ort soll in der gesamten Fläche der Großpfarrei St. Franziskus und Klara, Usinger Land, möglich bleiben: Unter dieser Prämisse stehen die einstimmigen Beschlüssse der Gremien, mit denen der seit 2018 beratene Prozess einer kirchlichen Immobilienstrategie jetzt beendet worden ist. Eine Zentralisierung auf lediglich drei von elf Kirchorten nach einem ersten Entwurf aus 2019 ist zwar nicht mehr Bestandteil des Konzeptes, aber es wird Änderungen geben, bedingt durch einschneidende Entwicklungen in den pastoralen und finanziellen Rahmenbedingungen. Das Gebäudekonzept der Pfarrei und die Beschlüsse sollen zeitnah über die Homepage https://franziskus-klara.de einsehbar sein.

Kommunikation als zentraler Bestandteil

Aufgrund der Coronapandemie und dem Pfarrerwechsel war der Prozess im Frühjahr dieses Jahres neu aufgerollt worden, bisherige Planungen wurden kritisch hinterfragt und auf Basis der gegebenen Notwendigkeit zum Handeln Entscheidungen getroffen. „Die Kommunikation war ein zentraler Bestandteil des aktuellen Prozesses“, berichtet Pfarrer Tobias Blechschmidt. In den ersten Wochen seiner Tätigkeit hat er mit allen Ortsausschüssen das Gespräch gesucht und für einen gemeinsamen Weg geworben. Auch durch die Thematisierung in den Gottesdiensten wurden die Gläubigen sensibilisiert. Schließlich wurden zwei Gremien gebildet, in denen die aktuellen Entscheidungen beraten und vorbereitet wurden. Das erste Gremium bestand dabei aus Engagierten der einzelnen Kirchorte, das zweite aus Mandatsträgern der Gremien und Mitgliedern des Pastoralteams. „In beiden Gremien herrschte eine extrem gute und offene Gesprächsatmosphäre, in der alle Denkmodelle erlaubt waren. „Das hat Mut gemacht und begeistert!“, berichtet Verwaltungsleiter Michael Herden, der diesen Prozess begleitet und moderiert hat.

Nach den Beratungen wurden die Ergebnisse dem Pfarrgemeinderat und dem Verwaltungsrat zur Abstimmung vorgelegt. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Dr. Manfred Koch bezeichnet das entsprechende Dokument passend als einen Koalitionsvertrag, denn schließlich handelt es sich um eine Willenserklärung, da alle anstehenden Maßnahmen formal einzeln beschlossen und umgesetzt werden müssen.

Kirchliches Leben vor Ort gestalten

„Die Tatsache, dass sowohl die beiden vorbereitenden Gremien als auch Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat die notwendigen Beschlüsse alle einstimmig getroffen haben, ist dabei nicht selbstverständlich, sondern zeigt, in welch ehrlicher, vertrauensvoller und wertschätzender Atmosphäre die Verhandlungen gelaufen sind.“, berichtet Blechschmidt. „Wir haben jetzt noch die Chance, mit finanzieller Unterstützung des Bistums kirchliches Leben vor Ort zu gestalten. Diese wollen wir aktiv nutzen.“, bestärkt der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Ingo Ley und weist damit auf die Offensive hin, in die die Pfarrei bei diesen Maßnahmen mit Pfarrer Blechschmidt geht.

Auch im Umgang mit Immobilien, die nicht wie bisher erhalten bleiben können, zeigen sich Pfarrer und Gremien ergebnisoffen. Nicht nur ein Verkauf spielt hier eine Rolle. Auch andere Modelle, wie Erbpacht oder kooperative Gebäudenutzungen werden mitgedacht. An verschiedenen Orten haben Gemeindemitglieder bereits innovative Ansätze, wie die Zukunft vor Ort gestaltet werden kann. „Hier bietet sich auch die Möglichkeit, unserer Rolle nach gesellschaftlicher Verantwortung nachzukommen“, meint Blechschmidt. So wolle man auch auf Kommunen und Vereine zugehen, inwieweit man sich gegenseitig mit den jeweiligen Ressourcen und Möglichkeiten unterstützen und Immobilien kooperativ nutzen könne.

Aufbruch statt Abbruch

„Es geht um die Chance eines Aufbruchs und nicht um einen Abbruch, gerade da, wo wir uns jetzt dieser herausfordernden Situation stellen müssen. Wir sollten, auch wenn es herausfordert, offensiv handeln, um uns den Gestaltungsspielraum nicht zu nehmen. Denn letztendlich geht es nicht um die Gebäude, sondern die Menschen“, resümiert Blechschmidt. Da der Weg der Veränderung nicht ohne schmerzhafte Entscheidungen auskommt, möchte der Vorstand des Pfarrgemeinderates auch Trauerarbeit leisten und die Menschen vor Ort begleiten, wo Umbrüche sichtbar werden. Der Perspektivwechsel vom reinen Blick auf die Immobilien hin zu den Menschen, um Gestaltungsräume zu ermöglichen, soll in dieser Umbruchszeit helfen.

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