Installation: Mitten unter uns
Die individuell gestalteten Holzfiguren in den Kirchenbänken verdeutlichen die statistische Anzahl Betroffener von sexualisierter Gewalt, wenn das Kirchengebäude voll besetzt ist. „Rund zehn Prozent der Menschen in unserer Gesellschaft sind im Laufe ihres Lebens von sexualisierter Gewalt betroffen. Viele Menschen, die dieses Leid erfahren haben, bleiben mitten unter uns oft unsichtbar“, sagt Silke Arnold, Leitung Fachstelle gegen Gewalt. „Die Figuren sollen deutlich machen, dass Betroffene überall präsent sind, dass es Menschen aus allen Schichten und Altersklassen sind und dass wir, ohne es zu wissen, neben einer Person sitzen könnten, die sexualisierte Gewalt erlitten hat oder ihr noch immer ausgesetzt ist“, so Arnold.
Haltungswandel nötig
Die Kirche trage eine besondere Verantwortung, da in ihren eigenen Reihen über Jahre hinweg zahlreiche Fälle sexualisierter Gewalt stattfanden, die Taten vertuscht und Täter versetzt wurden, so Hildegard Wustmans, Bischöfliche Bevollmächtigte des Bistums Limburg. „Viele Betroffene wurden nicht gehört, ihr Leid nicht ernst genommen und viele bleiben bis heute stumm. Es ist sehr wichtig, dass sich das ändert und wir uns für Sensibilisierung und Haltungswandel einsetzen“, sagt Wustmans. 2020 beschloss die Deutsche Bischofskonferenz verbindliche Kriterien für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland. Die Bistümer Limburg und Fulda richteten einen Betroffenenbeirat ein, der strukturell am Aufarbeitungsprozess beteiligt ist. Die Zitate auf den hölzernen Figuren stammen von Mitgliedern aus diesem Beirat und von weiteren betroffenen Personen.
Betroffene hören
Die Figuren sollen erfahrbar machen, wie viele Menschen tatsächlich von sexualisierter Gewalt betroffen waren oder sind. „Die Installation zeigt: Betroffene sind überall präsent - mitten unter uns. Wir wollen dies sichtbar machen, hierfür sensibilisieren und für einen transparenteren Umgang mit diesem Thema einstehen“, sagt Wustmans. Die Silhouetten fordern die Kirchenbesuchenden auf, nicht länger wegzusehen.