Limburg, 20.11.2025
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit für die Zukunft lernen
Die Erinnerungen an das Dritte Reich sind schmerzlich. Trotzdem lassen die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen diese Zeit nicht in Vergessenheit geraten und erzählen von ihren Erlebnissen. Besonders junge Menschen sollen von den Gräueltaten der Nationalsozialisten erfahren und diese in Erinnerung behalten, um daraus für die Zukunft zu lernen und Extremismus und Menschenhass keine Chance zu bieten.
Direkte Begegnung mit Geschichte
Im Zentrum der Zeitzeugenwoche stehen moderierte Gesprächsformate, in denen die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über ihre Erfahrungen während der NS-Zeit sprechen. Wie fühlt es sich an ausgegrenzt, verfolgt und sogar deportiert zu werden? Im Anschluss haben die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihre persönlichen Fragen zu stellen.
Frühere Zeitzeugen-Gesprächsrunden haben gezeigt, dass das Interesse am Thema NS-Geschichte gerade bei jungen Menschen groß ist. „Manche Schüler und Schülerinnen sagen sogar: „Jetzt bin ich diejenige, die das weitererzählen wird. Ich werde das nicht vergessen“, sagt Marc Fachinger, Leiter des Projekts „Zeitzeugen” im Bistum Limburg. Die Erzählungen machten einigen der Jugendlichen sogar Mut für ihr eigenes Leben. „Wenn sie so Furchtbares erlebt haben und trotzdem ihr Leben auf die Beine gekriegt haben – warum sollte ich das nicht auch schaffen?", habe Fachinger einmal als Rückmeldung bekommen.
Vier öffentliche Veranstaltungen
Neben Gesprächsrunden für Schülerinnen und Schüler gibt es vier Termine, die für die gesamte Öffentlichkeit bestimmt sind. Interessierte können ohne Anmeldung daran teilnehmen.
Folgende Termine sind geplant:
Dienstag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr im Priesterseminar in Limburg
Mittwoch, 3. Dezember, um 18.15 Uhr im Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt mit dem Holocaust-Überlebenden Boris Zabarko
Donnerstag, 4. Dezember, um 15 Uhr im Priesterseminar in Limburg mit Gerhard Wiese
Donnerstag, 4. Dezember, um 18 Uhr an der Goethe-Universität in Frankfurt (Historisches Seminar) mit Henriette Kretz
Informationen zu den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
Boris Zabarko überlebte als Kind das Ghetto von Scharhorod in der heutigen Ukraine. Im März 2022 floh Zabarko mit seiner Familie vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Deutschland.
Gerhard Wiese wurde mit 15 Jahren von der Wehrmacht als Flakhelfer eingezogen und verbrachte gegen Kriegsende mehrere Monate in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften und war als Ankläger von 1963-65 an den Frankfurter Auschwitz-Prozessen beteiligt.
Henriette Kretz überlebte als Kind in verschiedenen Verstecken die deutsche Judenverfolgung.
Erinnerungen bewahren – Verantwortung stärken
Das Projekt „Zeitzeugen” im Bistum Limburg gibt es offiziell seit 2021. Jedoch gab es bereits viele Jahre zuvor Zeitzeugen-Begegnungen in der Diözese.
Es will die Erinnerung an den Holocaust und an die Schrecken der NS-Zeit allgemein präsent halten. Ziel ist es, die Stimmen derjenigen, die diese schreckliche Zeit miterlebt haben, sprechen zu lassen, solange dies noch möglich ist, und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen.
Weitere Infos zum Projekt gibt es unter zeitzeugen.bistumlimburg.de.