„All das wirkt die eine Geisteskraft“
Sie brennen für den Glauben: Lilian Wykipil und Elisabeth Quarch haben in den vergangenen zwei Jahren ihre Ausbildung zur Pastoralreferentin absolviert. Am Samstag, 16. Juli 2022, sendet Bischof Dr. Georg Bätzing die zwei Pastoralassistentinnen aus. Der Gottesdienst unter dem Motto „All das wirkt die eine Geisteskraft…“ (1 Kor 12,11) beginnt um 10 Uhr im Limburger Dom.
Lilian Wykipil – Pfarrei St. Bonifatius in Frankfurt
In den vergangenen zwei Jahren ist für die künftige Pastoralreferentin Lilian Wykipil das Thema Trauerpastoral besonders wichtig geworden. „Weil es einfach eine unglaublich wichtige Tätigkeit ist und wir in unserer Gesellschaft dafür mehr Räume brauchen. Wenn wir sonntagabends um 20.15 Uhr im Fernsehen den Tatort anmachen, sind wir mit dem Tod konfrontiert. Das ist aber eine ganz andere Dimension, als wenn es uns auf einmal selbst betrifft“, sagt Wykipil. Ein Projekt, dass sie in ihrer Assistenzzeit besonders geprägt und mit Jugendlichen der Pfarrei St. Ursula in Oberursel ausgearbeitet hat, war „Before I die…“. Dabei handelt es sich um eine Wand, auf der geschrieben steht „Bevor ich sterbe, möchte ich…“. Die Menschen sind aufgefordert, den Satz zu beenden. „Da kamen wir mit Menschen in Kontakt, die sich mit dem Thema noch nie beschäftigt haben. Und diese Wad fragt ja auch zurück: Wieso hast du es noch nicht gemacht? Was ist dein Lebenswunsch? Das fand ich total spannend“, erzählt Wykipil. Ursprünglich kommt die Idee für das Projekt aus den USA. Die Künstlerin Candy Chang wollte mit der Wand Menschen daran erinnern, was wirklich zählt, was man im Leben oder vor seinem Tod noch machen möchte.
Lilian Wykipil kommt aus Dillenburg und war bereits in ihrer Kindheit und Jugend ehrenamtlich in der Kirche aktiv: als Messdienerin, in der You!gendkirche, bei Kinderfreizeiten und in der Firmkatechese. Nach ihrem Abitur studierte sie Theologie in Vallendar. In ihrer Assistenzzeit arbeitete sie in der Großpfarrei St. Ursula in Oberursel. „Anfangs habe ich die Pfarrei mit ihren acht Kirchorten und den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen kennengelernt. Das lief coronabedingt zwar digital und damit anders als erhofft ab, dennoch möchte ich die Zeit nicht missen“, erzählt die 30-Jährige.
Wykipil hat während ihrer Assistenzzeit Trauerende begleitet, war bei Beerdigungen dabei und hat in diesem für sie neuen Feld viele Erfahrungen gesammelt. Geprägt hat sie auch ihr Praktikum in einem Trauer- und Abschiedshaus: „Dort habe ich Verstorbene gewaschen, angekleidet und auch die Familien in ihrer Trauer begleitet. Dadurch habe ich sehr viel für mein Leben und auch für meinen Beruf gelernt“, erzählt sie. Die 30-Jährige brennt für ihren Glauben. Für sie kann und sollte jede und jeder einen Platz in der Kirche finden. „Wir alle sind Kirche und können sie gestalten. Auch ich, die tätowiert und gepierct bin, und eine Liebe zur ,Krachmusik‘ habe. Ich passe genau hier rein, so wie alle anderen. Das schreibe ich mir auch immer auf die Fahne, dass man nicht immer typisch Kirche sein muss, um Kirche gestalten zu können“. Zukünftig wird Lilian Wykipil als Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Bonifatius Frankfurt tätig sein. „Vom Land in die Großstadt. Eine Herausforderung, aber auch eine Chance“, sagt Wykipil.
Elisabeth Quarch – Pfarrei St. Marien Frankfurt
Der künftigen Pastoralreferentin Elisabeth Quarch liegt besonders die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Herzen. Eines ihrer größten Projekte in den vergangenen zwei Jahren war der Firmkurs, den sie in ihrer Assistenzzeit in der Pfarrei St. Marien in Frankfurt geleitet hat. „Der Kurs hatte den Titel ,Wofür schlägt dein Herz?‘ Ich fand es so schön, mit den Jugendlichen zu arbeiten und zu hören, was ihnen auf dem Herzen liegt, was sie für Fragen an die Kirche haben. Und auch zu sehen, wie viele Jugendliche auf der Suche nach Sinn und Spiritualität sind, und wie sie damit ringen, ob die katholische Kirche ein Ort für sie sein kann“, erzählt die 25-Jährige.
Sinnstiftung und Spiritualität, dafür brennt die künftige Pastoralreferentin und möchte Menschen bei ihrer Suche nach Antworten unterstützen. „Was ist mein Warum, der Grund warum ich morgens aufstehe? Ich denke, darauf braucht jeder Mensch eine Antwort, um auch weitermachen zu können, wenn es mal schwierig wird. Da sehe ich als Seelsorgerin meine Aufgabe: Menschen dabei zu unterstützen, ihr Warum zu finden“, sagt sie.
Dass sie mal Pastoralreferentin wird, war für Quarch nicht sofort klar. „Ich bin zwar schon in eine klassische Pfarrei in Aachen reingeboren worden, habe aber irgendwann das Interesse an Gottesdiensten verloren. Ich habe dann in Aachen eine Jugendkirche kennengelernt und dort meine eigene Spiritualität entwickelt. Da habe ich gemerkt: Der christliche Glaube, Jesus nachzufolgen, ist etwas, was mich total interessiert und was ich gerne machen möchte“. Daraufhin beschloss Quarch, katholische Theologie in Sankt Georgen in Frankfurt zu studieren, war ehrenamtlich aktiv und hat unter anderem Ferienlager geleitet. In dieser Zeit hat sie auch begonnen, digital auf ihrem Instagramkanal über ihren Glauben zu sprechen. „Ich habe es für mich als so einen großen Segen wahrgenommen, dass ich eine Form von Spiritualität und Sinnstiftung für mich entdeckt habe. Darüber mit anderen auch in digitalen Formaten zu sprechen, macht mir große Freude“, erzählt Quarch. Mittlerweile folgen ihrem Kanal mehr als 2.500 Menschen. Zusätzlich gehört Quarch auch zum Team des Instagramkanals @faithpwr, einem vom Bistum Limburg finanzierten Projekt für neue Glaubenskommunikation. Im Mittelpunkt des Kanals steht das Gemeinschaftserlebnis und Gespräche über den Glauben. Zukünftig wird Quarch mit 50 Prozent weiterhin am digitalen Projekt faithpwr mitarbeiten und zu 50 Prozent als Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Marien in Frankfurt wirken.