Limburg, 31.03.2024
Auferstehung bleibt ein Geheimnis
„Niemand wird je ergründen, was in der Dunkelheit des Grabes geschehen ist. Es wird für immer das Geheimnis zwischen dem Gekreuzigten und seinem Gott bleiben, den er sterbend mit letzter Kraft angerufen hat“, sagte Bischof Dr. Georg Bätzing in der Osternacht am Samstag, 30. März 2024, im Limburger Dom. Die feierliche Liturgie wurde live im Internet übertragen.
Die Nacht aller Nächte
Die Osternacht sei die Nacht aller Nächte. Die Botschaft der Auferstehung Christi habe ihre Wirkung entfaltet und sei nicht mehr aus der Welt zu schaffen, auch mit Gewalt und Verfolgung nicht. „Im Glauben und Vertrauen auf die Nähe des auferstandenen Herrn wachsen Menschen in der weiten Welt über sich hinaus und lassen sich Mund und Herz und Hände für Jesus nicht verbieten. Seit dieser Nacht vor mehr als zweitausend Jahren sei das Halleluja nicht mehr verstummt“, sagte Bätzing. Seit der frühen Christenheit sei die Osternacht die Nacht der großen Erzählungen, die die große Geschichte eines Weges aus dem Dunkel ins Licht, aus der Fessel in die Freiheit, aus Armut und Schuld hinein in Gottes überreiche Liebe erzähle. „Mitten in einer Welt voll Krieg und Not, wo auch heute Nacht Menschen sinnlos dem Hass und der Korruption, Unrecht und verantwortungslosem Verbrechen geopfert werden, hält diese Nacht die große Erzählung von der Freiheit einer kommenden gerechten Welt wach – und damit hält sie uns wach in unserem Einsatz für diese künftige Welt, wie Gott sie will“, sagte der Bischof.
„Vom Abend des Gründonnerstags über den Tag des Leidens und Sterbens Jesu hat uns die große österliche Feier nun an den Anfang der Nacht geführt“, so Bätzing. Den gewohnten Tagzeiten, die dem Leben einen Rhythmus geben, werde im Zentrum des Kirchenjahres eine besondere Färbung beigelegt. Die Tage würden durchwebt mit dem Faden der liebenden Hingabe Jesu. Der Nacht komme dabei eine besondere Bedeutung zu. Wenn die Reizflut des Tages abklinge, könne der Mensch zur Ruhe kommen. Schlaf sei wohltuend und lebensnotwendig. Wer nicht zur Ruhe komme, dem würden die Stunden unerträglich lang. Ängste, quälende Sorgen und Konflikte stiegen in dem Menschen auf. Die Nacht sei dabei durchaus ambivalent. „Trostlos oder tröstlich können Nächte sein, kräftezehrend oder kraftspendend“, sagte der Bischof. Oft trete über Nacht die Wende ein und oft führe sie den Menschen an die Grenzen dessen, was er vermögen könne. In der Nacht werde deutlich, dass der Mensch letztlich mit all seinem Schaffen und Können nicht allein darüber verfüge, was komme.
Zwei verschiedene Erfahrungsweisen der Welt
„Es ist Nacht. Tag und Nacht sind zwei verschiedene Erfahrungsweisen der Welt“, so Bätzing. Am Tag könne der Mensch seine Angelegenheiten erledigen. Wenn die Sonne dann untergehe und man in den nächtlichen Sternenhimmel schaue, gelinge es oft, alles Erlebte einzuordnen und zu sehen, dass alles, was am Tag geschehen sei, nur ein Bruchteil eines großen Ganzen sei, das das irdische Leben übersteige. „Darum ist dieser Grenzpunkt, die Wende vom Tag zur Nacht, der Entdeckungsort des Geheimnisses“, erklärte der Bischof. Dies bedeute nicht, dass der Mensch mit seinem Denken keinen Zugang dazu hätte. Aber das Geheimnis des großen Ganzen lasse sich nicht ergründen. Man werde nie fertig damit und es bleibe der weite Horizont, in den man eintreten müsse, um darin zuhause zu sein. „Es braucht Glauben und Vertrauen im umfassenden Sinn – und Mut und Demut zugleich, um dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen. Dass die zwei größten christlichen Feste – Weihnachten und Ostern – in der Nacht beginnen, das hat seinen hintergründigen Sinn“, so Bätzing.
Alles an der nächtlichen Liturgie in der Osternacht sei überschwänglich. Dies deute darauf hin, dass der Mensch mit dem Geheimnis der Auferstehung nicht fertig werde. Man könne es vernünftig nicht erklären. Das Denken und Empfinden komme an seine Grenzen. „Es ist Nacht. Osternacht. Sie hat nichts an Faszination verloren“, so Bätzing.
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Die Predigt im Wortlaut
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Predigt Bischof Dr. Georg Bätzing in der Osternacht 2024