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19.02.2015

Bilder und Blickwechsel

Dommuseumsdirektor Heuser geht in Ruhestand

FRANKFURT.- Er hat kein Problem damit, sich auch einmal der Länge nach auf dem Domplatz auszustrecken: Schließlich gilt es, zwei Dutzend Kindern zu demonstrieren, wie Gott den ersten Menschen, Adam, zum Leben erweckte. Klar, dass da auch ganz nebenbei verraten wird, „warum man sich seit altersher beim Rülpsen die Hand vor den Mund hält“, hatte doch Gott Adam seine Seele eingeblasen, „und die darf natürlich den Mund nicht wieder verlassen“. August Heuser kennt wenig Hemmungen, wenn es darum geht, Menschen den christlichen Glauben zu erklären und damit nahezubringen.  

Der langjährige Direktor der Dommuseen in Limburg und Frankfurt ist nicht nur Theologe und Kunsthistoriker aus Leidenschaft, er ist auch ein begeisterter und begeisternder Pädagoge. Egal, ob er Kindern das Evangelium erklärt, Studenten der Religionspädagogik auf die Suche nach religiösen Elementen im Lehrerfilm suchen lässt oder Erwachsenen die religiösen Dimensionen zeitgenössischer  Kunst erläutert, August Heuser ist mit Herz und Seele dabei. Seit 1999 ist er Direktor des Frankfurter Dommuseums, 2005 kam das Diözesanmuseum in Limburg hinzu. Seit 1982 bildet er als Honorarprofessor an der Goethe-Universität angehende Religionslehrer aus. Ende März geht der 66-Jährige in den Ruhestand. 

Kirche und Kunst als Stabilitätsanker

Dass Heuser Stillstand langweilig findet und immer neue Veränderungen und Herausforderungen sucht, daraus macht er keinen Hehl. Auch seine berufliche Karriere zeigt das. Stabilitätsanker blieben nur die Stadt Frankfurt und die Themen Kirche und Kunst. Geboren und aufgewachsen in Frankfurt zog es ihn zwar zum Studium der Katholischen Theologie und Germanistik nach Mainz. Doch schon das Referendariat und danach die Ausbildung zum Pastoralreferenten im Bistum Limburg verbrachte er wieder in seiner Heimatstadt. Es folgten fünf Jahre als Wissenschaftlicher Assistent an der Goethe-Universität und ein immerhin fünfjähriges Intermezzo an der Katholischen Akademie in Stuttgart, wo er aber auch für Bildende Kunst und Kultur verantwortlich zeichnete. Danach wechselte er nach Limburg als Geschäftsführer für die katholischen Schulen des Bistums und schließlich für ein Jahr nach Bonn  als Referent für Kunst und Kultur bei der Deutschen Bischofskonferenz.  

Doch Käfige, und seien sie aus Gold, sind Heusers Sache nicht. Selbst gestalten, eigene Wege der Verbindung von Kirche und Kunst gehen, vertraute Sehgewohnheiten aufbrechen, die Museumsbesucher mit überraschenden und ungewohnten theologisch-künstlerischen Perspektivwechseln konfrontieren und dabei mehr oder weniger subtil pädagogisch wirken, das ist eher nach seinem Geschmack. Und so gab es in all den Jahren immer wieder spannende Ausstellungen zeitgenössischer Künstler im Frankfurter Dommuseum, mal nur ein Bild als Hingucker wie derzeit Aris Kalaizis` „Martyrium des Heiligen Bartholomäus“, mal „Einrüstungen“ kirchlicher Architektur, mal „Gitterwerke“ im Kreuzgang, mal eine Installation zum „Hören“ von Architektur, aber auch die Beteiligung an Jahrhundertausstellungen wie den „Kaisermachern“ in ganz Frankfurt.  

Glaube braucht Bilder

Dazu gehörten aber auch die jährlichen Kinderdomtage in den Sommerferien, bei denen Heuser mit neugierigen und munteren Kinderscharen ganze Tage in den verwunschenen Kammern und Verstecken des Kaiserdoms verbrachte. Im Limburger Diözesanmuseum zeigte er immer wieder liebevoll und wissenschaftlich aufschlussreich konzipierte Ausstellungen mit Schätzen aus mehr als tausend Jahren Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte oder öffnete die Kirchenschätze aus St. Leonhard und Liebfrauen in der Museumsdependance „Sakristeum“ im Haus am Dom. 

 „Der Glaube“, da ist sich Heuser sicher, „braucht heute mehr denn je Bilder“. Viele Glaubenszusammenhänge blieben heute flüchtig, so seine Erfahrung, mit Hilfe der Kunst seien sie leichter zu vermitteln. Auch ein Grund, warum er darauf hofft, dass sich in absehbarer Zeit sein letzter beruflicher Wunsch erfüllt, die Zusammenlegung von Dommuseum und Ikonenmuseum in der gerade neu entstehenden Frankfurter Altstadt.  

Auch der Ruhestand verspricht Blickwechsel und ausdauernde Beschäftigung mit Kunst, Musik und Kultur. Der Opernliebhaber freut sich auf mehr Zeit zum Reisen, für Kinobesuche, zum Lesen und Schauen. Die Theologiestudenten an der Goethe-Uni können sich noch auf einige Seminare und Vorlesungen freuen. Und auch die Veränderungen in seiner Heimatstadt wird Heuser aus nächster Nähe im Blick behalten. Er hat eine Wohnung in der „neuen Altstadt“, einen Steinwurf vom Dom und seinem Museum entfernt, ergattert und wird aus Schwanheim ins Zentrum ziehen: „Diese Auferstehung aus Ruinen der Altstadt will ich aus der Nähe erleben. Ich freue mich drauf!“ 

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