Das Leben auf der Erde ist ein Weg
Vom Lebensgefühl junger Menschen, Ängsten und Trost hat Bischof Georg Bätzing am Donnerstag, 2. November 2023, im Limburger Dom gesprochen. Der Limburger Bischof feierte den Gottesdienst zum Fest Allerseelen mit den Mitarbeitenden des Bischöflichen Ordinariates.
In seiner Predigt nahm er Bezug auf einen der bekanntesten Gesänge zum Totengedenken, das Lied „Wir sind nur Gast auf Erden“. Der Text stammt von Georg Thurmair, die Melodie von Adolf Lohmann. Thurmair schrieb den Text, als er 26 Jahre alt war und gab so seinem persönlichen Lebensgefühl als Christ in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus Ausdruck. „Für mich sind es die lebensnahen Bilder, die sich mit einer tiefen und tröstlichen Glaubenswahrheit verbinden. Unser Leben auf dieser Erde ist ein Weg, unser Dasein eine Wanderschaft“, sagte der Bischof. Die Orientierung im Leben sei nicht immer leicht zu finden, Weggefährtinnen und Weggefährten fänden sich, begleiteten und verließen die Menschen. „Leben, das bedeutet ja immer auch: Ausgang ungewiss“, so Bätzing. Im Liedtext zeigten sich viele Bilder, viel Wahres über das Leben, tröstlich – aber auch voller Melancholie. Zugleich halte der Glaube aber auch eine Zusage bereit, die sich immer und immer wieder bewahrheite: „Einer geleitet unsern Weg, einer wandert treu mit uns, einer kennt die Richtung und leuchtet die dunklen Etappen aus: Der „Herre Christ“ hält, was er versprochen hat, als er von sich selber sagte: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, sagte Bätzing.
Probleme können gemeistert werden
Der Bischof betonte auch, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene sich heute, im Gegensatz zum Jahr 2017, zunehmend unsicher, gestresst und wenig optimistisch fühlten. Die Zukunft bereite den jungen Menschen Sorge. „Was annähernd gleich geblieben ist: Familie, Freunde und eine gute berufliche Perspektive wirken stabilisierend, geben Halt, vermitteln Vertrauen, dass es gut geht und dass Probleme gemeistert werden können“, sagte der Bischof. Dies erlebe er immer wieder, wenn er mit Firmkandidatinnen und -kandidaten vor der Feier ins Gespräch komme.
Weiterhin stellte der Bischof die Frage nach den größten Ängsten der Menschen. „Ich meine Ängste, die wir alle mehr oder weniger teilen“, so Bätzing. An erster Stelle stünden Themen aus dem zwischenmenschlichen Bereich, wie die Angst zu versagen oder die Angst, nicht geliebt zu werden. „Das sagt mir, die größte Herausforderung liegt nicht darin, dass wir irgendwann einmal sterben müssen. Die größte Herausforderung liegt darin, das Leben zu meistern“, sagte der Limburger Bischof. Am Tag des Totengedenkens, Allerseelen, könne der Glauben an Jesus bewusst als Ressource entdeckt werden, als Quelle, „aus der Lebensmut, Zuversicht und tiefes Vertrauen strömen – ein Lebensgefühl, das auch in schwierigen Zeiten trägt und bewegt“, sagte Bätzing.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurden noch die Gräber im Dom und auf dem Domherrenfriedhof gesegnet.
