Eine Demonstration der Freiheit und der Freude
Mit einer feierlichen Prozession durch die Limburger Innenstadt hat Bischof Georg Bätzing am Donnerstag, 20. Juni, mit mehreren Hundert Gläubigen das Fronleichnamsfest gefeiert. Die Prozession führte nach einer Statio in der Stadtkirche und einem Open-Air-Gottesdienst vom Kornmarkt über die Plötze und den Fischmarkt zum Dom.
Ausgehend von der aus der Zeit des Mittelalters stammenden Redensart „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ thematisierte Bätzing in seiner Predigt Abhängigkeitsverhältnisse im Leben von Menschen. „Fundamentale Abhängigkeit spricht aus dieser Redensart“, sagte der Bischof. Man könne auch übersetzen: „Wer zahlt, hat das Sagen“ oder „Bei wem ich in Lohn und Brot stehe, der bestimmt die große Linie; also halt dich mit Kritik gefälligst zurück.“ Auch in der heutigen Zeit habe die Redensart aus dem Mittelalter noch Bedeutung. Besonders junge Menschen und Berufstätige mit prekären und befristeten Arbeitsstellen müssten sich zwei- oder dreimal überlegen, ein offenes, kritisches Wort zu sagen. Hohe Mieten und Lebenshaltungskosten verschärften dieses Problem weiter. Es gehöre viel Mut dazu, „unter solchen Bedingungen frei zu denken und offen zu reden“. Dabei sei „innovatives Querdenken“, „kritischer Freigeist“, und „herzhafte Offenheit“ nützlich für jede Entwicklung. Sie machten gemeinsame Projekte erst zukunftsfähig.
Erinnerung an das letzte Abendmahl
Und wie sieht es mit den Christen aus? Welche Lieder stimmt die Kirche an? Bätzing zitierte in diesem Zusammenhang Verse aus der Fronleichnamssequenz des Thomas von Aquin, die, wie die Redensart, ebenfalls im Mittelalter entstand. Das Lied besingt den Heiland und Lehrer, den Hirten und Ernährer. Dabei bestätige sich die Redensart auf eigene Weise. „Wir leben vom herrlichen Mahl des Auferstandenen. Diese Gabe hat Jesus sein Leben gekostet. Um uns das Leben zu bewahren, gab er sich selber hin“, sagte der Bischof. Da würden die Dienstverhältnisse auf den Kopf gestellt, der Herr werde zum Knecht und der Knecht zum Freund. „Am Fronleichnamstag singen wir das Lied dieses Herrn. Kein Wunder, dass wir nicht drinnen bleiben mögen, dass es uns nach draußen zieht – zu einer regelrechten Demonstration der Freiheit und Freude, des Dankes für Jesus, den guten Hirten und König einer neuen Zeit“, betonte Bätzing. „Wir singen Gottes Lied, und der Leib des Herrn wird uns zur Speise gereicht. Das ist der Sinn dieses Festtages.“
Fronleichnam, das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, wird seit dem 13. Jahrhundert in der katholischen Kirche am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. Der Name leitet sich vom Mittelhochdeutschen „vronlichnam“ (Leib des Herrn) ab. Seinen besonderen Charakter bekommt das Fest bis in die heutige Zeit durch die feierliche Prozession zum Ende des Osterfestkreises. Dabei wird der nach katholischem Glauben in einer geweihten Hostie gegenwärtige Christus in einer kostbaren Monstranz unter einem Baldachin durch die Straßen und Felder getragen.