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FRANKFURT, 22.11.2020

Feierliche Altarweihe - Frauenfriedenskirche ist eröffnet

Bischof Georg Bätzing ließ es sich nicht nehmen, bei der Wiedereröffnung der Frauenfriedenskirche einmal mehr ein Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche zu setzen.

Mit einem entschlossenen Schritt und ernster Miene stieg Pfarrer Joachim Braun auf das Podest. Vorsichtig entzündete er einen Docht am Feuer der Osterkerze, dann trug er das Licht zum bereits mit Chrisam gesalbtem Altar. Gemeinsam mit Bischof Georg Bätzing entfachte der Pfarrer von Sankt Marien das Feuer in den fünf bereitstehenden Schalen und bedeckte sie anschließend mit Weihrauch, der sofort seinen würzigen Duft verbreitete. Ein feierlicher Moment in absoluter Stille, die schließlich vom Chorgesang der Schola Sankt Antonius Rödelheim unter Leitung von Annemarie Jacob abgelöst wurde. „Das berührt mich gerade sehr“, flüsterte eine Besucherin ihrem Mann zu. So wie ihr ging es an diesem Sonntagmorgen in Bockenheim und daheim vor den Bildschirmen sicher auch vielen anderen Menschen.

Zwei Jahre war geplant, drei gebaut worden. Heute nun wurde die Frauenfriedenskirche mit einem bewegenden Gottesdienst wiedereröffnet. Zentraler Punkt des Gottesdienstes war die Altarweihe durch Bischof Bätzing. Der neue Mittelpunkt des Gotteshauses ist etwas ganz Besonderes: Geschaffen von Tobias Kammerer erinnert der Altar an ein halbes goldenes Ei – „das Symbol des Lebens und der Auferstehung“, wie es im Programmheft heißt.

Feuerempfindliche Oberfläche

Für die Weihe besprengte der Bischof den Altar zunächst mit Weihwasser, anschließend rieb er die mit Messing legierte Oberfläche mit Chrisam ein. Dieser wird bei anderen Altarweihen durchaus auch schon mal direkt entzündet. Doch weil der neue Altar der Frauenfriedenskirche, besser gesagt die Tombak genannte Legierung, direktes Feuer nicht gut verträgt, verzichtete man darauf und wählte stattdessen die Variante mit den Feuerschalen. Während der Weihrauch brannte, betete Bischof Georg um Gottes Geist.

Auch die Beisetzung der Reliquien war Teil der feierlichen Altarweihe. Pfarrer Braun legte eine mit roter Schleife verschnürte Schachtel vorsichtig in die Schwelle des Altars. In der Schachtel befinden sich Reliquien der Heiligen Lioba, der Heiligen Hildegard und der Heiligen Maria Katharina Kasper. Anschließend wurde das Reliquiengrab fest verschlossen und verspachtelt.

Ein „steingewordenes Friedensgebet“

Dass die Reliquien von drei weiblichen Heiligen stammen ist dabei natürlich kein Zufall, immerhin war der Bau der Frauenfriedenskirche 1916 als „steingewordenes Friedensgebet“ von einer Frau initiiert worden: Hedwig Dransfeld, damals Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, wollte mitten im Ersten Weltkrieg nicht nur an die Gefallenen erinnern, sondern auch das feierliche Gelöbnis deutscher Katholikinnen sichtbar machen, am geistigen Friedensbau in Europa mitzuwirken.

Frauen-Mut und Frauen-Hoffnung

Entsprechend wählte auch der Bischof die Frauen als Schwerpunkt seiner Predigt, die er einleitete mit den Worten: „Frauen-Fragen, Frauen-Klagen, Frauen-Mut, Frauen-Wut, Frauen-Gaben, Frauen-Bund, Frauen-Sichten, Frauen-Hoffnung, Frauen-Glaube, Frauen-Frieden.“ Einmal mehr nutzte Bischof Georg die Möglichkeit, auf die Wichtigkeit der Frauen für die katholische Kirche hinzuweisen. „Von Frauen gestiftet, von Frauen getragen, von Frauen bezeugt, von Frauen errungen und belebt – so ist Kirche. Und nur so wird sie Zukunft haben“, sagte er. Und weiter: „Die Frauen-Frage und Antworten auf die Anfragen von Frauen sind entscheidend dafür, ob es in unserer kulturellen und gesellschaftlichen Situation mit dem Glauben an den Gott der Liebe und seinen rettenden Sohn und seine vitale Geistkraft weitergeht – oder ob dieses Jahrtausende alte Bekenntnis weiter ins Stocken gerät.“ Immer wieder hat sich Bischof Georg in der Vergangenheit für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ausgesprochen und auch das Gespräch mit den Aktivistinnen von Maria 2.0 gesucht.

„Wut häufiger als Antrieb nutzen“

Aus seiner Predigt war deutlich herauszuhören, dass er die Unzufriedenheit vieler Katholikinnen gut nachvollziehen kann. Frauen, so zitierte er einen Artikel aus der FAZ, sollten ihre Wut häufiger als Antrieb nutzen: „Für nicht wenige Frauen in der Kirche ist mittlerweile der Kipp-Punkt erreicht. Sie verbünden sich. Und ich sage: Gut so, denn die Alternative wäre nicht, zu schweigen, sondern wegzugehen, wie es viel zu viele Frauen bereits getan haben!“

Der Bischof dankte allen, die an der aufwändigen Sanierung der Frauenfriedenskirche beteiligt waren. „Ohne die harmonische Zusammenarbeit zwischen Pfarrei und Freundeskreis, zwischen Bistum und Landesamt für Denkmalpflege, zwischen dem großzügigen Engagement von Stiftungen und der überwältigenden Spendenbereitschaft einzelner – und nicht zuletzt ohne die vielen Handwerker, Bauleute, Fachplaner, Architekten, die Gremien und leidenschaftlich engagierten Einzelpersonen wäre dieses große Werk nicht möglich gewesen“, lobte er. „Ich danke Ihnen allen von Herzen und bestaune das gelungene Werk.“ Die Kirche sei „sehr außergewöhnlich“, so Bätzing.

„Wir hätten so gern groß gefeiert“, gab Pfarrer Braun in seiner Dankesrede zu. Auch er nutzte die Gelegenheit, den zahlreichen Beteiligten zu danken, allen voran dem Freundeskreis von Frauenfrieden. Handwerker, Architektin, Künstler, Restauratoren, Gemeindemitglieder und viele, viele weitere – „alle Menschen, die sich hier eingebracht haben, aufzuzählen wäre unmöglich“, sagte er. „Von ganzem Herzen sage ich im Namen aller Danke und Vergelt’s Gott!“ Auch dem Bistum galt sein Dank, das den größten Teil der Sanierungskosten getragen hat. Die Anwesenden schlossen sich dem herzlichen Dank mit Applaus an.

Strenge Corona-Beschränkungen

Ursprünglich hatten die Verantwortlichen ein ganzes Festwochenende geplant, um der Gemeinde die Kirche nach der langen Bauzeit zu übergeben. Allein für den Gottesdienst waren 500 Besucher vorgesehen. Doch dann machten die strengen November-Regeln die Pläne zunichte, letztlich durften heute nur 110 Menschen dabei sein.

Doch obwohl die Einschränkungen spürbar waren, zeigten sich die Verantwortlichen nach der Eröffnung zufrieden. „Für mich war der Gottesdienst sehr ergreifend, ich bin sehr glücklich“, sagte Kerstin Stoffels, Pfarrsekretärin, Kirchenführerin und die gute Seele der Renovierung.

Wer mehr über die Kirche an sich und die umfangreiche Sanierung erfahren möchte, kann sich die zur Wiedereröffnung erschienene Festschrift gegen eine Spende bei der Pfarrei Sankt Marien (pfarrbüro@marien-frankfurt.de) bestellen.

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