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HASSELBACH, 14.06.2022

Herzlich Willkommen in Hasselbach!

Ein sicheres Zuhause: Seit März leben zwei ukrainische Familien im Pfarrhaus in Hasselbach.

An der Eingangstür im zweiten Stockwerk des Hasselbacher Pfarrhauses bei Bad Camberg hängen bunte Willkommensschilder. „Herzlich Willkommen in Hasselbach“ steht dort nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Ukrainisch und Englisch. Auf den Schildern sind außerdem zwei Herzen in den Farben blau, gelb – wie die ukrainische Flagge – und schwarz, rot, gold – wie die deutsche Flagge. Gestaltet wurden die Schilder von Ehrenamtlichen aus der Pfarrei für die zwei ukrainischen Familien, die hier seit März ein sicheres Zuhause gefunden haben.

Im Pfarrhaus leben nun die beiden Schwestern Natalia Danilova und Olena Bohachova mit ihren Kindern. Gemeinsam flüchteten sie aus Luhansk in der Ukraine – ein Gebiet, das von Russland mittlerweile fast vollständig eingenommen wurde. Familie Bohachova lebte dort in einer gemieteten Wohnung, sie hat alles an Besitz verloren. Der Vater, Sergii, ist mittlerweile mit seiner Frau und Tochter wieder vereint. Der Mann von Natalia Danilova ist dagegen immer noch in der Ukraine. Sie ist mit ihren zwei Töchtern aktuell alleine in Deutschland. Ihr Mann ist Möbelbauer. „Sie hatten sich gerade Maschinen für den Möbelbau angeschafft, um damit ihr Geld zu verdienen und ein Wohnhaus renoviert. Vor einiger Zeit hat die Familie Fotos gezeigt bekommen: Das Haus wurde der Erde gleich gemacht. Die Russen haben alles ausgeraubt“, erzählt die Übersetzerin Sara Billion. Sie steht der Familie mit Rat und Tat zur Seite. Genauso wie Jutta Bargon und ihre Tochter Hannah. Als der Weilroder Bürgermeister Götz Esser einen Aufruf für Wohnungen für Geflüchtete veröffentlichte, haben die Bargons über ihre Pfarrei das alte Pfarrhaus in Hasselbach als Wohnort weitergegeben. Kurze Zeit später meldete der Hochtaunuskreis Bedarf für die zwei ukrainischen Familien an.

Große Hilfsbereitschaft in Hasselbach

„Das Pfarrhaus war allerdings alles andere als bezugsfertig“, erzählt Jutta Bargon. Lediglich Küche, Tische und Stühle waren vorhanden. „Wir haben dann einen Aufruf über Whats App gestartet – daraufhin haben sich viele Bürgerinnen und Bürger gemeldet und schnell kamen Möbel wie Betten, eine Couch oder Schränke zusammen“, sagt Bargon. In der Kirche legten sie zudem eine Liste für Ausstattung wie Geschirr oder Handtücher aus. Auch da habe es nicht lange gedauert, bis alles zusammen gekommen sei. Beim Einräumen des Pfarrhauses packten viele Freiwillige aus Hasselbach mit an. Das Bistum Limburg half mit einer Finanzspritze aus. Dadurch konnte die Heizung in Gang gesetzt werden, Türscharniere repariert und Schlösser ausgetauscht werden. Außerdem sammelte die Pfarrei St. Peter und Paul im Rahmen einer Kollekte Spenden, mit der unter anderem die Familien unterstützt werden konnte.

Unterstützung im Alltag

Nun wohnen die Familien mit insgesamt sechs Personen auf zwei Stockwerken mit zwei Schlafzimmern, drei Bädern, einem großen Wohnzimmer und einer Küche. Die Kinder gehen zur Schule und in den Kindergarten sowie regelmäßig in den Deutschunterricht. Die Erwachsenen helfen im benachbarten Restaurant aus. Jutta Bargon und ihre Tochter unterstützen die Familie auch weiterhin, beispielsweise bei Behördengängen, Arztbesuchen oder sie fahren mit ihnen einkaufen.

In den vergangenen Monaten haben die Ehrenamtlichen schon viel erlebt. Ein Ereignis geht den Bargons dabei nicht mehr so schnell aus dem Kopf. „Eine der Töchter hatte Geburtstag. Wir haben ihr ein altes Keyboard geschenkt, das noch bei uns auf dem Speicher stand. Die Freude war so riesig und zwar von der gesamten Familie. Sie haben nicht mehr aufgehört, sich zu bedanken“, berichtet Jutta Bargon.

Caroline Beese

Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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