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WIESBADEN, 15.07.2022

Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Weg von einem isolierten Engagement hin zu einem größeren Wir: In der Klima AG der Katholischen Kirche Wiesbaden haben Haupt- und Ehrenamtliche Schöpfungsleitlinien entwickelt. Was es damit auf sich hat, erklärt Theresa Kreutz im Interview.

Die Katholische Kirche in Wiesbaden hat in einem breiten Beratungsprozess Schöpfungsleitlinien erarbeitet und beschlossen. Sie sollen eine Handlungsgrundlage für Pfarreien, Einrichtungen und Verbände sein. Theresa Kreutz, die die Arbeit der Klima AG auf Stadtebene koordiniert, berichtet im Interview von der Entstehung und der Zielsetzung.

Worum geht es bei diesen Leitlinien?

Kreutz: Es geht um die Schöpfung, das Klima, unsere Zukunft. Unter diese drei Stichworte haben wir unsere Leitlinien gestellt. Wir wollen damit als Katholische Kirche in Wiesbaden nachhaltiges Handeln als wichtigen Schwerpunkt etablieren und folgen damit auch den Handlungsempfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz. Unser Lebensstil hat Auswirkungen, gerade auch auf die Menschen in anderen Erdteilen. Das erfordert von uns, Achtsamkeit für die Schöpfung in unserem eigenen Beritt einzuüben und zu verankern. Ganz konkret geht es darum, den CO2 Fußabdruck der Katholischen Kirche in Wiesbaden zu verringern.

Wer steht denn dahinter?

Kreutz: Die ganze Katholische Stadtkirche! Vor drei Jahren haben sich die drei Wiesbadener Pfarreien und katholische Einrichtungen zu einer Klima-AG zusammengeschlossen, um mit gutem Beispiel für die Bewahrung der Schöpfung voranzugehen. Hier sind die Schöpfungsleitlinien gemeinsam von Haupt- und Ehrenamtlichen entwickelt worden. Inzwischen sind sie von der Stadtversammlung und dem Stadtsynodalrat beschlossen worden, ebenso von den drei Pfarreien, der Jugendkirche Kana und den Einrichtungen im Roncalli-Haus.

Um welche Handlungsfelder geht es?

Kreutz: Wir haben uns auf sieben Themen verständigt: Beschaffung und Abfall; Biodiversität; Bildung und gesellschaftliche Verantwortung; Mobilität; Spiritualität; Energie, Wasser und Gebäude; Klimaanpassung. Das heißt zum Beispiel, dass beim Einkauf von Lebensmitteln auch die Art des Anbaus und der Tierhaltung eine Rolle spielen sollen. Dass auf den kirchlichen Grundstücken Lebensräume für eine möglichst große Vielfalt heimischer Pflanzen und Tiere geschaffen wird. Wir unterstützen eine Verkehrswende, die gute Mobilität für alle auf umweltfreundliche Weise ermöglicht. Das heißt unter anderem, entsprechende Verkehrsmittel zu nutzen und jeweils zu prüfen, ob Zusammenkünfte sinnvoll digital stattfinden können. Und natürlich soll Wasser und Energie gespart werden. Gerade das Thema Energie hat höchste Priorität. Nicht nur, dass dieser Sektor am meisten zum hohen CO2-Fußabdruck beiträgt, er erhält durch die gegenwärtige Situation zusätzlich Brisanz. So müssen auch die Kirchen mit erheblich höheren Heizkosten rechnen.

Wie geht es denn jetzt nach der Verabschiedung der Leitlinien weiter?

Kreutz: Die Pfarreien sind bereits sehr aktiv. In St. Bonifatius haben sich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende aus Gremien, KiTa-Einrichtungen, Verwaltung und Pastoral zu einer Netzwerkgruppe zusammengeschlossen, die mit der Umsetzung der Leitlinien betraut ist. Das ist ein ganz neuer multiprofessioneller Ansatz, den wir uns auch in der Pfarrei St. Peter und Paul als Vorbild genommen haben. Dort bin ich beauftragt, eine solche Steuerungsgruppe zusammenzustellen. In der Pfarrei St. Birgid gibt es bereits eine AG Öko. Bei der Verabschiedung der Schöpfungsleitlinien in der jüngsten PGR-Sitzung stießen dort die präsentierten Strom- und Gasverbräuche der einzelnen Kirchorte des Vorjahres auf großes Interesse. Es wurde erkannt, dass es Sinn macht, die Verbräuche nicht nur jährlich, sondern monatlich zu monitoren. So können Ungereimtheiten schneller entdeckt und Maßnahmen ergriffen werden. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie die Schöpfungsleitlinien und unsere Beschäftigung damit jetzt schon Auswirkungen zeigen.

Wir werden den CO2-Fußabdruck der Katholischen Kirche in Wiesbaden nur reduzieren können, wenn wir gegenseitig von unseren Erfahrungen und unserem Wissen profitieren können.

Welche Rolle spielt die Klima AG für die Zukunft?

Kreutz: Die Klima AG ist weiterhin das Organ auf katholischer Stadtebene, das der Vernetzung und dem Austausch dient. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt und wird parallel fortgeführt. Weg von dem isolierten Arbeiten in den jeweiligen Pfarreien und Einrichtungen, hin zu einem größeren Wir. Klimaschutz ist eine gemeinschaftliche Aufgabe und wir müssen uns zusammen auf den Weg zur Klimaneutralität machen. Wir werden den CO2-Fußabdruck der Katholischen Kirche in Wiesbaden nur reduzieren können, wenn wir gegenseitig von unseren Erfahrungen und unserem Wissen profitieren können und dafür offen sind und bleiben. Erste Ideen wie das Recycling von Opferkerzen oder das grüne Datenkonto zur Datenerfassung wurden bereits einander vorgestellt. Die Klima AG plant zudem begleitend zu allen Themenfeldern Workshops. Engagierte, Verantwortliche und Entscheidungsträger sollen bei Bedarf fachlichen Input bekommen. Wie geht eine Bestandsanalyse? Welche Ideen, Erfahrungen und praktische Beispiele gibt es zur konkreten Umsetzung? Diese Fragen sollen für Menschen, die sich für Klimaschutz in der Kirche interessieren und verantwortlich fühlen, beantwortet werden. Der Workshop zum ersten Thema Energie ist in Planung.

Theresa Kreutz ist in der Pfarrei St. Peter und Paul für die sozialräumliche Arbeit zuständig. Sie koordiniert die Arbeit der Klima AG auf Stadtebene. 

Wer Interesse hat, mitzuarbeiten, kann sich an die Ansprechpartner in den Pfarreien wenden. In der Pfarrei St. Bonifatius an Gemeindereferent Heiko Litz, Mail: h.litz@bonifatius-wiesbaden.de, in St. Birgid an Pastoralreferent Jürgen Otto, Mail: j.otto@st-birgid.de, in St. Peter und Paul an Theresa Kreutz, Mail: t.kreutz@wiesbaden.bistumlimburg.de

Weitere Informationen und die Leitlinien zum Download gibt es hier. 

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