Kostbare Abendstunden
„Die Uhr läuft, doch die Zeit steht still“, hat Bischof Dr. Georg Bätzing am Gründonnerstag, 28. März 2024, in seiner Predigt gesagt. Im Hohen Dom zu Limburg feierte Bischof Bätzing die Messe vom letzten Abendmahl. Der Gründonnerstag bildet den Auftakt des „Triduum Sacrum“, der „heiligen drei Tage“ und erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus vor seinem Leiden und Sterben feierte.
Die Uhr läuft, die Zeit steht still
Dass die Uhr laufe, aber die Zeit stillstehe, treffe für Christinnen und Christen auch auf diese drei heiligen Tage zu. Diesen Vergleich zog Bischof Bätzing in seiner Predigt. „Auch jetzt läuft die Uhr, doch die Zeit dieser Tage bekommt ihre besondere Prägung, wenn wir sie mit Jesus gehen. Intensive Zeit, heiliger Zeitraum“, so Bätzing. Es sei die „längste Messe“ des Jahres, die am Gründonnerstag beginne, aber erst ende, wenn am Ostermorgen die Sonne aufgegangen sei, erklärte der Bischof. „Nach diesem großen Tag ticken die Uhren anders, und unsere Lebenszeit und unsere Lebenswelten erscheinen verändert, verwandelt in neuem Licht“, so der Bischof von Limburg.
Loslassen einüben
„Kostbare Abendstunden lehren uns die große Lektion des Lebens, sie lehren uns loszulassen“, sagte Bätzing. Er erinnerte daran, dass Loslassen keine einfache Aufgabe sei und betonte, dass auch Jesus in den Abendstunden des Gründonnerstags damit gerungen und deshalb seine Freunde abends um sich versammelt habe. Laut dem Evangelisten Johannes geschehe der Kreuzestod Jesu zu der Stunde, in der die Lämmer für das Pessachmahl geschlachtet wurden. „Damit hat er einen wichtigen Bezug hergestellt, eine tiefe geistliche Einsicht formuliert, denn der Preis ist hoch, mit dem der gütige Vater uns in die neue Freiheit von Kindern Gottes entlässt“, sagte der Bischof. „Pessach bedeutet für Jesus, den Schritt wagen, ‚um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen‘ (Joh 13,1). Er tut es sehr bewusst und im Wissen um das, was ihm am folgenden Tag blüht“, erklärte Bätzing.
Kostbarer Lebensabend
Der Bischof von Limburg hob hervor, dass Jesus seinen Übergang bewusst gestalte. „Er überlässt nichts, schon gar nicht seine Freundinnen und Freunde, dem Zufall. Er lässt los, verbindet sich fest mit den Seinen, denn sie sind einbezogen“, so Bischof Bätzing in seiner Predigt. Der Abend des Gründonnerstags sei der kostbare Lebensabend Jesu – keine Zeit von Jahren, sondern komprimiert zu wenigen Stunden im Kreis seiner Freunde. Er sei weit mehr als ein persönlicher Übergang. „Mit diesem Abend neigt sich eine ganze Welt dem Ende zu. Dieser Abend ist der Auftakt eines neuen Tages in einer befreiten Welt, unendlich kostbar“, sagte der Bischof.
Fußwaschung, Abschiedsmahl und Abschiedsreden bleiben
Nach den Ausführungen Bätzings gebe Jesus mit seinen Gesten und Worten etwas Bleibendes: die Fußwaschung, das Abschiedsmahl, die Abschiedsreden. Der Evangelist Johannes berichtet davon, wie Jesus den Jüngern die Füße wusch am Abend des Abschiedsmahls. Die Fußwaschung ist ein Beispiel dafür, so zu handeln wie Jesus. In Erinnerung daran wusch der Bischof von Limburg als Zeichen der gegenseitigen dienenden Liebe zwölf Personen aus der Domgemeinde die Füße. Am Gründonnerstag wird in besonderer Weise daran erinnert, das Abendmahl in Erinnerung an Jesus zu feiern. Deshalb konnten die Gläubigen die Kommunion in Form von gewandeltem Brot und Wein empfangen. Der Limburger Domchor unter der Leitung von Domchordirektorin Judith Kunz und Domorganist Carsten Igelbrink gestalteten den Gottesdienst musikalisch. Der Gottesdienst wurde live gestreamt.