Kultur, Bildung und Freundschaft
Menschen aus Deutschland, Tschechien, Italien, Brasilien, China, Bulgarien und Argentinien sind in der Erzabtei Břevnov Prag aufeinandergetroffen: bei der Sommerakademie „Koordinaten Europas“ 2024. Von Sonntag, 21. Juli, bis Samstag, 27. Juli 2024, beschäftigten sich die Teilnehmenden in der tschechischen Hauptstadt mit dem Thema „Bildung und Kultur“.
Prag als Bindeglied zwischen West- und Osteuropa bot mit seiner Geschichte voller Licht und Schatten den idealen Rahmen, um sich mit den Herausforderungen europäischer Bildung auseinanderzusetzen. Die Zugänge reichten von Philosophie und Kunst über Erinnerungskultur bis hin zu Politik und Religion.
Die Gruppe wurde durch das jüdische Prag geführt, in der deutschen Botschaft empfangen oder besuchte die Gedenkstätten Theresienstadt und Lidice. Zudem gab es zahlreiche Vorträge, darunter von Theologe Tomáš Halík, Architekt Norbert Schmidt, Wenjun Qi, Doktorandin im Fach Philosophie, oder der Auslandskorrespondentin des Deutschlandradios, Marianne Allweiss.
Eindrücke der Teilnehmenden
„Ich nehme mit, dass es sehr sinnvoll ist, die unmittelbaren Nachbarländer genauer unter die Lupe zu nehmen. Obwohl wir so enge Nachbarn sind, können die Perspektiven doch sehr unterschiedlich sein. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen“, sagte Teilnehmerin Miriam Albensoeder aus Frankfurt. Felipe Seeländer, Doktorand aus Brasilien an der Universität Erfurt, sieht interessante Parallelen zwischen seinem Heimatland und Tschechien. Besonders wichtig war ihm der Besuch der Gedenkstätten und der daraus resultierende Auftrag, zu einem friedlichen Europa beizutragen. Mit Blick auf das Thema des Seminars sagte er: „Was Nationen wirklich zusammenbringt, ist Kultur, ist Bildung, ist Freundschaft. Das haben wir hier erlebt“.
Nadezhda Aleksandrova stammt aus Bulgarien und lebt seit 2006 in Deutschland. Ihr persönliches Highlight war der Vortrag von Michael Žantovský über die Lebensgeschichte von Václav Havel. Sein Motto „ ,In der Wahrheit leben‘ hat mich sehr inspiriert.“ An der Sommerakademie schätzt sie besonders den Austausch mit den anderen Teilnehmenden und die emotionalen Eindrücke. „Diese Auseinandersetzung mit Europa kann ein Wendepunkt sein. Das brauchen wir.“
Genau am richtigen Ort
Die Sommerakademie ist Teil der Veranstaltungsreihe „Koordinaten Europas“, die sich mit zentralen Grundausrichtungen und Haltungen für die Zukunft Europas auseinandersetzt und 2021 mit dem Robert-Schuman-Preis des Europazentrums Scy-Chazelles in Frankreich ausgezeichnet wurde. Bisher fand die Sommerakademie in Salzburg (2019), Güstrow (2020), Görlitz (2021), Gent (2022) und Brixen (2023) statt.
Albert-Peter Rethmann, der als Referent einen Vormittag des Programms begleitete, sagte mit Blick auf die historischen Wunden zwischen Deutschland und Tschechien: „Jetzt können wir im Rahmen der Europäischen Union endlich eine neue Geschichte in Europa schreiben! Dazu gibt es bereits viele Initiativen und Projekte. Offene Grenzen, Dialog und Zusammenwachsen sind besonders wichtig. Deshalb ist die Sommerakademie in Prag genau am richtigen Ort“.
Veranstaltet wurde die Sommerakademie vom Bistum Limburg mit dem Lehrstuhl für Philosophie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und der Benediktiner-Erzabtei Břevnov in Kooperation mit den Katholischen Akademien Hamburg und Erfurt und der Katholischen Erwachsenenbildung der Stadt und des Landkreises Heilbronn. Die Sommerakademie wurde im Rahmen der Projektförderung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds unterstützt. Geleitet wurde die Veranstaltung von Pater Dr. Cyril Tomáš Havel, Erzabtei Břevnov, Schulamtsdirektor Martin W. Ramb, Bistum Limburg, und Professor Dr. Dr. Holger Zaborowski, Universität Erfurt.