Suchwort eingeben

WIßMAR, 11.05.2023

Luft nach oben

Mehr als nur Gottesdienste: Die Kirche St. Raphael in Wißmar öffnet ihre Türen für neue Ideen.

Kaffee trinken, spielen, Kunstwerke anschauen oder Konzerten lauschen: Das alles ist in der Kirche St. Raphael in Wettenberg Wißmar möglich. Unter dem Motto „Luft nach oben. Für alles, was dir heilig ist“ wird der Kirchenraum seit einigen Monaten neu genutzt. Neben dem üblichen Gottesdienstgeschehen werden in dem Kirchengebäude Spielcafés angeboten, Ausstellungen gezeigt oder Konzerte gespielt.

„Wir möchten den Kirchenraum nicht nur für die klassische Gottesdienstgemeinde öffnen, sondern für ganz verschiedene Menschen“, erzählt Dr. Ansgar Schnurr. Er leitet das Kirchenraumprojekt gemeinsam mit Edwin Borg ehrenamtlich. „Wir sehen in unserer Kirche einfach ein enormes Potenzial, da geht noch mehr“, sagt er. Daher habe man sich auch für das Motto „Luft nach oben“ entschieden.

Was passt in die Kirche?

Beide Projektleiter sind neugierig und offen für die Ideen, die von Menschen aus der Pfarrei und darüber hinaus eingebracht werden können. „Wir stellen uns bei den Vorschlägen natürlich die Fragen: Was passt zu dem Gedanken, dass wir bedeutsame, interessante und lebensweltnahe Erfahrungen und Möglichkeiten in der Kirche anbieten wollen und was ist gleichzeitig vereinbar damit, dass es ein Kirchenraum ist und auch bleiben soll“, erklärt Schnurr.

Ein Angebot, das diese Kriterien erfüllte, war eine Kunstausstellung von Ann-Christin Veeger, die für mehrere Wochen in der Kirche zu sehen war. Diese bestand aus drei Kunstinstallationen, darunter eine große Metallskulptur im thematischen Kontext des Klimawandels. Eine Holzskulptur wurde wie eine Ranke die Orgelempore hinauf in den Raum hinein installiert. „Das waren Arbeiten, die ganz respektvoll und neugierig mit dem Kirchenraum umgegangen sind und gleichzeitig andere Ideen und Blickwinkel hineingebracht haben“, sagt Schnurr. Die Ausstellung hätten viele Leute aus dem Ort besucht, die sich für Kunst und Kultur interessierten, aber ansonsten nicht in die Kirche gingen. Ähnliches lasse sich beim Spielcafé beobachten. Bei dem Angebot sind neben einem Balancierparcours weitere Spielmöglichkeiten für Kinder aufgebaut. Für Erwachsene gibt es die Möglichkeit, sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen. „Da haben wir dann Kinder im Raum, die vermutlich noch nie in einer Kirche waren und diesen neugierig erkunden, auf die Orgelempore steigen und Fragen stellen“, erzählt Schnurr.

Damit diese Angebote in der Kirche überhaupt möglich wurden, musste Platz gemacht werden. Jugendliche und junge Erwachsene packten mit an und entfernten die hintersten acht Kirchenbänke sowie Beichtstühle. Während der vordere Teil mit Altar und Bänken nun weiterhin zum Gottesdienstfeiern genutzt werden kann, ist im hinteren Teil der Kirche ein Möglichkeitsraum entstanden, der zum Spielen, Kuchen essen oder auch als Konzert- und Kunstausstellungsraum genutzt werden kann.

Darf man das?

Vorab haben sich Schnurr und Borg mit der Frage beschäftigt, ob man in einer Kirche überhaupt mehr darf, als Gottesdienste zu feiern. „Wenn das Ziel von Kirche wäre, hinter dicken Mauern mit einer sehr begrenzten und immer kleiner werdenden Gruppe unter sich zu bleiben, dann ist es vielleicht nicht erlaubt. Wir sagen allerdings: Kirchenräume sollten dem ganzen Leben, der Vielfalt und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen Raum bieten. Genau dafür öffnen wir unser Kirchengebäude in Wißmar“, sagt Borg.

Weitere Informationen zum Kirchenraumprojekt gibt es unter sankt-anna-biebertal.de

Caroline Beese

Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Zum Anfang der Seite springen