Mitten drin – in der Apostelgeschichte
Skandalträchtige, unglaubliche oder fast schon harmlose Provokationen: Die Apostelgeschichte hält einiges vor, wie Sr. DDr. Igna Kramp (CJ) am Montag, 24. Juni, bei der Vollversammlung der Gemeindereferentinnen und -referenten mit starken Bildern kurzweilig erläutert. Dabei stand die Frage im Vordergrund, warum die Apostelgeschichte auch heute noch so spannend und vielleicht sogar – im Licht der Kirchenentwicklung – aktueller denn je ist. Denn die Apostelgeschichte mit ihrem Appell zur Zeugenschaft, zur Sendung, zur Heilung, zur Grenzüberschreitung, zur Inkulturation, zu einer Leitungskultur in Zeiten des Umbruchs, zu Umwegen und zu einer größeren Dynamik sei wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung der Kirche heute. Die Referentin des Tages, promovierte Theologin und Ordensschwester, lebt in Frankfurt und ist Dozentin am Theologisch-pastoralen Institut, einem Fort- und Weiterbildungsinstitut der Diözesen Fulda, Limburg, Mainz und Trier.
Die Apostelgeschichte als eine der großen Geschichten sei ja nicht zu Ende, wie Kramp mit Verweis auf den „Herr der Ringe“-Autor J.R.R. Tolkien erzählt. Denn die großen Geschichten endeten nie, sie gingen immer weiter. „Wir sind noch in der Geschichte. Wir sind noch in der Apostelgeschichte“, so Kramp. „Dabei geht es um Zeugenschaft. Die Kirche ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Sie sind Apostel und Apostelin!“ Dabei seien die Ränder zeitlich, geographisch und existentiell zu betrachten. Paulus sei ja nicht wirklich bis ans Ende der Welt gekommen. Bei der Zeugenschaft bis ans Ende der Welt sei „Paulus ja irgendwie nur in Rom in einer Mietwohnung gelandet“. Aber Lukas erzähle eben nur bis Rom, danach gehe die Geschichte weiter. Und wenn man den Provokationen der Apostelgeschichte auf den Grund gehe, könne dies Inspiration sein, weiter zu gehen und eine gelähmte Kirche zu mobilisieren.
Eine skandalträchtige Provokation sei beispielsweise Paulus` Einkehr bei Heiden (Apg 11,3) oder eine andere die Taufe auf dem Weg (Apg 8,39). Und immer wieder geht es um den Weg, um Christus als Weg, um Dynamik, um Umwege, um Mobilität – hin zu den Rändern, um die Heilung Gelähmter, die Erweckung Toter oder das Sprengen von Kerkerfesseln. „Da kommt Leben in die Kirche“, resümiert Sr. Igna Kramp. Im Anschluss an ihren Vortrag gab es eine Gruppenarbeit zur Apostelgeschichte, bei der sich die Teilnehmer mit zehn verschiedenen Themenfeldern auseinandersetzen konnten, darunter eben „Dynamik als Wesenseigenschaft des Urchristentums“, „Leitungskultur in Zeiten des Umbruchs“ oder „Chancen und Grenzen der Inkulturation“. Ein anschließendes „Speeddating“ stand unter dem Motto „Kirche im Sturm“. Dabei ging es kurz und knapp um verschiedene Fragestellungen, zum Beispiel zum eigenen pastoralen Dienst.
Breite Basis an tollen Leuten
Zuvor hatten Personaldezernent Domkapitular Georg Franz, Diözesanreferentin Angelika Brodherr und der Vorsitzende der Bezirkssprecherkonferenz der Berufsgruppe Bernhard Harjung die Teilnehmer begrüßt. Bei seinem Bericht der Bezirkssprecherkonferenz verwies Harjung auf Themen der Berufsgruppe und die Umbrüche in den Gemeinden, die sie alle vor die Frage stelle: "Wie arbeiten wir?" Bei der Konferenz sei es aber vor allem um das große Potenzial der Berufsgruppe gegangen: „Wir haben eine breite Basis an tollen Leuten, die in ihren Gemeinden breit vernetzt und verwurzelt sind.“ Angedacht sei, die Berufsgruppe mit einer eigenen Plattform digital besser zu vernetzen und so einen Austausch zu fördern, so Harjung.
Bei der Vollversammlung der Gemeindereferentinnen und -referenten trifft sich einmal im Jahr die Berufsgruppe. Die Teilnehmer aus allen Teilen der Diözese entscheiden sich dabei im Vorfeld immer für ein aktuelles Thema. Derzeit arbeiten im Bistum Limburg 120 Gemeindereferentinnen und –referenten.