Priester sind keine Selfmademen
Priester, die die Kirche dringend braucht, sind keine Selfmademen, sondern bescheidene Geschöpfe des auferstandenen Herrn. Sie hören lieber zu, als anderen Ansagen zu machen. Sie folgen lieber, als großspurig die Richtung vorzugeben. Und je mehr sie die Menschen schätzen und ihren Glauben wertschätzen, umso fruchtbarer stehen sie am Altar als Diener der Eucharistie und als Werkzeug, als „Handlanger“ und Repräsentant Jesu Christi. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing am Samstag, 8. Juni, im Hohen Dom zu Limburg betont. Durch Handauflegung und Gebet weihte er Sven Georg Merten aus Arzbach und Benjamin Rinkart aus Bergen-Enkheim zu Priestern.
Nicht aus der Zeit gefallen
Für Bischof Georg Bätzing ist "Priester" einer der schönsten Berufe, den es gibt. „Ich sage das, weil wir angesichts öffentlicher Debatten in und außerhalb der Kirche, angesichts ernsthafter Anfragen an die Lebensform und die konkrete Ausgestaltung des priesterlichen Dienstes und angesichts von Missbrauch und dringlichem Handlungs- und Veränderungsdruck, der wahrlich berechtigt ist, heute nicht selten einer Stimmung des Verdachts begegnen“, sagte Bätzing in seiner Predigt. Dieser Verdacht lege nahe, das Priester insgesamt doch irgendwie schräg seien. Das Festhalten an einem sakramentalen Dienstamt wirke auf viele wie aus der Zeit gefallen. Und nicht wenige seien der Meinung, dass es besser wäre, ganz auf Priester zu verzichten und sich als Kirche im 21. Jahrhundert völlig anders zu organisieren. „Dieser Meinung schließe ich mich nicht an, auch wenn ich gründlich erwogene, miteinander vergewisserte und nicht zuletzt erbetete Veränderungen in unserer Kirche befürworte“, stellte der Bischof klar. Priester zu sein, sei für ihn ein schöner Beruf, eine große Verantwortung vor Gott und den Menschen und eine in jeder Lebensphase neue Gestaltungsaufgabe. „Wenn dieser Beruf aus Leidenschaft gewählt ist, und wenn ich alles zu meiner Eignung immer neu zu lernen bereit bin, dann sind die Tage und Jahre als Priester nicht Arbeit, sondern erfüllte und erfüllende Berufung“, so Bätzing.
Wählen und erwählt werden
Zwischen Berufswahl und „Erwählt sein“ bestehe jedoch eine sonderbare Spannung. Zum einen brauche es eine gute Planung und innere Entschlossenheit, um eine Berufsabsicht zu verfolgen und Priester zu werden. Es brauche zum anderen aber auch das Gerufen und Erwählt sein Gottes. Dieser Ruf Gottes sei es, der Menschen berufe, dem Glauben und der Kirche treu zu sein oder sich in den Dienst zu stellen. „Weil ich mit meinem Glauben bloß antworte auf etwas ganz Großes, das in meinem Herzen lebt; weil ich bloß antworte auf die Erfahrung, dass Gott existiert, und dass er durch Jesus nach mir sucht und ruft. Das ist die Wirklichkeit von „Berufung“; das sonderbare Zusammenspiel von Wählen und Erwählt werden. Man könne beim besten Willen nicht trennscharf auseinanderlegen, wie groß der Anteil der eigenen Wahl und des Erwählt-werdens bei einer Lebensentscheidung sei.
Auch die Heilige Weihe bringe diese Spannung von menschlichem und göttlichen Handeln, von Wählen und Erwählt-sein mit Worten und Gesten zum Ausdruck. „Sie werden es spüren. Es ist ein wahrhaftig heiliger Moment. Aber nicht bloß als Augenblick, der vergeht, sondern als Anfang, der mitgeht und als Sakrament, das prägt und fruchtbar werden will für die Kirche und für die vielen Menschen, denen Sie als Priester im Laufe Ihres Lebens begegnen“, sagte der Bischof. In der Liturgie heiße es „Gott vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat“. Dies sei Wunsch und Gebet zugleich. „Bitte, liebe Schwestern und Brüder, greifen Sie diese Worte auf und machen Sie sie zu Ihrem persönlichen Bittgebet für diese beiden und für alle Priester“, sagte Bischof Bätzing.
Sven Georg Merten stammt aus Arzbach im Westerwald. Nach seinen Wehrdienst 2006 bis 2008 machte er eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Bundeswehr. Gegen Ende der Ausbildung kommt Merten ins Grübeln: „Ist das wirklich ein Beruf, der mich ein Leben lang erfüllt? Für mich stand schnell fest, dass das nicht so ist“, sagt Merten. Priester zu werden, sei für ihn schon lange ein Thema gewesen. „In der Entscheidungsphase habe ich das Buch von Josef Ratzinger „Einführung in das Christentum“ gelesen, was mich bestärkt und auch die Lust geweckt hat, diesen Weg wirklich nachzugehen.“ Von 2011 bis 2017 studiert er in Vallendar, Frankfurt und Rom Theologie.
Benjamin Rinkart stammt aus Bergen-Enkheim. Nach der Realschule besuchte er die Ketteler- La Roche-Schule in Oberursel und wurde Erzieher. Danach studierte er in Mainz an der Katholischen Hochschule zunächst Praktische Theologie und dann Theologie in Frankfurt und Salzburg.