!-- Matomo -->
Suchwort eingeben

OBERURSEL STEINBACH, 03.02.2023

Rote Briefkästen gegen das Schweigen

Sichtbar gegen Missbrauch: Die Pfarrei St. Ursula in Oberursel und Steinbach lädt dazu ein, niederschwellig Rückmeldungen zu Missständen oder irritierendem Verhalten zu geben. Plakate und ein neues Logo sollen auf das Thema aufmerksam machen.

Sichtbar gegen Missbrauch: Die katholische Kirche in Oberursel und Steinbach lädt in der Stadtöffentlichkeit dazu ein, unkompliziert Kontakt aufzunehmen, Beschwerden vorzubringen und auf Missstände hinzuweisen. In allen acht Gemeinden der Pfarrei St. Ursula sind jetzt unter dem Motto „Hilfe holen hilft“ rote Briefkästen aufgehängt worden, die niederschwellig Rückmeldungen möglich machen. „Du hast das Recht, mitzuteilen, was Dich am Verhalten von Mitarbeitenden der Pfarrei irritiert“, ist unter anderem darauf zu lesen. Die eingehende Post geht ungeöffnet an die beiden Missbrauchsbeauftragten der Pfarrei, Katrin Gallegos Sánchez und Anita Novotny, deren Kontaktdaten für schnelle Hilfe ebenfalls auf den Kästen abgedruckt sind. Auch die Telefonnummern der beiden Präventionsbeauftragten des  Bistums, Hans-Georg Dahl und Dr. Ursula Rieke, sind hier veröffentlicht.

Das Schutzkonzept muss gelebt werden

Dass die Briefkästen nur ein Baustein im Rahmen der Präventionsarbeit der Pfarrei sind, wurde bei einem Pressegespräch zur Vorstellung der Aktion deutlich. Pfarrer Andreas Unfried verwies dabei auf das Institutionelle Schutzkonzept (ISK), das über zwei Jahre hinweg unter Einbeziehung vieler Akteure erarbeitet worden sei. In diesem Prozess habe sich die Achtsamkeit bereits erhöht. Zu diesem von ihm so genannten „Weg der Sensibilisierung“ gehören Fortbildungsangebote ebenso wie die kontinuierliche Schulungen der Jugendleiter und ein Verhaltenscodex, der von allen haupt- und auch den rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterzeichnet werden soll. Das sei zwar viel Verwaltungsaufwand, so Unfried, „aber wir zeigen damit, dass wir es ernst meinen.“ Das im Schutzkonzept Festgehaltene „muss gelebt werden“.

Eine Einladung, ins Reden zu kommen

Möglichst viele Menschen zu sensibilisieren, um einen gesellschaftlichen Wandel zu erreichen, beschrieb Katrin Gallegos Sánchez das Anliegen. Missbrauch habe immer etwas damit zu tun, andere zum Schweigen zu bringen. Deswegen müsse ein Klima geschaffen werden, in dem Grenzverletzungen angesprochen werden könnten. In diesem Sinne seien die Briefkästen als Einladung zu verstehen, ins Reden zu kommen. Zentral und gut erreichbar aufgehängt wurden sie, wie die Verwaltungsleiterin der Pfarrei, Marion Scheiner, erklärte, in Zusammenarbeit mit den Pfarrsekretärinnen, die die Kästen zukünftig auch ein- bis zweimal die Woche leeren werden.  "Augen und Ohren aufhalten, hinschauen und sich melden", brachte Scheiner das damit verbundene Angebot auf den Punkt.

Hilfe holen ist kein Petzen

„Wir wollen das Thema weit streuen“, betonte Anita Novotny. Deswegen werde der Text auf den Briefkästen zusätzlich auf Karten ausgedruckt, die verteilt und an verschiedenen Orten in Oberursel ausgelegt werden sollen. In den Schaukästen der Kirchorte, in Büros und den Vorräumen der Kirchen machen Plakate auf das Recht jedes Einzelnen aufmerksam, selbst darüber zu bestimmen, „wie nahe Dir jemand wann, wie und wo kommt“ und „Unterstützung bei andern zu holen, wenn Du Dich unwohl fühlst oder es Dir schlecht geht. Hilfe holen ist kein Petzen und kein Verrat.“

Informationen für Betroffene

Ein QR-Code führt direkt auf die entsprechende Informationsseite auf der Homepage der Pfarrei und zu kircheninternen und externen Anlaufstellen für Betroffene. Zur Sichtbarkeit trägt auch ein neues Logo bei, das in blau und orange ein Ausrufezeichen mit einem „Stop“ und eine abwehrend erhobene Hand zeigt. Geplant sind darüber hinaus Kurse, um Kinder und Jugendliche stark zu machen. Auch in Gottesdiensten soll das Thema plaziert werden.

Zum Anfang der Seite springen