FRANKFURT, 10.07.2020
Seelsorge auf Englisch
Jetzt kommt zur Gebärdensprache noch eine weitere internationale Sprache dazu: Pfarrer Christian Enke arbeitet im Bistum Limburg seit fast 25 Jahren in der Abteilung Katholische Seelsorge für Menschen mit Hörschädigung und ist nun zu 50 Prozent auch in der internationalen englischsprachigen Gemeinde tätig. Zu der „International English-Speaking Catholic Parish“ des Bistums gehören die Kirchorte St. Leonhard's (Frankfurt-City), Holy Cross (Frankfurt-Bornheim) und St. Mary’s (Liederbach). Im Interview erzählt er, welche Herausforderungen ihn nun erwarten und warum er diesen Schritt gewagt hat.
Herr Enke, Sie haben kurz nach Ihrem 25 jährigen Priesterjubiläum entschieden, sich nochmal beruflich zu verändern. Warum, wie kam es dazu?
Ich war über zehn Jahre Kooperator in Sankt Margareta in Frankfurt und dachte, auch wenn ich dort sehr glücklich war: Jetzt ist es an der Zeit für etwas Neues. Das habe ich dem Bistum auch so rückgemeldet. Ich war erst überrascht, als mir dann die Stelle angeboten wurde, wusste aber schnell, dass ich das gerne machen möchte. Denn vor über 30 Jahren war ich im Studium in Birmingham und freue mich, jetzt wieder viel Englisch zu sprechen.
Welche Unterschiede stellen Sie zwischen der deutschen und internationalen Gemeinde fest?
Zum einen merke ich, dass die Gemeindemitglieder wesentlich jünger sind. Das ist schön, denn das bedeutet für mich, dass ich weniger Beerdigungen mache. Zum anderen stelle ich fest, dass der Gemeinderat andere Themen in den Vordergrund stellt - zum Beispiel dreht sich besonders viel um das Zusammenkommen und den Austausch nach dem Gottesdienst. Das ist den Menschen hier besonders wichtig. Ich habe zudem viel mehr Beichtgespräche und die Marienverehrung ist für viele Gläubige auch viel zentraler, als das bei uns üblich ist. Seit Januar deckt die internationale englischsprachige Gemeinde in Frankfurt das ganze Bistum ab, daher ist das hier ein Kommen und Gehen, weil viele gar nicht direkt aus Frankfurt oder aus der Gegend leben. Das ist auch neu für mich.
Die Gläubigen der internationalen Gemeinde sind aus unterschiedlichen Ländern. Zum Beispiel aus Indien, den Vereinigten Staaten, von den Philippinen oder aus Australien. Wie ist das für Sie, als Deutscher auf Englisch zu arbeiten und zu predigen?
Für mich ist es schon sehr ungewohnt, auf Englisch zu predigen. Mich unterstützt dabei jedoch unsere Gemeindereferentin Lori Bemb. Mir ist aber auch wichtig, authentisch zu bleiben und meinen Stil beim Predigen beizubehalten. Momentan kann ich noch nicht ganz so frei sprechen, wie ich das sonst mache, aber das wird kommen. Um meine Sprachkenntnisse aufzufrischen, wäre ich eigentlich auch nochmal nach England gereist. Das hat Corona nicht zugelassen, daher habe ich mir viele englische Videos von katholischen Anbietern auf Youtube angeschaut.
Was finden Sie besonders spannend an Ihrer neuen Aufgabe?
Das ist eine gute Frage. Für mich ist es besonders interessant, dass hier so viele bunte und unterschiedliche Kulturen zusammenkommen. Der Glaube verbindet und trotzdem sind die verschiedenen Traditionen sichtbar. Nach den Fürbitten möchten zum Beispiel viele Gläubige ein „Gegrüßet seist du Maria“ sprechen, andere wiederrum kennen das so nicht. Zudem sind die Musikauswahl und der Gesang je nach Nation sehr unterschiedlich. Außerdem merke ich, dass viele Menschen in dieser Gemeinde eine andere Sicht auf die Welt und den Glauben haben. Zum Beispiel ist für einige ein Ehevorbereitungskurs sehr wichtig. Das spielt so eine zentrale Rolle, dass er auch in Corona-Zeiten unverzichtbar ist, sodass wir den Kurs digital angeboten haben.
In beiden Fällen Ihrer Arbeit geht es um Sprachen - Gebärdensprache und Englisch. Liegt Ihnen Sprache besonders am Herzen oder wie kam es dazu?
Stimmt, tatsächlich dreht sich viel bei mir um die Sprache und ich habe mich schon gefragt: Wann werde ich wohl mal wieder deutsche Weihnachtslieder singen? Ehrlich gesagt hat sich mein Werdegang einfach so ergeben und ich freue mich nun auf die neue Herausforderung, in der internationalen englischsprachigen Gemeinde neue Wege zu bestreiten.