Segen und Liebe Gottes schließen alle Menschen ein
Der Vatikan erlaubt die Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare: Das geht aus der am Montag, 18. Dezember 2023, veröffentlichten Grundsatzerklärung „Fiducia supplicans“ des Vatikans hervor. Die Beauftragten für Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LSBTI) im Bistum Limburg, Susanne Gorges-Braunwarth und Holger Dörnemann, sagen dazu:
„Todos, todos, todos“ sagte Papst Franziskus Anfang August mehrfach während des Weltjugendtages in Portugal über eine Kirche, die allen Menschen offensteht. „Die Kirche mit offenen Türen für alle, alle, alle“ wiederholte Franziskus erneut auch zu Beginn der Weltbischofssynode Anfang Oktober in Rom.
Doch queere Menschen erleben im Verbot der Segnung homosexueller Partnerschaften diese offenen Türen nicht wirklich. Wenn die Kirche beinahe alles, Kerzen, Gegenstände, ja sogar Zäune segnen könne, aber den Segen manchen Menschen allein aufgrund ihrer sexuellen Identität, Lebensform und einer moralischen Bewertung vorenthalte, dann ist dies diskriminierend. Mit diesem Verständnis räumt das vom Dikasterium für die Glaubenslehre unter dem Titel „Mit flehentlichem Vertrauen“ mit expliziter Unterstützung von Papst Franziskus auf. Mit dem veröffentlichten Schreiben „über die pastorale Sinngebung von Segnungen“ wird eine „Art von Segen vorgeschlagen, der allen gespendet werden kann, ohne etwas zu verlangen“ (FS 27). Papst Franziskus, aus einer Katechese über den Segen (2020) zitierend, führt die Erklärung aus: „Es ist Gott, der segnet. Auf den ersten Seiten der Bibel finden wir eine ständige Abfolge von Segen. Gott segnet, aber auch die Menschen bringen ihren Lobpreis zum Ausdruck, und bald erkennt man, dass der Segen eine besondere Kraft besitzt, die den, der ihn empfängt, sein Leben lang begleitet und das Herz des Menschen dafür bereit macht, sich von Gott verändern zu lassen [...]. Wir sind also für Gott wichtiger als alle Sünden, die wir begehen können, denn Er ist Vater, Er ist Mutter, Er ist reine Liebe, Er hat uns für immer gesegnet. Und er wird nie aufhören, uns zu segnen.“
Bischof Georg Bätzing hat bereits am Tag der Veröffentlichung der Erklärung deren Bedeutung unterstrichen: Dass sie erlaube, „dass Paaren, die etwa aufgrund einer Scheidung nicht die Möglichkeit zur kirchlichen Trauung haben, und gleichgeschlechtlichen Paaren ein Segen gespendet werden kann.“ Die Praxis der Kirche kenne eine Vielzahl von Segensformen, sodass es gut sei, dass dieser Schatz für die Vielfalt von Lebensmodellen nun gehoben werde.
Anknüpfen an die Handlungstexte des Synodalen Wegs
Als Beauftragte für die LSBTI-Pastoral im Bistum Limburg freuen wir uns, dass die Bitte um Segen, die von einer Stadtkirchenklausur in Frankfurt angestoßen und in einem längeren Bistums-Prozess diskutiert wurde, nun endlich auch in Rom gehört und aufgenommen wurde.
Zugleich müssen wir – mit den Worten einer Stellungnahme von Kardinal Marx gesprochen – ernstnehmen, die Erklärung und ihren Geist auch in unsere Kultur zu übersetzen. Hier wird es gelten, an die Ergebnisse und Handlungstexte des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland anzuknüpfen und sie im Licht der neuen Erklärung in die pastorale Praxis zu übersetzen: Dass wirklich auch für alle Menschen – ohne jede Form der Diskriminierung und Abqualifizierung – erfahrbar wird, dass der Segen und die Liebe Gottes alle Menschen einschließt – und die Kirche diesen Segen auch „vor Ort“ in einem würdigen Rahmen weitergibt. Ein wichtiger Schritt ist damit getan, auch wenn es noch nicht der letzte sein darf.