MARIENSTATT, 20.08.2019
Shootingstar, Bestsellerautor, Menschenfischer
Vor 866 Jahren ist der Heilige Bernhard in Clairvaux bei Troyes gestorben. Mit einem feierlichen Pontifikalamt am Dienstag, 20. August, hat Bischof Georg Bätzing gemeinsam mit den Zisterziensermönchen und mehr als 500 Gläubigen in der Abteikirche Marienstatt dem Heiligen gedacht. Dass so viele Gläubige zu dem Hochfest des Ordensvaters gekommen seien, sei ein Zeichen der Wertschätzung, sagte der Bischof. „Die Zisterziensermönche sind ein Geschenk für unser Bistum“.
Vor den Mönchen von Marienstatt etwas über die herausragende Person des Zisterzienserordens zu sagen, habe ihn dazu veranlasst, sich in seinem Sommerurlaub intensiver mit dem Heiligen zu beschäftigen, erzählte der Bischof in seiner Predigt. „Was für eine außerordentliche Figur: Shootingstar der jungen monastischen Erneuerungsbewegung“ und „der Bestsellerautor des 12. Jahrhunderts, ja vielleicht des ganzen Mittelalters“. Seine Briefe und Schriften gehörten zu den meistgelesenen Werken der christlichen Literatur. Zudem sei der Heilige weit gereist, auch in Frankfurt und Trier sei er gewesen. „Und jedes Mal, wenn er zurückkehrte, brachte er junge Leute mit, die er in seinen Bann gezogen hatte“, sagte der Bischof „ein Menschenfischer im wahrsten Sinne des Wortes“.
Faszination und Bewunderung
Je mehr er sich in die Biographie des Heiligen vertieft habe, umso mehr seien Faszination und Bewunderung gewachsen. Den Blick für den großen Bernhard habe ihm ein kleines Alltagskunstwerk geweitet. Beim Wandern in den Bergen Südtirols sei er an einem kleinen Wasserfall vorbeigekommen, zu dem eine Holzskulptur gehörte. Das Wasser habe ein kleines Mühlrad angetrieben und auf der anderen Seite habe die Kraft des Wassers die Holzfigur bewegt, die das Rad drehte. „Je nachdem, von welcher Seite man schaut, sieht man verschieden: Da ist der Mensch, der mit seiner Kraft etwas bewegt; und da ist bei näherer Betrachtung die Kraft des Wassers, ohne die es all diese Dynamik nicht gäbe.“ Ähnlich sei es auch beim Heiligen Bernhard, vor dessen außerordentlichen Begabung man „förmlich in Ehrfurcht erstarren“ könnte. Doch das sei nicht im Sinne des Bruders gewesen. Er habe gewusst, dass er die innere Kraft und Dynamik seiner Erneuerungsbewegung Gott verdanke.
Verantwortung in dieser Zeit
In der Einleitung zur 24. Ansprache über das Hohelied aus dem Jahr 1138 schrieb der Heilige: „Was ich habe, das gebe ich euch. Bleibe ich meinem Dienste treu, so kann Gott mir verleihen, dass ich euch auch das geben kann, was ich nicht habe.“ Jeder Prediger kenne diese Erfahrung, sagte der Bischof. „Wir versuchen, den Menschen etwas von der Botschaft zu geben; das Wenige, das wir verstanden haben. Und machen doch so oft die Erfahrung, dass in den Menschen viel mehr und womöglich ganz Anderes bewegt wird, weil Gott es so will. Gott kann geben, dass wir auch das geben, was wir selbst nicht haben. Jeder Christ, jede Christin darf diese Erfahrung machen, wenn sie großzügig austeilt, was sie an Gaben und Talenten bekommen hat.“
Gott wirke alles in allem und habe trotzdem die Menschen zu Mitarbeitern bestellt. „Er will die Menschen unserer Zeit für sich gewinnen. Und er kann es auch. Aber er will es nicht ohne uns. Das, liebe Schwestern und Brüder, ist unsere Verantwortung in dieser Zeit; und da ist es unerheblich, wo unser Ort ist, wo wir leben: ob in der Welt des Klosters oder in der Alltagswelt“, so der Bischof.
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