Sonntags noch schnell zum Supermarkt
Mini-Märkte ohne Personal dürfen sonntags öffnen – dafür hat der hessische Landtag einstimmig abgestimmt. Dies kritisiert Martin Mohr, Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Diözesanverband Limburg.
Sogenannte Mini-Märkte oder Smart-Stores sind kleine Supermärkte mit maximal 120 Quadratmetern Verkaufsfläche. Es gibt dort Waren des täglichen Bedarfs, die Kundinnen und Kunden bedienen sich selbst und zahlen per App. Der Konzern Tegut betreibt bisher beispielsweise 29 vollautomatisierte Märkte in Hessen.
Gesetz soll Rechtsprechung aushöhlen
Die uneingeschränkte Zulassung von Smart-Stores der großen Handelsketten Tegut, Rewe und Co. wirkt nach Ansicht des katholischen Sozialverbandes mehrfach zerstörerisch. Zum einen führe sie auf längerer Hinsicht zu einer Verdrängung kleinerer, oft inhabergeführter Einzelhandelsläden nicht nur im Lebensmittelsektor. Zum anderen gehe es grundsätzlich darum, mit allen Mitteln das sonntägliche Handels- und Verkaufsverbot zu überwinden, so Mohr. Mit der vollständigen Freigabe der Ladenöffnungszeiten von automatisierten Verkaufsstellen in Hessen zeichne sich für immer mehr Bundesländer der Weg des geringsten Widerstands ab. Bewusst höhlten sie nach Ansicht der KAB damit die Feststellung des Bundesverfassungsgerichts aus, nach der durch Ladenöffnungen eine für Werktage typische „Betriebswirksamkeit“ ausgehe, vor der der Sonntag zu schützen sei.
Entlassungen im Einzelhandel
Nicht nur aus Sicht der Polizei und des Persönlichkeitsschutzes seien die automatisierten Verkaufsstellen umstritten. „Hier wird im ländlichen Bereich mit Scheinargumenten getestet, um flächendeckend personalreduzierte Verkaufsmöglichkeiten zu entwickeln“, erklärt Mohr. Das Argument, dass kein Personal am Sonntag arbeiten muss, sei nur bedingt richtig, und werde am Ende zum Bumerang für die Beschäftigten im Einzelhandel. „Entlassung auf Seiten der Arbeitnehmer – Profitsteigerung auf Seiten der großen Lebensmittelketten“, sagt Mohr. „Hier handelt die Politik nicht im Sinne der Bürger und Gesellschaft, sondern hat endgültig den von einer rein profitorientieren Wirtschaft ausgelegten Köder geschluckt. Am andern Ende der Leine steht der Konsum rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche. Es zählt dann nur noch, wer etwas kaufen kann.“