Limburg, 25.05.2022
Stellungnahme zur Berichterstattung
Der Beitrag „Katholisches MeToo“ in Christ & Welt vom 25. Mai erweckt den Eindruck, Bischof Dr. Georg Bätzing würde Betroffene nicht hören, sich auf die Seite von Tätern stellen und Beschuldigte befördern, statt zu sanktionieren. Diesem Eindruck muss widersprochen werden. Bischof Georg setzt sich entschieden dafür ein, dass es einen Kulturwandel in der Kirche gibt, Betroffene gehört, Missbrauch verhindert sowie Täter und Taten klar benannt werden. Davon zeugt das Projekt „Betroffene hören – Missbrauch verhindern“ im Bistum Limburg. Bischof Georg hat der Umsetzung von mehr als 60 Maßnahmen, die systemische Fragen angehen und eine Kultur verändern wollen, beauftragt und einen entsprechenden bischöflichen Beauftragten dafür eingesetzt.
Hintergrund der aktuellen Berichterstattung von Christ & Welt ist die Belästigung von zwei Frauen durch einen Priester des Bistums Limburg in den Jahren 2000 und 2007. Eine der Frauen, eine Mitarbeiterin des Bistums, brachte 2007 dem Bistum gegenüber vor, dass sie der Priester unter anderem mit Kosenamen betitelt habe und ihr mit der Hand durch das Haar sowie über den Rücken gestrichen habe. Das Bistum handelte umgehend. Der Pfarrer wurde mit den Vorwürfen konfrontiert und klar formuliert, dass ein solches Verhalten zu unterlassen ist.
Im Jahr 2013 machte die Mitarbeiterin den Vorwurf bekannt, der Priester habe ihr im Jahr 2007 unter das T-Shirt an die Brust gefasst. Der Priester wurde auch mit diesem Vorwurf konfrontiert, bestritt dies jedoch, im Gegensatz zu den früheren Vorwürfen, dezidiert.
Georg Bätzing erfuhr erst einige Jahre nach seinem Wechsel ins Bistum Limburg vom Fehlverhalten des Priesters und den Vorwürfen. Daraufhin sprach er mit der Mitarbeiterin und mit dem Priester. Der Bischof konfrontierte ihn 2020 auch mit einem neuen Vorwurf, der sich auf ein Fehlverhalten aus dem Jahr 2000 bezog und gegen den Priester ausgesprochen wurde. Bätzing machte unmissverständlich klar, dass er solches Verhalten missbilligt. Er sprach eine Monitio, eine Ermahnung in schriftlicher Form, aus. Der Priester hat sich für sein Verhalten bei der Mitarbeiterin entschuldigt, um Verzeihung gebeten und zeigte glaubhaft Reue. Er setzt sich bereits seit Jahren intensiv mit seinem Fehlverhalten auseinander.
Nach einer erneuten Prüfung der Vorwürfe und weiteren Gesprächen ernannte Bischof Georg Bätzing den Priester zum Bezirksdekan einer der elf Bezirke der Diözese. Die Betroffenheit und Empörung der Mitarbeiterin über diese Personalentscheidung sind verständlich. Im persönlichen Gespräch mit der Mitarbeiterin hat Bätzing ihr diese Entscheidung zu vermitteln versucht und erklärt. Bei der Ernennung zum Bezirksdekan wurde sowohl das förmlich missbilligte Fehlverhalten des Priesters und sein Umgang damit berücksichtigt, wie auch der Umstand, dass die vorschlagsberechtigten Seelsorgerinnen und Seelsorger ein deutliches Votum für die Berufung dieses Priesters zum Ausdruck gebracht haben. Bischof Georg ist zu der Einschätzung gekommen, dass eine Berufung zum Bezirksdekan möglich ist.
Bischof Georg und die Verantwortlichen im Bistum stehen der Mitarbeiterin auch weiterhin zum Gespräch zur Verfügung.
Limburg, 25. Mai 2022,
Stephan Schnelle,
Pressesprecher des Bistums Limburg