Suchwort eingeben

LIMBURG, 10.11.2022

Von Kurzvideos bis zum Weltjugendtag

TikTok, Instagram und Gaming – damit will Pfarrer Stefan Salzmann die Jugendlichen erreichen. Seit dem 1. September ist er Jugendpfarrer für die Diözese Limburg. Mehr dazu im Interview.

Stefan Salzmann ist neuer Jugendpfarrer im Bistum Limburg. Der 41-Jährige hat dieses Amt zum 1. September 2022 übernommen. Salzmann lebt in Limburg und hat, bevor er Theologie studierte und zum Priester geweiht wurde, als Mediendesigner gearbeitet. Zudem leitet er nun die Diözesanstelle „Berufe der Kirche“ und ist Präses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Limburg.

Herr Salzmann, beim Minitag im September 2022 wurden Sie als Diözesanjugendpfarrer eingeführt und treten damit die Nachfolge von Uwe Michler an. Wie war der Gottesdienst für Sie?

Zuerst mal habe ich mich zusammen mit dem Bischof und dem Ministranten-Arbeitskreises gefreut, dass sich so viele Minis angemeldet hatten und trotz des Regens auch gekommen sind. Der Gottesdienst mit der Kreuzreliquie war der Höhepunkt des Tages und viele Minis haben die Regenschauer tapfer ausgehalten. Persönlich war ich froh, dass mit diesem Gottesdienst offiziell mein Start als Diözesanjugendpfarrer verbunden war. Gearbeitet habe ich ja schon seit 1. September. Als unser Bischof sagte: „Pfarrer Salzmann ist jetzt Pfarrer für euch“ und dabei auf die jungen Leute deutete, da habe ich mich sehr gefreut. Auf diese Aufgabe freue ich mich.

Nun sind die ersten Monate Ihrer „Amtszeit“ bereits vergangen. Sind Sie gut gestartet und haben Sie bereits etwas Besonderes erlebt?

Gestartet bin ich erst mal mit ganz vielen Gesprächen und dem Kennenlernen der Jugendeinrichtungen, die ich noch nicht kannte. Ich habe also die Teams besucht und erkundet, was überall an Aktionen läuft. Ich habe als Jugendpfarrer ja glücklicherweise auch „Zeit“ bekommen und habe keine Verpflichtungen in irgendeiner Pfarrei. Das gibt mir einen großen Freiraum auch für Begegnungen, Jugendgottesdienste und Aktionen auch am Wochenende. 

Ein großer Teil meiner Arbeit ist momentan die Vorbereitung von geplanten Jugendgottesdiensten, etwa in Wiesbaden und Oberursel, und der kommenden Großprojekte – wie die Kar- und Ostertage 2023 für Jugendliche und junge Erwachsene und natürlich den Weltjugendtag in Lissabon. Ich bin ja seit Juni auch Diözesanpräses im BDKJ-Vorstand und erlebe jetzt ganz viele Begegnungen mit motivierten jungen Menschen in unseren Jugendverbänden. Da laufen gerade die finalen Vorbereitungen für den diözesanen Sternsinger*innentag und die bundesweite Eröffnung der Sternsinger*innenaktion am 30.12. in Frankfurt. Das wird eine große Sache.

Sie sind auch auf TikTok und Instagram aktiv – wie wollen Sie diese Medien für Ihre Arbeit als Diözesanjugendpfarrer nutzen?

Instagram hat mir zum Start ein unerwartetes Geschenk gemacht: Ich konnte mir den Usernamen @jugendpfarrer schnappen. Ich war total überrascht, dass er noch frei war. Momentan sieht man dort noch, was ein Jugendpfarrer so alles erlebt. Ich möchte aber bald mit mehr inhaltlichen Reels (Kurzvideos) starten, die an der Lebenswelt der Jugendlichen andocken. Auf TikTok bin ich mit Inge Rocco seit knapp eineinhalb Jahren mit kurzen Clips. Die gute Nachricht: Man muss nicht tanzen oder Playback-Musik machen, um dort erfolgreich zu sein. Wir kratzen dort gerade an der 1.000-Follower-Marke, ganz ohne Herumhüpfen.

Als Weihespruch der Priesterweihe hatten Sie „Macht euch keine Sorgen, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“. Wie wollen Sie diese Freude den Kindern und Jugendlichen näher bringen? Gibt es da schon konkrete Pläne?

Ein Ort, wo es häufig gelingt, junge Menschen zu begeistern, sind positive Gemeinschaftserlebnisse. Zum Beispiel auf so einem Ministrant*innentag, dem Weltjugendtag oder in Jugendverbänden. Mit Gottesdiensten ganz unterschiedlicher Form können wir wirklich Begegnungen mit Gott ermöglichen. Wichtig ist, dass die Lebenswelt der Jugendlichen vorkommt. Dass der Gottesdienst nicht als etwas komplett vom Alltag Getrenntes wahrgenommen wird. 

Aus meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weiß ich, dass sie grundsätzlich sehr offen sind für Gott oder den Glauben. Das habe ich im Religionsunterricht oder in Firmkursen immer wieder erlebt. Was es ihnen manchmal schwer macht zu glauben, ist häufig der institutionelle Überbau, den wir als Kirche mitbringen. Dinge wie die Gleichberechtigung von Frauen oder die Akzeptanz queerer Menschen sind für die allermeisten Jugendlichen von heute Selbstverständlichkeiten. Da müssen wir zu zufriedenstellenden Antworten kommen, um jungen Leuten nicht den Weg zu Gott und zum Glauben weiterhin zu verbauen. 

Und was uns als Kirche in allen Bereichen herausfordert, gilt natürlich auch für die Jugendarbeit: Wir müssen viel mehr als bisher hinausgehen, eine „aufsuchende Kirche“ werden. Wir können uns nicht drauf verlassen, dass die Menschen noch zu uns kommen. Dazu müssen wir immer wieder Ideen ausprobieren und auch fehlerfreundlicher werden. Ich versuche das z.B. mit Instagram oder TikTok. Ein großes Feld ist aber zum Beispiel auch „Gaming“. Über 90 Prozent der Jugendlichen spielen Computerspiele und treiben sich auf speziellen Streaming-Plattformen wie twitch oder Discord herum. Da müssen wir auch hin.

2023 ist der Weltjugendtag in Lissabon. Da sind Sie auch mit dabei und bereiten ihn ja jetzt schon mit vor – wie Sie schon erwähnt haben. Was erwarten Sie vom Weltjugendtag? Und was wünschen Sie sich für diese Fahrt?

Der Weltjugendtag wird ein großes Fest der Gemeinschaft und des Glaubens im kommenden Jahr. Wir werden mit 130 jungen Leuten zuerst eine Woche im Norden Portugals sein und dann nach Lissabon fahren, wo die ganze Welt zusammenkommt. Ich freue mich einfach auf tolle gemeinsame Erlebnisse in einem wunderschönen Land, jugendgemäße Gottesdienste und Musik und natürlich eine Stärkung auch im Glauben. Und ein bisschen Party gehört natürlich auch immer dazu!

Zum Anfang der Seite springen