Suchwort eingeben

LIMBURG, 17.08.2023

Wichtige Säulen der Gemeinde

Seit 50 Jahren können verheiratete Männer im Bistum Limburg zu Ständigen Diakonen geweiht werden. Dieses besondere Jubiläum feiert das Bistum am Wochenende des Kreuzfestes.

Seit 50 Jahren können verheiratete Männer im Bistum Limburg zu Ständigen Diakonen geweiht werden. Dieses besondere Jubiläum feiert das Bistum am Wochenende des Kreuzfestes – zunächst mit einem Fest für alle Diakone, deren Familien und die Witwen der bereits verstorbenen Diakone am Samstag, 16. September 2023, um 15 Uhr im Limburger Priesterseminar. Am Sonntag, 17. September 2023, wird das Jubiläum auch im Pontifikalamt zum Kreuzfest gefeiert. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr im Limburger Dom. Ab 12 Uhr werden die Diakone auf dem Limburger Neumarkt mit einem Stand auf ihren Beruf und seine Bedeutung aufmerksam machen.

Die Diakonweihe ist die erste von drei Weihestufen. Anders als ein Diakon, der später zum Priester geweiht wird, können Ständige Diakone zum Zeitpunkt ihrer Weihe verheiratet sein, sie sind damit nicht an den Zölibat gebunden. Durch die Erfahrung als Ehemänner und Väter können sich die Diakone in die Lebenssituationen von Familien einfühlen und so eine authentische Verbindung zu den Gläubigen herstellen. „Die Leute sagen ,Das ist einer von uns‘, weil wir genauso leben wie sie. Wir haben ähnliche Herausforderungen und Freuden wie andere Familien. Das schafft nochmal ein ganz anderes Vertrauensverhältnis“, erzählt Diakon Michael Schönberger, Sprecher des Diakonenrates. Das steigere sich noch einmal bei Ständigen Diakonen im Zivilberuf. Diese Diakone haben ihren Hauptberuf außerhalb der Kirche, beispielsweise im Medizin-, Bildungs- und Wirtschaftsbereich oder in anderen Branchen. Ihr Engagement für die kirchliche Arbeit erfolgt in ihrer Freizeit und kann je nach individuellen Zeitressourcen variieren. Ständige Diakone im Hauptberuf widmen sich dagegen vollständig ihrem kirchlichen Dienst.

Menschen durch das Leben begleiten

Für Diakon Schönberger ist das Besondere an seiner Tätigkeit, die Menschen durchs ganze Leben begleiten zu können. „Letztens hatte ich eine Taufe. Die Mutter des Kindes habe ich schon in Religion unterrichtet und später bei ihrer Hochzeit getraut“, sagt Schönberger. Die Vielfalt der Aufgaben, die Ständige Diakone übernehmen, ermöglicht es ihnen, ein breites Spektrum an Bedürfnissen in der Gemeinde und der Gesellschaft anzusprechen. Sie nehmen aktiv an der seelsorgerischen Betreuung von Gemeindemitgliedern teil, engagieren sich in der Familienpastoral und der Ehebegleitung. Außerdem predigen sie und assistieren den Priestern bei der Eucharistiefeier.

Durch ihre Weihe sind die Diakone Amtsträger in der katholischen Kirche und zum Dienst berufen. „Dieser ausschließliche Dienstcharakter ist wichtiger Teil ihrer Berufung und vereinfacht die Offenheit für ihre jeweiligen Aufgaben und den Zugang zu den Menschen“, betont der Bischöfliche Beauftragte für den Ständigen Diakonat Hans-Jürgen Braun. Angesichts der aktuellen Herausforderungen mit Blick auf die Kirchenentwicklung und die zukünftige Personalausstattung, sei das Diakonenamt und besonders der Diakon im Zivilberuf ein wichtiges Zeichen für die Kirche der Zukunft. „Ihr Dienst, inspiriert von der Lebensart Jesu und von dem, was Menschen Sinn und Bedeutung gibt, trägt dazu bei, dass das Evangelium lebendig bleibt. Die Diakone sollen Brückenbauer und Grenzgänger sein, mit Demut, Bescheidenheit und Selbstbewusstsein gerade in dieser heute ,verbeulten‘ Kirche stehen sowie nach außen drängen, etwas wagen und riskieren, und damit dem Glauben als Begegnungs- und Beziehungsgeschehen glaubhaft Raum geben“, so Braun.

Luft nach oben

Verheiratete Männer am Altar – das wurde vor allem durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) möglich. War der Diakonat in der frühen Kirchengeschichte zuvor noch ein eigenständiges Dienstamt, so wurde er nach und nach nur noch eine Durchgangsstufe auf dem Weg zum Priesteramt. Das änderte sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. 1973 fand schließlich die erste Weihe von Ständigen Diakonen statt. Damals wurden elf Männer zu Diakonen geweiht. Neun davon waren verheiratet, zwei wurden später Priester.

In den vergangenen 50 Jahren wurden 103 Männer im Bistum Limburg zu Ständigen Diakonen geweiht. Aktuell sind 44 Ständige Diakone aktiv. 24 von ihnen im Zivilberuf, 20 im Hauptberuf. Eine relativ kleine Zahl, verglichen mit den insgesamt 2.184 Ständigen Diakonen, die laut der kirchlichen Statistik 2022 deutschlandweit im Dienst waren.

Bald auch Frauen am Altar?

Viele Diakone im Ruhestand, aktuell sind es 37 im Bistum, unterstützen die Kolleginnen und Kollegen im pastoralen oder kategorialen Dienst weiterhin entsprechend ihrer Möglichkeiten. Eine weitere große Unterstützung könnten Frauen sein. Seit langem besteht in der katholischen Kirche die Debatte, ob Frauen zum Diakonat zugelassen werden sollten. Der Synodale Weg verabschiedete in seiner letzten Versammlung im März 2023 mit großer Mehrheit (93,6 Prozent) ein Papier, in dem sich für mehr Teilhabe von Frauen in den Diensten und Ämtern der katholischen Kirche ausgesprochen wurde. „Frauen zum Diakonat zuzulassen, wäre eine große Bereicherung“, erzählt der Ausbildungsreferent für die Ständigen Diakone Mathias Wolf. „Ich hatte letztens ein Taufgespräch, die Mutter wurde frisch von ihrem Mann verlassen – da wäre es sicherlich besser gewesen, wenn eine Frau mit ihr gesprochen hätte“, so Wolf. Die Frauenfrage sei eine dringende Notwendigkeit und er wünsche sich den Mut aus Rom, solche Veränderungen auch ungleichzeitig zuzulassen.

Männer, die das Ständige Diakonat anstreben, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören in der Regel ein gefestigter familiärer Hintergrund, ein Alter von mindestens 35 Jahren, ein stabiles geistliches Leben und die Zustimmung der Ehefrau, wenn der Kandidat verheiratet ist. Zölibatäre Männer können ebenfalls zum Ständigen Diakonat geweiht werden. Die Ausbildung umfasst theologische, spirituelle und pastorale Elemente, um die Kandidaten auf ihre vielfältigen Aufgaben vorzubereiten. „Das Diakonenamt ist ein Amt fürs Leben. Wie bei einer Ehe geht man einen Bund fürs Leben ein. Das birgt natürlich auch Risiken. Und gerade in der katholischen Kirche kommt es immer wieder zu Krisen. Da hilft nur: Ehrlichsein im Umgang mit sich und den eigenen Zweifeln, die möglicherweise aufkommen. Und zu wissen: Bei allen Schwierigkeiten ist Christus mein Ankerort“, betont Wolf.

Im Bistum Limburg gibt es die Möglichkeit, sich durch das Studium „Theologie im Fernkurs“ für die Ausbildung zum Ständigen Diakon zu qualifizieren. Im Anschluss erfolgt eine dreijährige Ausbildung im Pastoralkurs. Weitere Informationen gibt es unter thif.bistumlimburg.de oder priesterseminar.bistumlimburg.de/beitrag/diakon-werden.

Caroline Beese

Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Zum Anfang der Seite springen