LIMBURG, 03.05.2023
Zusammen an einer inklusiven Gesellschaft tüfteln
Als Inklusionsgestalterin hilft Magdalena Schmidt seit dem 1. Mai 2023 Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum Limburg dabei, Barrieren abzubauen und damit Pfarreien und Einrichtungen für alle Menschen zugänglich zu machen. Im Interview erzählt sie, was ihre Ziele als Inklusionsgestalterin sind und was ihr besonders am Herzen liegt.
Inklusion gestalten – wie geht das?
Am besten ist es eigentlich, einfach anzufangen. Oft denkt man sofort an Rampen oder elektrische Türen und danach direkt an die Finanzierung. Das sind natürlich wichtige Dinge, aber für mich fängt Inklusion oft auch bei mir selbst an und dem Bewusstmachen von Kleinigkeiten. Zum Beispiel: Wie und in welcher Lautstärke spreche ich mit anderen? Wie benutze ich ein Mikrofon, sodass mich viele verstehen? Welche Worte benutze ich? Wie kann ich etwas gestalten, damit möglichst viele Menschen teilnehmen können? Muss ich alles auf ein Plakat quetschen oder nehme ich zwei Plakate? Was möchte die Person gegenüber überhaupt selbst? All das sind für mich Fragen, die dazu führen, Inklusion zu gestalten. Fragen, denen man selbst oder gemeinsam mit anderen auf den Grund gehen und lösen kann.
Was sind Ihre Ziele als Inklusionsgestalterin?
Ich hoffe, dass ich viele Menschen, jung wie alt, mit oder ohne Beeinträchtigung, männlich, weiblich und divers dafür begeistern kann, gemeinsam an einer inklusiveren Gesellschaft zu tüfteln. Ich habe richtig Lust darauf, mit Pfarreien, Gemeinden oder andere Gruppen gemeinsam Inklusion zu gestalten. Wichtig ist mir, alle Betroffenen im Blick zu behalten. Inklusion bedeutet für mich aber auch, dass jede und jeder selbst wählen kann, was sie oder er möchte und was nicht. Ich möchte Menschen dazu befähigen, selbst Inklusionsgestalterin oder -gestalter zu werden und mit mir und vielen anderen an einer inklusiveren Welt zu arbeiten und Inklusion zu leben.
Welche Erfahrungen und Qualifikationen bringen Sie als Inklusionsgestalterin mit?
Ich arbeite seit fast vier Jahren im Bistum Limburg und habe Soziale Arbeit, Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit studiert. Bisher habe ich in der Seelsorge für Menschen mit Hörschädigung gearbeitet. Ich durfte hier viele Herausforderungen und Barrieren von schwerhörigen und tauben Menschen verstehen lernen. Das war sehr interessant, in vielen Bereichen aber auch frustrierend. Die Teilhabe an der Gesellschaft und das Verständnis für Menschen, die anders sind, ist leider nicht überall vorhanden. Durch die Zusammenarbeit in verschiedenen Netzwerken und auch durch meine momentane Ausbildung zur Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Jakobus in Frankfurt ist in mir der Wunsch zur Inklusion und der Selbstbestimmung an der Teilhabe der Gesellschaft gewachsen. Die Stelle als Inklusionsgestalterin hat sich daher sehr gut für mich angeboten.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Logisch, nach vier Jahren Seelsorge für Menschen mit Hörschädigung, liegen mir Menschen aus diesem Bereich sehr am Herzen. Generell möchte ich jedoch auch auf „Alltagsbarrieren" aufmerksam machen. Ich denke, hier fallen vielen Menschen Barrieren ein. Meiner Ansicht nach geht es auch darum festzustellen, was wir sehr gut können. Jede und jeder von uns hat Talente, die andere nicht haben, die es gilt zu nutzen. Niemand ist perfekt!