04.10.2011
Hoffnungszeichen für das geteilte Korea sein
FRANKFURT.- Für den katholischen Stadtdekan ist es ein Wunder: Beide Teile Deutschlands wurden ohne Gewalt wieder geeint. „Wir sind glückliche Besitzer der Freiheit. Anderen fehlt sie noch“, hat Johannes zu Eltz am Montag, 3.Oktober, auf dem Römer in Frankfurt gesagt. Die Stadtkirche feierte zusammen mit der evangelischen Kirche und koreanischen Gemeinden den Tag der Deutschen Einheit mit einem internationalen Fürbitte-Gottesdienst und dankte für die Einheit Deutschlands.
„Das öffentliche Beten ist normalerweise keine katholische Tradition. Bei solchen Ereignissen ist es aber wichtig, dass wir Kirchen in der Öffentlichkeit zusammenstehen“, sagte der Stadtdekan. Gemeinsam für die Einheit danken und für die Zukunft Deutschlands beten ? das war das Anliegen von mehr als 200 Christen in Frankfurt.
Auch koreanische Gemeinden dankten dabei für das Zeichen der Einheit. Ein Deutschland, das geteilt war und nun wiedervereint ist, mache Koreanern Hoffnung, dass auch ihre Heimat wieder Eins werde, betonten die koreanischen Christen. Pastor Donguen Park betete deshalb für eine Einheit Koreas. Genauso wie Deutschland solle auch Korea wieder ein Land werden. Auch für den Stadtdekan hilft nur noch Beten: „In Korea gibt es keine Aussicht auf Besserung. Im Norden Koreas hilft wirklich nur noch Beten. Die Kirchen sind dort sehr lebendig und ich hoffe, dass die Teilung friedfertig überwunden wird.“
Friedfertig ist auch die Teilung Deutschlands überwunden worden. Der ehemalige Außenminister der letzten DDR-Regierung, Markus Meckel, hatte beim ökumenischen Gebet über seine Sicht der Wende gesprochen: „ Es ist ein Wunder Gottes, das erlebt zu haben. Ich selbst hatte nicht mehr daran geglaubt, dass ich die Wiedervereinigung selbst erleben werde.“ Die Spaltung Deutschlands sei damals für beide Seiten selbstverständlich geworden. In der Kirche habe jeder der sein können, der er war. In der Öffentlichkeit musste man sich in Rollen einfügen. „Wir erinnern uns mit Erleichterung, dass diese Zeit zu Ende ist.“ Das Fundament der Einheit sei die Anerkennung der Menschenwürde, sagte Meckel. Als evangelischer Pfarrer und Politiker wisse er, dass die Würde des Menschen in Gottes Gnade gründe.
Der katholische Pfarrer Ludwig Janzen wuchs in der DDR auf. Für ihn war es deshalb ein Bedürfnis gemeinsam an diesem Tag Gott zu danken: „Im Herzen ist ein Teil von damals geprägt. Ich möchte Gott dafür danken, dass uns die Deutsche Einheit geschenkt worden ist.“ Die Frankfurterin Lisette Keller erlebte die Wende in Tübingen vor dem Fernseher. „Ich habe geweint vor Freude und empfand es als Gnade, dass Deutschland ohne Blutvergießen vereint wurde.“
Vor dem gemeinsamen Fürbitte-Gottesdienst beteten Christen in verschiedenen Kirchen in Frankfurt. Mit Kerzen zogen sie dann in einem Sternmarsch zum Römer. Im Dom sagte Stadtdekan Johannes zu Eltz: „Als Christen sind wir verantwortlich für das Leben und können den Staat mitgestalten. Als Christen sind wir nie ganz in der Welt zuhause und unser Bürgerrecht ist im Himmel. Gott hat uns das Leben hier auf der Erde geschenkt und darum haben wir Verantwortung in der Welt für uns und unsere Mitmenschen, egal welchem Glauben oder welcher Nationalität sie angehören. Ihr Wohl ist unser Wohl. Ihr Segen ist unser Segen.“ Darum werde die Stadtkirche Frankfurt auch im kommenden Jahr mit anderen Kirchen für die Einheit danken. So könne auch das Hoffnungszeichen für Korea lebendig bleiben.(adg)