07.05.2011
Raststätte der Seele
WIESBADEN / MEDENBACH.- Rund 40.000 Menschen statten ihr im Jahr einen Besuch ab, suchen hier am Rande der Autobahn in der „Raststätte der Seele“ Ruhe und Stille. Seit zehn Jahren gibt es die Autobahnkirche Medenbach, die einzige Autobahnkirche in Hessen, gestiftet von dem Unternehmer Alfred Weigle. Jetzt wurde in der evangelischen Kirchengemeinde Wiesbaden-Medenbach Jubiläum gefeiert. Der Bau war am 30. März 2001 unter Beteiligung des damaligen Limburger Weihbischofs Gerhard Pischl und des vormaligen Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Professor Dr. Steinacker eingeweiht worden.
Der Propst für Süd-Nassau, Dr. Sigurd Rink, nannte in seiner Predigt die ungewöhnliche Raststätte an der A 3 einen „Leuchtturm des Glaubens“. „So müssen Gotteshäuser des 21. Jahrhunderts aussehen“, sagte er mit Blick auf den auffälligen Bau aus Glas und Beton, der durch eine Mauer vor dem Lärm der Autobahn geschützt ist. Das Haus Gottes lade dazu ein, sich eine Auszeit zu nehmen. In einer Zeit, da Menschen ständig in Bewegung seien und weite Teile des Lebens durch eine Ökonomisierung beherrscht würden, hätten solche „Wegzeugnisse“ eine hervorragende Bedeutung.
Die Politik lebe von den guten Ideen ihrer Bürger, sagte Stadträtin Dr. Doris Jentsch an den Stifter Alfred Weigle gewandt. „Wir sind stolz, solche Stifter in unseren Mauern zu haben.“ Künftig müsse die Autobahnkirche auch auf Werbung für die Stadt zu finden sein, versprach die Stadträtin, so wie die Marktkirche und die orthodoxe Kapelle auf dem Neroberg. Mäzen Weigle sieht sich nach seinen Worten in seinem Stiftungsprojekt durch die hohe Akzeptanz der Kirche voll bestätigt. Als ein der Kirche Fernstehender habe er sich damals zur Stiftung entschlossen, weil ihn Autobahnkirchen fasziniert hätten. Vor fünf Jahren sei er schließlich in die Evangelische Kirche eingetreten.
An der Feier nahmen auch der Architekt Professor Hans Waechter (Mühlheim b. Darmstadt), der Vertreter des Evangelischen Dekanates Wiesbaden, Eberhard Busch, sowie für die Katholische Kirche Pastoralreferent Michael Sattler teil. Unter den etwa 200 Besuchern, die sich bis in den Vorhof der Kapelle drängten, waren auch Polizeibeamte der nahen Autobahnpolizeistation Medenbach, der Freiwilligen Feuerwehr des Ortsteils sowie Pfarrer der Notfallseelsorge.
An Deutschlands Fernstrassen gibt es 38 Autobahnkirchen. Einige sind derzeit noch in Planung. Die Idee einer ersten Autobahnkirche in Hessen entstand 1991 durch den Unternehmer und späteren Stifter der Kirche, Alfred Weigle. Der über eine Million Euro teure Bau an der Autobahn A3 Köln - Frankfurt, gelegen auf dem Gelände der Rastanlage Medenbach-West, bietet im 81 Quadratmeter großen Kirchenraum Sitzplätze für über 20 Personen. Die Kirche ist ganzjährige Tag und Nacht geöffnet. Informationen zu Veranstaltungen und Gottesdiensten im Internet unter <link http: www.autobahnkirche-medenbach.de _blank>www.autobahnkirche-medenbach.de.