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24.08.2011

Träume Wirklichkeit werden lassen

Bartholomäusplakette 2011 für Ehrenamtliche in der Stadtkirche

FRANKFURT.- Vielleicht ist es das, was die beiden Träger der Bartholomäusplakette 2011 besonders auszeichnet: Sie können träumen, von einer sozialen Welt, von Gerechtgigkeit, von Mitmenschlichkeit, aber sie bleiben in diesen Träumen nicht verhaftet, sondern krempeln die Ärmel hoch und packen an, ziehen andere mit und lassen ihre Träume - oft gegen viele Widerstände - Wirklichkeit werden.

 

Renate Fiedler-Schöler und Andreas Mangelkamp stehen damit stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen, die ihre Kraft in den katholischen Gemeinden, in Verbänden und Einrichtungen, in der ganzen katholischen Stadtkirche Frankfurts zum Wohle vieler Menschen einsetzen. Am Mittwochabend, 24. August, wurden sie für dieses Engagement im Frankfurter Bartholomäusdom mit der höchsten Ehrung der Stadtkirche ausgezeichnet. Es war gleichzeitig der Namenstag des Heiligen Bartholomäus, des Patrons der Stadt und des Doms, der als Apostel Jesu und Märtyrer tief in der Geschichte des Christentums verankert ist.

"Die Apostel und Propheten sind das Fundament unseres Glaubens, dessen Schlussstein Jesus ist", hatte Stadtdekan Johannes zu Eltz gleich zu Beginn des festlichen Gottesdienstes die Bedeutung des Heiligen in den Blick gerückt. Frankfurt und der Bartholomäusdom stehen zugleich in besonderer Beziehung zu dem Apostel, beherbergt der Dom doch mit der Hirnschale des Märtyrers eine Apostelreliquie, eine Besonderheit unter dden Pilgerstätten der Welt und eine absolute Ausnahme in den europäischen Ländern nördlich der Alpen.

Bartholomäus, von dem der Evangelist Johannes als Nathanael berichtet, passe gut in die Stadt am Main, hebt der Stadtdekan in seiner Predigt hervor. Er sei ein skeptischer Mann, der zunächst sehr distanziert und kritisch auf Jesus und seine Frohe Botschaft reagiere: "Aber wer Kritik äußert, ist kein Feind, Skepsis ist kein Vergehen," betont zu Eltz und empfiehlt vielmehr, von Jesus zu lernen. "Er wirbt nachhaltig um den Skeptiker, nimmt den kritischen Geist ernst, geht mit ihm ins Gespräch, sodass sich Bartholomäus letztlich aus freien Stücken für Jesus entscheidet und sogar sein Leben für ihn gibt."

Das kritische Wort, die skeptische Nachfrage, das Handeln aus anfänglicher Distanz müsse in einer Stadt wie Frankfurt, die sich zu diesem Stadtpatron bekenne, gewürdigt werden, betont zu Eltz: "Auch wer nicht gleich von unserer Sache begeistert ist, muss Wertschätzung und Würdigung erfahren."

Ehrenamtliche sind "von ihrer Sache" begeistert

"Von unserer Sache begeistert" sind allerdings die beiden neuen Träger der Bartholomäusplakette, die sich seit vielen Jahren in ihren Gemeinden und in der Stadtkirche engagieren. Bezirksreferentin Pia Arnold-Rammé verweist in ihrer Laudatio auf Renate Fiedler-Schöler auf deren Kraft, auch gegen Widerstände an einmal erkannten Zielen festzuhalten, andere mitzureißen, Überzeugungsarbeit zu leisten und aus ihrem Glauben heraus immer wieder aktiv zu werden. Die 63-jährige Renate Fiedler-Schöler hat in der Pfarrei Frauenfrieden das „Zentrum Frauenfrieden“ mitinitiiert, das sich den Schwerpunktthemen Frauen, Frieden und Gerechtigkeit widmet, aber immer noch im Aufbau ist. Außerdem ist sie an dem ungewöhnlichen Wohnprojekt „PFIFF - Projekt Frauen in Frauenfrieden" beteiligt. Schwangere Frauen und alleinerziehende Mütter, die sich in einer Notlage befinden und nicht in ihrer bisherigen Wohnung bleiben können, haben hier die Möglichkeit, Wohnraum anzumieten und vorübergehend in einem unterstützenden Umfeld in der Pfarrgemeinde Frauenfrieden zu leben.

In ihren Dankesworten nannte Renate Fiedler-Schöler die direkte Zuwendung zu Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, als wichtigen Impuls für ihr Handeln aus christlicher Verantwortung: "Das ist unsere Befreiungstheologie." Dass in der Gemeinde Frauenfrieden ein echtes Zentrum für Frauen und Frieden entstehe, das sei ein Traum, den sie in ihre Mitstreiterinnen immer noch träumten. Manchmal mache es "mut- und kraftlos", wenn sich so gar nichts bewege, aber "wir träumen gerne!" Und vielleicht wird auch dieser Traum noch Wirklichkeit

Ähnlich tatkräftig und doch auch von Träumen geleitet wirkt Andreas Mengelkamp, den sein Laudator Pfarrer Albert Seelbach als einen der Hauptakteure in der Sozialpastoral und Arbeitnehmerbewegung im katholischen Frankfurt würdigt. Mengelkamp (56) engagiert sich aus der Pfarrei St. Johannes Apostel in Unterliederbach heraus in der Verbandsarbeit und im Arbeitsfeld „Kirche und Arbeitnehmer/innen“ in der Frankfurter Stadtkirche. Er hat vor allem im Themenfeld „Arbeit-Kirche-Gesellschaft“ in der Stadtkirche an verschiedenen Projekten (Sozialpastoral, Arbeitnehmerkirche, Bildungsmaßnahmen etc.) mitgewirkt, ist seit 1992 Mitglied im Pfarrgemeinderat, war von 1993-97 Bezirksvorsitzender der Kath. Arbeitnehmerbewegung KAB Rhein-Main, ist seit 1996 Mitglied in der Diözesanversammlung der Katholiken im Bistum Limburg und seit 1997 Diözesanvorsitzender der KAB. Seit 2003 ist er außerdem Mitglied im Bundesausschuss der KAB. Mengelkamp habe damit "an der Brücke zwischen Kirche und Arbeitswelt" entscheidend mitgebaut, betonte Seelbach.

 

Mengelkamp selbst mahnte die Zuhörer im Dom, "achtsam" auf Veränderungen in der Arbeitswelt zu reagieren. Die Aushöhlung des Sonntagsschutzes, die immer härter werdenden Bedingungen in der Arbeitswelt machten nicht nur den einzelnen zu schaffen und gefährdeten die Gesellschaft, sie seien auch eine große Gefahr für das ehrenamtliche Engagement, zu dem immer weniger Menschen aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen die Zeit fänden.

Bartholomäusfest und Bartholomäusplakette

Zum Fest des Heiligen Bartholomäus am 24. August erinnert das katholische Frankfurt in einem Festgottesdienst alljährlich an den Namenstag des Frankfurter Stadtpatrons, des Heiligen Bartholomäus. Auch der Frankfurter Kaiserdom trägt den Namen des Märtyrers und Apostels, dessen Hirnschale dort seit rund 800 Jahren als Reliquie aufbewahrt und verehrt wird. Sie wird nur einmal im Jahr gezeigt. Mit der Apostelreliquie steht Frankfurt in einer Reihe mit so berühmten Wallfahrtsorten wie Santiago de Compostela, wo der Tradition nach der Heilige Jakobus ruht, oder Rom, wo das Grab des Heiligen Petrus zu finden ist. Denn Reliquien von Aposteln, den zwölf Jüngern, die vor rund 2000 Jahren mit Jesus durch das Heilige Land zogen, sind äußerst selten.

Zum Abschluss des Patronatsfestes wird traditionell die Bartholomäus-Plakette verliehen, mit der die Stadtkirche jedes Jahr engagierte Ehrenamtliche auszeichnet, die sich um das gesellschaftliche, soziale und ökumenische Profil der katholischen Stadtkirche besonders verdient gemacht haben. (dw)

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