28.09.2011
Zeichen für die Welt sein
LIMBURG. Zu einem Austausch über die Situation der Kirche hat die 11. Diözesanversammlung, die gewählte Vertretung der Katholikinnen und Katholiken des Bistums Limburg, am Montagabend Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst im Missionshaus der Pallottiner in Limburg empfangen. Zu Beginn feierte der Bischof gemeinsam mit den Delegierten die Vesper. Danach stand er den gewählten Vertretern aus den synodalen Gremien des Bistums als Gesprächspartner für alle drängenden Fragen zur Verfügung. Engagiert und eindringlich haben die Frauen und Männer ihre Anliegen und Sorgen vorgebracht. Sie machten deutlich, wo sie kirchliche Positionen schwer nachvollziehen können und brachten Fragen ein, die sich in den Gemeinden vor Ort akut stellen.
Beatrix Schlausch, Präsidentin der Diözesanversammlung, berichtete von der Wallfahrt des Bistums nach Freiburg und der Eucharistiefeier mit Papst Benedikt XVI. Dabei hob sie einen Eindruck hervor: „Wenn 100.000 Menschen still werden zum Gebet, erlebt man die Kraft des Glaubens.“ Es sei deutlich geworden, dass „unsere Botschaft zwar 2000 Jahre“, aber „keinesfalls veraltet“ sei. Hinsichtlich des Vertrauensverlustes, den die Kirche in Folge der Missbrauchsfälle im vergangenen Jahr erdulden musste, merkte sie an: „Wenn das Vertrauen in die Botschafter verloren geht, leidet auch die Botschaft“. Zugleich brachte sie Mutter Teresa in Erinnerung, die auf die Frage, was sich in der Kirche verändern müsse, mit „Sie und ich“, geantwortet habe.
Nach den noch frischen Eindrücken vom Besuch des Papstes fragte auch Moderator Ulrich Fischer von der Katholischen Fernseharbeit den Limburger Bischof. Tebartz-van Elst beeindruckte die „zugewandte und menschliche Art“ des Papstes, der gezeigt habe, wie groß „seine Bandbreite von Kommunikation“ sei. Schließlich habe er vor jedem Publikum, ob Abgeordnete oder Gläubige, stets den richtigen Ton getroffen. Mit Blick auf den Beginn des Dialogprozesses in Mannheim sprach Tebartz-van Elst von dem starken persönlichen Glaubenszeugnis der Teilnehmer: „Diese dichten Zeugnisse lassen uns auf das schauen, was uns gemeinsam geschenkt ist.“ Den Diskussionsteil des Abends prägten drei Themenbereiche: Der erste Block widmete sich der Frage „Was gehört zu einer Kirche, die einem Menschen sagt, du gehörst dazu?“ und wurde von Gerhard Glas vorgestellt. Gerade im Hinblick auf gebrochene Lebensentwürfe, wie etwa gescheiterte Ehen, befürchteten einige Teilnehmer, die Kirche schließe Menschen aus und werde ihrer Sendung nicht gerecht. Bischof Tebartz-van Elst verwies auf die Spannung zwischen dem Anspruch der Barmherzigkeit und der „Verbindlichkeit von Geboten“, die Gottes Bund mit den Menschen zum Ausdruck bringen. Jesus sei barmherzig zu einer Ehebrecherin gewesen und habe sie vor dem Zorn der Menschen geschützt, dennoch habe er nichts am Verständnis der Ehe verändert. Menschen, die in ihrer Ehe gescheitert seien, „gehören dazu, bedürfen unserer pastoralen Sorge in dem Sinne, dass wir sie begleiten auch in den Brüchen ihres Lebens“. Es sei eine Aufgabe der Gemeinde vor Ort, auf den Empfang der Eucharistie vorzubereiten und zu vermitteln, was die Eucharistie ausdrücke und welche Voraussetzungen an den Empfang geknüpft seien. Tebartz-van Elst warb für eine glaubwürdige Praxis: „Wer die Kirche öffentlich vertritt, muss durch seine Lebensordnung Zeugnis geben“. Elisabeth Bentrup zeigte sich besorgt, dass lehramtliche Positionen von vielen nicht mehr verstanden würden. Sie würden in die Bibel schauen und viele Aussagen der Kirche nicht wieder finden. Diese Anregung nahm der Bischof auf und erinnerte daran, dass die Kirche aus zwei Quellen lebe: aus der Heiligen Schrift und aus der Tradition. Darin unterscheide sie sich etwa vom evangelischen Kirchenverständnis. „Dass manches nicht sofort verstanden wird, heißt nicht, dass es nicht zutreffend ist“, gab Tebartz-van Elst zu bedenken.
Einen zweiten Themenschwerpunkt bildete das Verhältnis von „Amt ? Mandat ? und Beauftragung“. Die Fragen an den Bischof trug Dr. Barbara Wieland vor. Eindeutig bekannte sich Bischof Tebartz-van Elst zu den gewachsenen synodalen Strukturen im Bistum Limburg. Er erinnerte an das ursprüngliche Konzept der Synodalordnung, die für jeden Amtsträger eine Entsprechung aus dem Laienstand vorsieht. Längst gebe es aber deutlich weniger Amtsträger, die Zahl der Mandatsträger hingegen sei gleich geblieben. Es müsse darum gehen, die synodalen Strukturen zukunftsfähig zu machen. Wie Glaube vor Ort gelebt werden kann war Thema des dritten Schwerpunktes „Sorgen und Nöte aus den Bezirken“, den Christina Kreis erläuterte. Dabei richtete sich ein Fokus auf die Wort-Gottes-Feiern. In dieser Gottesdienstform wird nicht Eucharistie mit der Wandlung gefeiert, jedoch bereits geweihte Hostien als Kommunion ausgeteilt. Die Teilnehmer bekundeten ihr Unverständnis, warum diese Feiern von der Bistumsleitung nicht unterstützt würden. Tebartz-van Elst erinnerte an die ursprüngliche Konzeption der Wort-Gottes-Feier, die vorwiegend in den Diaspora-Gebieten der ehemaligen DDR gefeiert wurde, um den weit verstreuten Katholiken den Empfang der Kommunion zu ermöglichen. Die Praxis sah vor, dass zeitgleich zu einer Wort-Gottes-Feier an einem anderen Ort die Eucharistie gefeiert wird. Im Gebet begleiten die Christen, die aufgrund der Entfernung nicht die Mahlgemeinschaft teilen können, die Eucharistiefeier und empfangen die heilige Kommunion vorbereitet. Wesentlich dabei sei die wirkliche Verbundenheit mit einer real stattfindenden Eucharistiefeier. Die Wort-Gottes-Feier könne die Mahlgemeinschaft nicht ersetzen. Der Empfang der Kommunion abgekoppelt von der Feier der Eucharistie entspreche „nicht der eucharistischen Verfassung der Kirche“, erläuterte Tebartz-van Elst. Gegen Wort-Gottes-Feiern im ursprünglichen Verständnis sei „nichts einzuwenden“, so der Bischof. Pointiert sagte er „Wie wir feiern zeigt, wie wir glauben“. (pa)