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22.05.2012

Auf andere zugehen und den Glauben anbieten

Bischof Tebartz-van Elst im Frankfurter Domgespräch

FRANKFURT. ? Erneuerung in der Kirche entsteht nicht als Ergebnis von Podiumsdiskussionen und Debatten. Das hat Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst im Nachgang zum Katholikentag in Mannheim festgestellt. Nicht die kämpferische Attitüde führe dorthin, sondern zunächst das Erkennen des verbindenden Gemeinsamen und das demütige Hören auf das Wort Gottes, sagte der Bischof am Montag, 21. Mai, im Frankfurter Domgespräch im Haus am Dom. Er selbst habe in Mannheim bei all seinen Begegnungen vor allem „eine große Glaubensfreude“ erlebt. Es seien kritische Fragen gestellt worden, aber in dem Wissen, dass es eine einfache und schnelle Lösung nicht gebe, meinte Tebartz-van Elst, der in diesem Zusammenhang die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und der Berichterstattung in den Medien kritisierte.  Unter dem Titel „Still genug?“ sprach er in Frankfurt mit dem Publizisten Wolfram Weimer über die Lage des Glaubens und der Kirche.

Weltkirchlich konstatierte der Bischof einen deutlichen Wandel ? weg von Europa hin zu anderen Kontinenten. So habe die Kirche in Afrika, Lateinamerika und vor allem Asien einen größeren Stellenwert bekommen, auch im Vatikan. Von Wolfram Weimer um eine politische Bewertung des bisherigen Pontifikates von Papst Benedikt XVI. gebeten, zeigte sich Tebartz-van Elst vor allem tief beeindruckt von dessen Glaubenszeugnis. Mit der von ihm angesprochenen „Diktatur des Relativismus“ habe er gerade in Deutschland den Finger auf die Wunde gelegt. Vorrangige Anliegen des Papstes seien die Besinnung auf die Glaubensinhalte und damit die „Vergewisserung unserer Identität“. Darin liege, so der Bischof, das Geschenk dieses Pontifikates, dessen besonderes Merkmal seiner Überzeugung nach das „Jahr des Glaubens“ wird. Es startet im Oktober mit der Weltbischofssynode, der auch der Limburger Bischof angehört.

Nicht statistisch messbare Erfolgszahlen, sondern einen inneren Aufbruch und einen neuen Hunger nach Spiritualität: Das verspricht sich Tebartz-van Elst von einem solchen Glaubensjahr. Es gehe um die Frage, wie man tiefer und bewusster auf Gott und den Mitmenschen hin leben könne. Auch im Bistum Limburg sind Glaubensvertiefung und Vermittlung von Glaubenswissen weiterhin Schwerpunktthemen, wie der Bischof erläuterte. Dazu gehöre neben dem Aufbau des Bischof Blum-Kollegs die Förderung von Wallfahrten, die das Erlebnis vermittelten: „Wir sind viele“. Wenn 1700 Gläubige zum Heiligen Rock nach Trier pilgerten, gebe das Kraft, im Alltag, in der Arbeitswelt, in der Gesellschaft offensiv für den Glauben einzutreten. Missionarische Impulse gehen seiner Meinung nach auch von Initiativen wie „Nightfever“ aus: „Wir müssen den Mut finden und den inneren geistlichen Ansatz, auf andere zuzugehen und ihnen, ohne sie zu vereinnahmen, den Glauben anzubieten.“

Ein positives Resümee zog Bischof Tebarzt-van Elst zum bisherigen Verlauf der Strukturveränderungen im Bistum. Er sei froh, dass der Weg hin zu letztendlich 45 Pfarreien neuen Typs im ganzen Bistum sukzessive angegangen worden sei, verbunden mit viel Kommunikation mit allen Beteiligten. Bei aller Vermittlungs- und Überzeugungsarbeit habe es auch Mühen und Belastungen gegeben, räumte er  ein, betonte aber auch, dass „Kirche nicht nur das ist, was sich vor Ort ereignet“. Spätestens 2019 sei das Ziel erreicht und „damit auf absehbare Zeit Ruhe an der Front der Strukturdebatte.“

Im Rückblick auf seine eigene erste „Legislaturperiode“ im Bistum staune er, „was alles war“: Es sei eine herausfordernde und sehr ausgefüllte Zeit gewesen, trotz des von Weimer angesprochenen „Gegenwindes“, den er irritierenderweise schon vor seiner Ankunft gespürt habe. Bei manchem Verletzenden, das gesagt werde, machten ihm vor allem die Besuche vor Ort immer wieder Mut. Auch weiterhin, so versprach der Bischof, werde er seine Aufgabe mit ganzem Herzen und mit allen Kräften erfüllen. (rei)

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