29.06.2012
Austausch unter Kollegen
LIMBURG: "Zeuge und Zeugin des Glaubens sein" war das Motto bei der diesjährigen Vollversammlung der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Bistum Limburg am Dienstag, 26. Juni 2012. Als Referent eingeladen war Dr. Philipp Müller, Professor für Pastoraltheologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er stellte die Ergebnisse einer Studie vor, die Selbstverständnis und Tätigkeitsfelder von Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten sowie deren Kompetenzen in theologische, spirituellen, pädagogischen und liturgischen Fragen untersuchte und auch danach fragte, wie sie die Kommunikation in der Gemeinde gestalten und mit kirchlichen Konfliktfeldern umgehen. Die Teilnehmenden sahen ihre eigenen Erfahrungen von den Ergebnissen der Studie weitgehend bestätigt.
Nach der besonderen Eigenart des christlichen Zeugnisses fragte Müller in seinem anschließenden Vortrag. Zweifelsohne gebe es einen gesellschaftlichen Trend zur Distanzierung von Kirche. Andererseits erlebten Sinnsuche und Sehnsucht nach Spiritualität eine Hochkonjunktur. Glaubwürdig werde das religiöse Zeugnis dann, wenn es nicht "wie eine auswendig gelernte Wahrheit ausgesagt oder mechanisch wiederholt wird", stellte Müller klar. Das Zeugnis lebe vom Dialog; wo das Zeugnis sich nicht an einen Dialogpartner richtet, werde es "schematisch und lebensfremd". Gerade für Christen seien die Fähigkeit und der Wille zum Dialog eine Schlüsselqualifikation. Für viele Menschen verbinde sich mit der Zeugenschaft zuerst der Zeuge vor Gericht. "Für ein juristisches Zeugnis braucht es aber keine innere Anteilnahme und genau das sei beim Glaubenszeugnis anders", erklärte Müller. Während das Judentum sich auf die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation in der Familie beschränkt, kündet das Christentum davon, dass Gottes Heil nicht beschränkt sei und sich Gottes Liebe an jeden richtet.
Damit sind die Christen aufgefordert, vom Heil Gottes zu erzählen und es nicht für sich zu behalten. Für den christlichen Glauben ist deshalb das Zeugnis unersetzbar. Es kündet von der "kostbaren Einsicht und Erfahrung eines Menschen, dem der Glauben offenkundig geworden ist". Jedes glaubwürdige Zeugnis bedarf der eigenen Berührtheit und zugleich des "behutsamen Umgangs mit eigenen Erfahrungen", der Diskretion im guten Sinne. Im Anschluss waren die 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem "Gesprächsaustausch zu dritt" eingeladen. Dabei sollten sie unter Kollegen klären, wie der Anspruch der Zeugenschaft sie in Beruf und Privatleben fordert. Weitere Gesprächsthemen waren die Frage, wie es gelingt, das eigene Glaubenszeugnis in de beruflichen Tätigkeit einzubringen und wie die eigene Lebensgeschichte sich in der großen "Geschichte Gottes mit den Menschen" wiederfindet.
Angelika Brodherr, Diözesanreferentin für Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Bistum Limburg freut sich, dass der Austausch unter Kolleginnen und Kollegen als hilfreich und aufschlussreich erwiesen hat." Die Frauen und Männer im gemeindepastoralen Dienst sind von den Veränderungen in der pastoralen Landschaft des Bistums unmittelbar betroffen", sagte Brodherr. "Da ist es wichtig, dass man für sich immer mal wieder klärt, aus welcher Motivation man Kraft schöpft, was die Arbeit ausmacht und wie andere Veränderungen oder auch Verunsicherung erleben", erklärte sie. (pa)