24.12.2012
Das Fest der geöffneten Türen
LIMBURG/FRANKFURT - Weihnachten ist für Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst das Fest der geöffneten Türen. Das Fest sei die Einladung Gottes die Türen des Glaubens sowie die Türen zum Mitmenschen neu zu öffnen. "Wo Menschen voreinander die Türe zugeschlagen haben, in Ehen und Familien, in Gemeinden und in der Kirche schmerzen gerade am Weihnachtsfest die verschlossenen Türen in den Beziehungen", sagte der Bischof von Limburg in seiner Weihnachtspredigt.
Verschlossene Türen verführten zum Tod der Kommunikation. Wo die Tür zugefallen ist, könne man sich nicht mehr verstehen. Wo Meinungen übereinander festgelegt seien und Mainstream und Medien diktierten, wie man zu denken habe, bleibe der Mensch und auch Gott schnell draußen vor der Tür. Dann gehe auch der Zugang zum Leben immer mehr verloren. "Wo Menschen Gott draußen vor der Tür lassen, geht unsere Zukunft verloren", so Tebartz-van Elst. In der Gesellschaft, in der immer weniger Kinder geboren werden, werde die demographische Entwicklung beklagt. Weihnachten aber spreche vom "Ja" Gottes zum Kind. In Deutschland und in Europa versuche man die Beihilfe zum Suizid als Humanität zu dekorieren. Weihnachten aber zeige, dass gerade das angefochtene und schwache Leben Herzen und Türen zu mehr Miteinander öffne. "Wo Gott die Tür zum Menschen öffnet, kommt Leben für alle in den Blick. Das ist Weihnachten im Jahr des Glaubens", betonte Bischof Tebartz-van Elst. Die Tür zum Glauben und zur Gemeinschaft der Kirche stehe allen offen, die sich nach Frieden und Eintracht sehnen.
Ein Fest auf der Schwelle
Weihnachten sei ein Fest auf der Schwelle. In der Geburt Christi komme Gott dem Menschen entgegen und führe ihn von draußen nach drinnen. "Schwellen sind immer kritische Orte. Man muss sich entscheiden, bereit sein etwas aufzugeben und loszulassen: festgelegte Meinungen, Vorurteile, Gewohnheiten, um Neues zu gewinnen, um gerechter zu urteilen, um besser bewerten zu können und um mehr zu sehen", so der Bischof. Der Stall von Bethlehem sei nur über diese Schwelle zu erreichen. Das spürten die Hirten als sie von den Engeln angesprochen wurden. Der Friede, den sie verkündeten, sei die neue Freiheit bei Gott einzutreten und damit die Menschen und die Welt im Licht der Krippe sehen zu lernen. Der Stall von Bethlehem hole den Menschen auf die Schwelle, wo er die Tür des Glaubens vor Augen habe und erkenne, dass Gott die Tür ist, durch die er gehe könne und durch die er gerettet werde. Wer die Tür zur Krippe anschaue, wolle sie auch berühren und wer sich an sie herantaste, wolle sie bewegen, denn aus den Ritzen erstrahle bereits das Licht, das von Heil und Hoffnung zeuge.
Die Tür zum Glauben ist nach den Worten des Bischofs alt, jedoch keine Antiquität oder ein Relikt aus vergangenen Zeiten. "Vor alten Türen zu stehen und auf ihre ausgetretenen Schwellen zu schauen, vermittelt eine Ahnung davon, wer hier schon gestanden hat und eingetreten ist. Solche Orte legen Spuren und zeigen wo Menschen vor uns gegangen sind und auf welchen Wegen sie weitergekommen sind", sagte Tebartz-van Elst. Wer heute an die Krippe trete, stehe auf der Schwelle, an der auch die Hirten gestanden hätten. Diese Vergewisserung mache den Glauben groß und zeige, dass er nicht von gestern ist. "An der altehrwürdigen Tür unseres Glaubens, vor der wir an Weihnachten stehen, beginnt das Jahr des Glaubens, immer wieder. Weihnachten ist und bleibt das Ereignis, nach dem die Welt ihre Jahre zählt", so der Bischof. Geschichte sei für Christen nie der tote Glaube von Lebenden, sondern der lebendige Glaube mit und für die Verstorbenen. Weihnachten sei für Christen auch die Türangel in die Welt: "Das Fest bewegt uns, Gottes Raum in dieser Welt aufzutun und zu schützen, wo entweder Verschlossenheit Beziehungen belastet oder Beliebigkeit das Besondere einebnen und damit Gott draußen vor der Tür gelassen wird", sagte Tebartz-van Elst.
Die Tür des Glaubens ist alt, schön und sie steht allen offen
Die Tür des Glaubens sei nicht nur alt. Sie sei auch schön. Dies werde auch in der Architektur erkennbar. Der Gestaltung von Türen oder Portalen komme seit jeher eine besondere Bedeutung zu. An der Haustür oder am Portal solle sich bereits zeigen, was sich drinnen verberge. "Es geht nicht darum, anzugeben, mit dem was ein Mensch hat, sondern einzuladen und hinzuführen zu dem, was Menschen beseelt und bewegt. Gestaltete Kirchentüren wollen Menschen erheben. Ihre Größe soll Menschen aufrichten, auf Gott zuzugehen", erklärte der Bischof. Die Tür zum Glauben sei schön, weil sie auf das verweise, was der Mensch im Innersten finden könne. Sie sei schön, weil die Wahrheit des Glaubens schön ist. Wo das Schöne nicht mehr sein dürfe, gehe auch die Wahrheit verloren.
Bischof Tebartz-van Elst machte zudem deutlich, dass die Tür zum Glauben immer offen ist. Bereits die Hirten hätten es an der Schwelle zur Krippe erlebt. Von innen sei ihnen damals die Tür des Glaubens geöffnet worden. "So ist Gott. Wer auf ihn zugeht, dem kommt Gott längst entgegen. Weihnachten ist in diesem Sinn ein Fest auf der Schwelle. Wer zaghaft versucht, die Tür zu berühren, wird erleben, dass sie sich öffnet", so der Bischof. Weihnachten sei die Ermutigung, sich den Ruck zu geben, den es manchmal brauche, um eine Tür zu öffnen, die noch klemme. Weihnachten sei von Gott her das Geschenk der offenen Türen im Glauben. Aus dem "Draußen vor der Tür" werde von Gott her das "Drinnen einer Liebe". Weil er das "Draußen" kannte öffne Gott durch seine Liebe und Hingabe die Tür zum "Inneren". Dies sei Gottes Schlüssel zur verschlossenen Welt der Menschen. (StS)