17.12.2012
Ein Weihnachtsgeschenk mitten im Advent
LIMBURG. Im Advent echte Vorfreude auf die Weihnachtstage entwickeln und auskosten ? das gelingt in den Wochen vor Heiligabend eher selten. Meist bleibt kaum Zeit, Innezuhalten und sich auf das zu konzentrieren, was einen im Leben und im Glauben beschäftigt. Ein geistlicher Tag mit dem Bischof-Blum-Kolleg hat nun genau dazu Gelegenheit geboten. Mehr als 70 Engagierte aus den Pfarreien, Einrichtungen und Gemeinschaften des Bistums folgten der Einladung zum Austausch und zu verschiedenen geistlichen Angeboten, den Advent zu leben. Mit dabei Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, der den Tag begleitete. „Dieser Tag war für mich ein vorgezogenes Weichnachtsgeschenk im Advent“, brachte eine Teilnehmerin zum Schluss ihren Dank zum Ausdruck. Ein intensives Programm, das dennoch die Gelegenheit bot, eigene Schwerpunkte zu setzen und zur Ruhe zu kommen, hatte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeistert.
Glaubensweitergabe und Erneuerung
Als Angebot zum „Jahr des Glaubens“, das Papst Benedikt XVI. für die katholische Kirche ausgerufen hat und das die Frage der Glaubensweitergabe und Erneuerung in den Mittelpunkt stellt, beschäftigte sich der geistliche Tag mit dem Thema Neuevangelisation: Wie kann die Kirche, wie kann jeder Christ aus dem Glauben heraus auf andere zugehen und das Evangelium verkünden, auch und gerade in den westlichen Gesellschaften? Welche Fragen, Herausforderungen aber auch Möglichkeiten verbinden sich damit? Und wie mag der Dialog mit der (post)modernen Welt mehr und mehr gelingen? Nicht im Sinne einer Strategie, Menschen zu rekrutieren, sondern als Lebenshaltung, die voll Hoffnung für die Welt und jeden Einzelnen ist und die es immer wieder geistlich zu betrachten, zu unterscheiden und zu erneuern gilt.
Persönliche Berichte von der Weltbischofssynode
Bischof Tebartz-van Elst hielt dazu am Vormittag keinen klassischen Vortrag, sondern nahm die Teilnehmer mit hinein in sein Erleben der Weltbischofssynode, die im Oktober 2012 in Rom mit Papst Benedikt XVI. zum selben Thema versammelt war. Besonders berührt zeigte sich der Bischof von den persönlichen Berichten jener Bischöfe, in deren Ländern das Bekenntnis zum christlichen Glauben mit Gefahr für Leib und Leben verbunden ist; „Das Zeugnis unserer Schwestern und Brüder der bedrängten Kirche kann uns helfen, die kirchliche Situation im eigenen Land, in unserem Bistum besser anzunehmen und einzuordnen“, sagte Bischof Tebartz-van Elst. Die Tage der Synode seien für ihn ein Hoffnungszeichen für die Kirche gewesen, hätte sich doch in den zahlreichen Wortmeldungen der Bischöfe keinesfalls nur der Niedergang des Glaubens, sondern vielmehr der Aufbruch der Kirche abgebildet. Gerade für Bischöfe aus den westeuropäischen Ländern sei es Ermutigung und Hilfe, aus erster Hand zu hören, dass die Kirche wächst, gerade dort, wo sie bedrängt ist. Das großartige Erlebnis der weltumspannenden Katholizität als echte Einheit in Vielfalt, verbunden im Hirtenamt des Papstes, hätte dabei der Begegnung und dem Austausch über gewiss auch schwierige und herausfordernde Frage eine einzigartige Atmosphäre geschenkt. Bischof Tebartz-van Elst bedankte sich, die Gelegenheit zu haben, über diese Erfahrung berichten zu dürfen, damit aus der Synode im Austausch mit den Engagierten des Bistums konkrete Früchte für die Ortskirche wachsen können, sich im Jahr des Glaubens und darüber hinaus Türen des Glaubens öffnen mögen. Im Anschluss an den Erfahrungsbericht des Bischofs tauschten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen über das Gehörte aus, verbunden mit den Fragen, welche Bedeutung das Jahr des Glaubens für sie selbst und ihr Engagement hat und was sie selbst im Blick auf das Thema Neuevangelisation beschäftigt. Im Plenum bestand dann Gelegenheit zur Weitergabe von Erfahrungen, Anregungen, Meinungen und Rückfragen an den Bischof.
Zeit mit Gott verbringen
Zeit mit Gott zu verbringen ? dazu bot das Programm am Nachmittag Gelegenheit. Nach einem Impuls von Pfarrer Christof May, geistlicher Rektor des Bischof-Blum-Kollegs, verweilte die Gruppe zunächst für eine Viertelstunde gemeinsam in der eucharistischen Anbetung. Mitglieder der Gemeinschaft Emamnuel, eine der sogenannten neuen geistlichen Gemeinschaften in der katholischen Kirche, begleitete die Gebetszeit mit meditativem vierstimmigem Gesang, als Hilfe, um ins persönliche Gebet zu finden. Jeder konnte dann die Zeit so gestalten, wie er mochte: Sei es, in der Kapelle im Dialog mit Gott zu sein, im Park des Priesterseminars in die Stille der Natur zu gehen, das Angebot zu Gespräch und Beichte zu nutzen oder sich mit der Heiligen Schrift zurückzuziehen und besonders auf das Wort Gottes zu hören. Ebenso bestand die Möglichkeit, sich von Gemeindereferentin Beate Greul in das Herzensgebet einführen zu lassen oder in einer anderen Kleingruppe mit dem Regens des Priesterseminars, Dr. Christof Strüder, ein Schriftgespräch zu führen. Zum gemeinsamen Abschluss der Gebetszeit versammelten sich alle wieder in der Kapelle, um dort die persönlichen Eindrücke in einem gemeinsamen Anbetungslied vor Christus zu bringen ? beim Gesang „Adoramu te ? wir beten Dich an“ war spürbar, dass man tatsächlich gemeinsam, in Vielfalt und gleichzeitig echter Einheit, zusammen vor Gott war und daraus Freude und Kraft empfing.
Wie geht Mission praktisch?
Thomas Lütkemeier, Referent im Bischof-Blum-Kolleg und Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel, formulierte zum Abschluss des Tages in einem persönlichen Impuls und Zeugnis Hilfen und Anregungen zur Frage „Wie geht Mission praktisch?“. Aufgrund eigener Erfahrungen mit missionarischen Initiativen betonte er vor allem, dass Christen klar sein müsse, dass sie nicht „Macher“ der Mission sind. „Zunächst sind wir selber Empfänger der Zuwendung Gottes zu den Menschen, werden selber beschenkt, da wir Gottes Barmherzigkeit im eigenen Leben erfahren“. Nur im Bewusstsein der eigenen Bezogenheit auf die Liebe Gottes könne eine missionarische Haltung wahrhaftig gelebt werden. „Mission von oben herab funktioniert nicht ? die Menschen in unserem Umfeld merken, aus welcher Haltung wir uns ihnen zuwenden. Ob das, was wir leben authentisch ist und von Gott kommt, oder selbst gemacht ist“, betonte Lütkemeier. Es gehe darum, keine „missionarischen Luftschlösser“ zu bauen, sondern auf schlichte, einfache und demütige Weise im direkten Lebensumfeld Zeugnis zu geben, ohne „das Schwert in der Hand, aber beherzt und in der Hoffnung und Wahrheit, die das Leben mit Christus uns schenkt“. Wichtig sei aber, sich immer wieder klar zu machen: „Wir bekehren niemanden ? es ist Gott, der die Umkehr der Herzen bewirkt“. Thomas Lütkemeier gab den Teilnehmern konkrete Vorschläge mit auf den Weg, im Advent eine missionarische Haltung einzuüben ? etwa am Arbeitsplatz offen zu erzählen, was man an diesem Tag gelebt hat, sich das Kreuzzeichen als bewussten Glaubensakt im Leben der Familie (neu) anzueignen, Gastfreundschaft zu leben oder ein gezieltes Gespräch über den Glauben zu führen. Jeder habe seine ganz spezifische Berufung zur Mission. „Wir dürfen uns auf die Kreativität des Heiligen Geistes verlassen und konkret darum bitten, dass Gott uns unseren Weg der Mission zeigt“, ermutigte Thomas Lütkemeier die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Zum, Ende feierten alle gemeinsam mit Bischof Tebartz-van Elst die Eucharistie zum Fest der Empfängnis Mariens. Der Bischof betonte, wie sehr Maria für die christliche Mission und generell für die christliche Nachfolge ein Vorbild sei: Im Hören auf Gottes Wort, im Vertrauen auf Gottes Wort und im Mut zum Zeugnis. In diesem Sinne sei sie Wegbereiterin des Glaubens, Schwester der Menschen und Mutter der Kirche und eine ganz besondere Hilfe, im Advent auf der Spur von Weihnachten zu bleiben.
Das Bischof-Blum-Kolleg bietet im kommenden Jahr weitere geistliche Tage an, ebenso neben der Bistumswallfahrt ins Heilige Land eine Wallfahrt von Marienthal nach Marienstatt im Herbst. Darüber hinaus ist das Kolleg offen für individuelle, vernetzende Zusammenarbeit mit einzelnen Pastoralen Räumen, um gemeinsam Formate zur geistlichen Ausbildung, Erneuerung und Unterstützung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entwickeln. Alls Informationen zu den Veranstaltungen rechtzeitig auf <link http: www.bischof-blum-kolleg.de>www.bischof-blum-kolleg.de. (StS/BBK)