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03.02.2012

Eine Kirche als Haus Gottes erklären können

Katholische Erwachsenenbildung qualifiziert Kirchenführer

WIESBADEN. Wer beruflich Gästegruppen führt, kennt in der Regel keine Nervosität vor dem Start. Doch Prüfungssituationen haben ihre eigene Dynamik. Das muss auch Karin Halfmann erfahren. Die 45-Jährige ist als Museumsbegleitung tätig, doch an diesem Freitagabend schlägt ihr in der Wiesbadener Maria-Hilf-Kirche die Aufregung ein Schnippchen. Die Bad Homburgerin ist eine der zwölf Teilnehmer eines Kurses der Katholischen Erwachsenenbildung zur Qualifizierung von Kirchenführern. Voraussetzung für ein Zertifikat zum erfolgreichen Abschluss ist eine schriftliche Arbeit und eine zwanzigminütige gelungene Zertifikatsführung. Frau Halfmann ist als Erste dran: Souverän und herzlich begrüßt sie an der Eingangstür die Gruppe, macht neugierig auf das Thema, das sie sich ausgesucht hat, und vergisst bei alldem nur eines: sich selbst kurz vorzustellen.

"Vor dieser Führung sind die Teilnehmer oft aufgeregt wie Schüler vor einer Klassenarbeit", weiß Elke Wirtz-Meinert, Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung Wiesbaden, Rheingau, Untertaunus, die die Prüflinge vor dem großen Moment beruhigt: "Sie müssen sich nicht verrückt machen", sagt sie. Außerdem gebe es ja auch noch die Möglichkeit der Nachprüfung. Fast fünf Monate lang haben sich die Teilnehmer bei sieben Treffen vor Ort und am heimischen Computer auf einer speziell eingerichteten Internetplattform mit Theologie und Liturgie, mit Kunstgeschichte und Architektur beschäftigt, betreut von der Kunsthistorikerin Dr. Simone Husemann und dem Theologen Roland Büskens, begleitet von der Medientrainerin Ulla Neises. Jetzt heißt es, das neu erworbene Wissen ganz konkret anwenden und seine persönliche Form dabei finden.

Um die Taufe, ihre Bedeutung und ihre Handhabung im Laufe der Zeit, soll es in der Führung von Karin Halfmann gehen. Zuerst lädt die Kirchenführerin "auf Probe" ihre Gäste in einen Stuhlkreis ein. In der Mitte hat sie mit Pappe und einem blauen Tuch einen achteckigen Taufbrunnen ausgelegt. Lebhaft erzählt die evangelische Christin, die mit einem Katholiken verheiratet ist und sich bewusst für ein ökumenisches Thema entschieden hat, von den Anfängen: der Taufe von Jesus selbst, dem "Taufbefehl" in der Bibel, den Taufhäusern, die ab dem dritten Jahrhundert entstanden. "Das musste alles groß sein, weil der Täufling ja zur Gänze eingetaucht ist, zum Teil sogar mit dem Bischof zusammen", berichtet sie ihren gespannt lauschenden Zuhörern und lässt mit Fotos das Gesagte anschaulich werden.

Die beiden Taufsteine in der Kirche werden besichtigt und erklärt, zuletzt darf jeder am mitgebrachten Chrisam schnuppern. "Da war für alle Sinne etwas dabei", heißt es in der anschließenden Kritikrunde. Der Einsatz verschiedener Methoden und die kurzweiligen Ortswechsel werden dabei ebenso gelobt wie Struktur und Pädagogik: "Sie haben die Gruppe schön zusammen gehalten." Karin Halfmann nutzt die Gelegenheit, ihren Dank an die Veranstalter zurück zu geben: "Es hat unglaublich Spaß gemach.", sagt sie - und wenn es nach ihr ginge, müsste der Kurs noch lange nicht zu Ende sein. Trotz Prüfungsstress an diesem Tag schließt sich Stadtplanerin Livia Sold (34) aus Steinbach dem Lob an: "Im Prinzip habe ich hier gelernt, zu jeder Kirche etwas Fundiertes sagen zu können", resümiert sie zufrieden. Und der pensionierte Volkswirt Edwin Schneider (60) aus Lorch hebt "die Fülle von Informationen auch im liturgischen Bereich" hervor, die jetzt im Rahmen seines Hobbys "Gästebegleitung im Rheingau" zum Tragen kommen sollen.

"Zu unseren Kursen kommen professionelle Gästebegleiter ebenso wie ehrenamtlich Engagierte aus den Gemeinden", erklärt Elke Wirtz-Meinert. "Sie wollen ihr Wissen vertiefen, ihre Heimatkirche besser verstehen und lernen, wie man eine Kirche als Haus Gottes erklärt." Dass dabei einiges an theologischem Hintergrundwissen vermittelt wird, stellt nicht zuletzt Stadtdekan Wolfgang Rösch anerkennend fest, der die Teilnehmer im Rahmen einer kleinen liturgischen Feier entsendet und sieben von ihnen das begehrte Zertifikat übergibt. Ob mit oder ohne Auszeichnung: Beim gemeinsamen Abschlussessen sind sich Teilnehmer und Kursleiter einig: "Wir fühlen uns bereichert."

Informationen zu Veranstaltungen und Angeboten der Katholischen Erwachsenenbildung unter Telefon 0611-174-120, per E-Mail:<link mail>keb.wiesbaden@bistum-limburg.de. (rei)

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