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23.09.2012

Gerechtigkeit macht gesund!

Bischof Tebartz-van Elst feiert Caritas-Sonntag

LIMBURG - Zum ersten Mal wurde der Caritas-Sonntag am 23. September im Bistum Limburg zentral in der Bischofsstadt an der Lahn gefeiert. Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst dankte im Pontifikalamt im Hohen Dom zu Limburg allen Frauen und Männern, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Caritas engagieren. "Sie geben so ein Zeugnis und unserem Glauben und der gelebten Nächstenliebe ein Gesicht", sagte Tebartz-van Elst.

In der Predigt griff der Bischof von Limburg das Jahresmotto der aktuellen Caritaskampagne "Armut macht krank!" auf und lobte das Engagement des Verbandes in Kirche und Gesellschaft. Die Bilder der Caritaskampagne seien anders, als die Bilder der Werbung. Der Betrachter sehe Menschen, denen es nicht gut geht, deren Blick gebrochen, deren Augen den Glanz verloren haben und denen mehr als eine gesunde Ausstrahlung fehlt. "Armut macht krank!", sei eine Diagnose der besonderen Art. Sie mache darauf aufmerksam, dass die Güter in der Gesellschaft ungleich verteilt seien und zeige wie sehr Gesundheit am Geld hänge. Bischof Tebartz-van Elst verwies auf Jesus, der den Menschen begegnet war und in ihrem Gesicht erkannt habe, wie es ihm geht, was ihn freut und was ihm fehlt. "Jesus sieht den inneren und äußeren Zusammenhang. Wo und wie Armut krank macht", so der Bischof. Dies habe ihn bewegt zu heilen und Menschen in die Mitte zu holen, die am Rande stehen. Es war ein Kind, das Jesus gezeigt habe, wo und wie die Wachsamkeit des Evangeliums beginne. "Wir sehen die zunehmende Kinderarmut in den großen Städten und Regionen unserer Diözese. Wir wissen, dass in Ballungsräumen 25 Prozent der Kinder unter der Armutsgrenze leben", konkretisierte Tebartz-van Elst. Bei seinen Visitationen erfahre er, wo Eltern überfordert seien, die Entwicklung ihrer Kinder durch die notwendigen Regeluntersuchungen zu begleiten. Weil manche Krankheit aber nur im Kindesalter therapiert werden könne, werde die Last des Lebens für die immer größer, die arm seien. "An der Wertschätzung von Kindern zeigt sich, wie es um eine Gesellschaft in Wirklichkeit bestellt ist", so der Bischof.

Weil Armut und Krankheit den Menschen nicht schön aussehen ließen, gebe es die Gefahr und Versuchung, wegzuschauen. Weil Armut krank mache, brauche es in der Gesellschaft eine Solidarität, die aus Gerechtigkeit Gesundheit werden lasse. "Wo Armut krank macht, ist das die Anamnese, Diagnose und Therapie zugleich. Weil Gerechtigkeit Genesung bedeutet, ist Caritas mehr als ein Almosen in Armut", so Tebartz-van Elst. Es gehe um den tieferen Blick des Evangeliums, der Christen nicht müde und satt werden lasse, der Armut ins Auge zu schauen. "Weil jeder Gesundheit verdient, braucht es in unserer Gesellschaft den Blick des Glaubens auf den Heiland des Evangeliums, der den Menschen in die Mitte stellt", sagte der Bischof. Weil Armut krank mache, brauche es den Blick des Glaubens dafür, dass Gerechtigkeit gesund mache.

Ordinariatsrat Monsignore Michael Metzler, der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Limburg, ging im Anschluss an die Liturgie bei einem Treffen im Limburger Kolpinghaus auf die lange Tradition des Caritas-Sonntags in der Diözese ein. "In vielen Kirchengemeinden legen die Menschen heute ein lebendiges Zeugnis für Ihr Engagement in der Caritas ab. Sie geben der gelebten Nächstenliebe ihr Gesicht", so Metzler. Diözesancaritasdirektor Dr. Hejo Manderscheid stellte den Caritas-Sonntag in den Kontext des Gesprächsprozesses der deutschen Bischöfe. In diesem Jahr setzt sich diese Initiative schwerpunktmäßig mit den verschiedenen Facetten der Caritas auseinander. Manderscheid stellte die Caritas-Kampagne, die auf drei Jahre ausgelegt ist, vor, und machte deutlich, wie wichtig das Engagement des Verbandes für Kirche und Gesellschaft ist: Wer die Armut in den Blick nehme, müsse auch immer den Reichtum beobachten. "Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer", so Manderscheid. Wo viel Reichtum sei, gebe es auch viele Schulden. Mit Blick auf wissenschaftliche Studien lasse sich in Deutschland feststellen, dass Reichtum und Gesundheit zusammenhängen. "Je reicher ein Mensch ist, umso gesünder ist er auch. Je ärmer er ist, desto kränker ist er", sagte der Diözesancaritasdirektor. Menschen in Armut seien häufiger und länger krank, verfügten über weniger soziale Netzwerke und litten unter Stress und Ängsten, da sie sich um ihre Existenz sorgen müssten.

Wie Armut im Bistum Limburg konkret aussieht, machten die drei Kampagnenbotschafter am Caritas-Sonntag deutlich: Janine Molitor-Kasonde berichtete von ihrer Arbeit mit Migranten und Zuwanderern beim Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus. Die Allgemeinmedizinerin Dr. Maria Goetzens von den missionsärztlichen Schwestern leitet seit 1997 die Elisabeth-Straßenambulanz des Caritasverbandes in Frankfurt und sorgt sich dort unter anderem um psychischkranke Wohnungslose. Der dritte Kampangenbotschafter ist Jürgen Eufinger vom Caritasverband Limburg. Er leitet das Gemeinwesenprojekt "Projektgruppe Sozialer Brennpunkte Limburg" und ist seit 2004 Sachbereichsleiter für Gemeinwesenarbeit beim Caritasverband für den Bezirk Limburg.

Weitere Informationen zur Caritas-Kampagne gibt es im Internet unter <link http: www.jeder-verdient-gesundheit.de>www.jeder-verdient-gesundheit.de. (StS)

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