15.09.2013
Ein neuer Weg in Liebe und Verständnis
KÖNIGSTEIN. ? Gruß und Segen vom Papst: Das hat es in der 55-jährigen Geschichte des Kreuzfestes im Bistum Limburg wohl auch noch nicht gegeben. Giovanni Kardinal Lajolo überbrachte am Sonntag, 15. September, beim Festgottesdienst in Königstein die guten Wünsche von Papst Franziskus und sprach von dessen Erwartung, dass die Gläubigen in der Diözese zusammen einen neuen Weg in gegenseitiger Liebe und Verständnis beginnen. Sein brüderlicher Besuch sei der besonderen Fürsorge des Papstes für das Bistum geschuldet, sagte er vor über 1000 Gläubigen, die auf dem Gelände der St. Angela-Schule zusammen gekommen waren. Zuvor hatte Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst dem Kardinal für die große Hilfe „in diesen schweren Tagen“ gedankt und um Verzeihung und Nachsicht gebeten, wo er andere enttäuscht oder verletzt habe.
Vom Kreuz her entstehe Frieden, zwischen den Völkern, zwischen den Religionen und in der Kirche, sagte der Kardinal in seiner Predigt. Gewalt entwickle sich aus Ungeduld und Ohnmacht: „Wir Menschen haben keine Zeit, sondern wollen hier und jetzt Ergebnisse sehen“, Gott aber habe unerschöpfliche Geduld. Jesus habe mit seinem stellvertretenden Gehorsam alle Menschen mit Gott versöhnt und „die trennende Wand des Misstrauens und der gegenseitigen Verachtung zwischen uns niedergerissen.“ In der Kirche sei der Friede die Voraussetzung dafür, dass sie ihre friedensstiftende Wirkung nach außen entfalten könne, betonte der Gast aus Rom. Als Voraussetzung dafür nannte er das Zurückstellen des eigenen Willens, um Gottes Wille gelten zu lassen. „Der Sinn unseres Lebens hängt nicht davon ab, dass unsere Projekte gelingen“, sagte der Kardinal: „Das wäre furchtbar.“ Der Sinn des Lebens bestehe darin, sich Gott für seine Pläne zur Verfügung gestellt zu haben.
Im Auftrag von Papst Franziskus bringe er Worte des Apostels Paulus, der einen Weg zeige, sich die Pläne Gottes zu eigen zu machen und anzunehmen: „Wenn es also Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen, dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig, dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut.“ Im Blick auf die Konflikte im Bistum Limburg hatte Bischof Tebartz-van Elst in seiner Begrüßung eine fair geführte Auseinandersetzung als Zeichen dafür gewertet, dass der christliche Glaube und die Positionen, um die gerungen würden, den Beteiligten ein Herzensanliegen seien. Er rief dazu auf, „bei aller Verschiedenheit beieinander zu bleiben“ und damit das Bemühen um Versöhnung auch zu einem Zeichen für die Welt zu machen.
Im Anschluss an den Gottesdienst, der zur Freude aller Beteiligten im Freien gefeiert werden konnte, nutzten Kardinal Lajolo und Bischof Tebartz-van Elst die Gelegenheit, mit Gläubigen des Bistums ins Gespräch zu kommen. Großen Anklang fand dabei die Freundlichkeit und Zugewandtheit des hohen Besuchers aus dem Vatikan, der sich viel Zeit für die Begegnungen nahm. Eine besondere Erinnerung an diesen Tag konnte daher der zwölfjährige Daniel mit nach Hause nehmen. Der kleine Ministrant wollte dem Kardinal eigentlich nur eben „Tschüss“ sagen, der aber ließ nicht locker, bis sich auch die Mutter zum gemeinsamen Foto dazu gesellte. (rei)
Hier stehen die <link file:14467 pdf kreuzfest predigt>Predigt von Kardinal Lajolo und die <link file:14490 pdf bischof begruessung>Begrüßungsansprache von Bischof Tebartz-van Elst zum Download bereit.
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