16.02.2013
Gott loben und die Menschen lieben
LIMBURG - "Gott loben und die Menschen lieben - Liturgie als heiliger Dienst": So überschreibt Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst seinen Hirtenbrief zur Österlichen Bußzeit 2013. Traditionell wird dieser Brief am ersten Fastensonntag in den Kirchengemeinden des Bistums Limburg verlesen und liegt als Einladung zur persönlichen Vertiefung in den Gotteshäusern zum Mitnehmen aus. 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) und der Liturgiereform richtet der Bischof von Limburg im "Jahr des Glaubens" den Blick auf die Liturgie der Kirche. Damit greift er auch das Jahresthema des 2011 in der Kirche begonnenen Dialogprozesses auf.
Gott und die Menschen sollen in den Blick kommen
In der Liturgie, so der Bischof, gehe es darum, dass Gott und die Menschen in den Blick kommen. Liturgie sei immer göttliches Geheimnis und menschliche Gemeinschaft. "Liturgie ist lebensnah, wo Gott groß sein darf und wir Menschen uns ihm verdanken. Sie ist heiliger Dienst, weil Gott so an uns handelt, dass wir uns als sein Volk und untereinander als Schwestern und Brüder begreifen", so Tebartz-van Elst. Wo der Blick in der Feier des Gottesdienstes zuerst nach oben geht, könne Einsicht und Umsicht gewonnen werden, die Christen in dieser Welt ausmache. Der Bischof ist davon überzeugt, dass der Mensch Zeichen braucht, die auf die unaussprechliche Größe und Güte Gottes verweisen. "Unsere Worte vermögen das Wirken Gottes nicht zu fassen. Sie sind immer nur Annäherung an das Geheimnis seiner Gegenwart, das in festlich gestalteten Kirchenraum, im Schmuck von Gewändern, Kerzen und Blumen, in dem was zu schauen, zu schmecken und zu riechen ist, zum Ausdruck kommt", erklärt Tebartz-van Elst.
Im Gottesdienst soll auch das Leben der Menschen zur Sprache kommen. In der Eucharistiefeier seien dafür die Einleitung, die Predigt und die Fürbitten der Ort. Weil sich in den Gebeten immer die Gegebenheiten des Menschen und das Geheimnis Gottes berührten, brauche es hier eine Sprache, die über den Alltag hinausgehe. Die Liturgie der Kirche lebe auch von Worten, in denen sich Menschen in ihrer Sehnsucht nach Leben unterstellen können. "Der Gottesdienst der Kirche ist deshalb nicht, was Menschen daraus machen, sondern, was in der Geschichte unseres Glaubens gewachsen ist und je neu auf die Zeiten und ihre Kultur hin zu erschließen ist", so der Bischof. Gottesdienst sei Gottes Handeln an den Menschen. Er spreche an, er zeige seine Bereitschaft zum Dienen und wolle zu einer Antwort bewegen. Deshalb lebe Liturgie von Haltungen aus denen Handlungen erwachsen können.
Mut, Gott sprechen zu lassen
Liturgie könne, wie das Gebet auch, dem Menschen helfen Gott auf die Spur zu kommen. Dafür sei es wichtig, schweigen und hören zu können. Oft werde zuviel geredet und viele Gespräche des Alltags litten darunter, dass der eine den anderen kaum ausreden lasse, so dass vieles vordergründig und missverständlich bliebe. "Auch um Glauben gibt es die Gefahr, zuerst selbst zu reden, so dass Gott kaum durchkommen kann", so Tebartz-van Elst. Manchmal litten Gottesdienste in ihrer Gestaltung darunter, dass sie zu wortlastig seien. Der Mensch wäre versucht, Gott geradezu informieren zu wollen über das, was er doch längst schon wisse. "Wir bringen bisweilen einen Aktionismus in die Feiern unseres Glaubens, der uns als die Handelnden erscheinen lässt. Gott aber handelt an uns. Er will uns dienen, indem er uns zuerst anspricht", erklärt der Bischof. Liturgie dürfe eben kein Aktionismus, sondern ein lebendiges Beziehungsgeschehen sein. Gott spreche und handle. Daher brauche es in der Liturgie Raum für ein Schweigen und Hören, das nachdenklich machen könne.
Von ihrem innersten Wesen her sei Liturgie Dialog zwischen Gott und Mensch. Dies werde auch in den Wechselgebeten zwischen Priester und Gläubigen bewusst und komme in vielen Gesängen und Rufen im Gottesdienst zum Ausdruck. "Christen sind dazu berufen, von Gott zu sprechen und zu singen", so der Bischof. Der Glaube brauche Gestaltung, damit das Leben der Menschen Orientierung bekomme. Wer Gott die Ehre gebe, gewähre auch dem Menschen besonderen Respekt und Raum zur Entfaltung. "Wir begreifen, dass Werte im Zusammenleben unserer Gesellschaft gegenseitige Achtung nur nachhaltig vermitteln können, wo Menschen in die Ehrfurcht vor Gott gefunden haben", so der Bischof. Ein Zeichen für die Verehrung Gottes seien immer auch die Kirchen. Wo möglich, sollen diese Bauten unbedingt erhalten werden. Kirchen seien aber keine Museen, sondern sollten durch das tägliche Gebet der Gläubigen beseelt werden. Wo dies geschehe, könnten Kirchtürme Fingerzeige in den Himmel sein.
Verbindlichkeit ermöglicht Einheit
Bischof Tebartz-van Elst lobt auch das Engagement der vielen ausgebildeten Wortgotteshelfer, die an Wochentagen zum gemeinsamen Gebet einladen und dadurch die Gegenwart Gottes deutlich machen. Am Sonntag ereigne sich Kirche allerdings in besonderer Weise in der Feier der Eucharistie. "Deshalb können in unseren Pfarrgemeinden Wortgottesdienste mit einer Kommunionfeier auch nur in einzelnen, begründeten Ausnahmefällen der Weg der Versammlung von Gläubigen sein", so der Bischof. Die Liturgie der Kirche wolle den Menschen helfen, einen Zugang zu Gott zu finden. Sie führe in das größere Geheimnis Gottes und sei zugleich erlebbare Gemeinschaft der Gläubigen. "Lebendige Liturgie ist die Gabenbereitung des ganzen Volkes Gottes, in der jeder einbringt, was dem Ganzen dient", schreibt Tebartz-van Elst. Deshalb brauche es gleichermaßen Unmittelbarkeit und Ordnung. Es gehöre zur beeindruckenden Katholizität der Weltkirche, dass die Feier der Eucharistie in vielen Sprachen und Ländern mit den Einflüssen der unterschiedlichen Kulturen gefeiert und alle Christen verbinde. "Weil diese Verbindlichkeit eine Einheit in Vielfalt ermöglicht, sind in allen Ortskirchen auf der Welt der Bischof und das ganze Gottesvolk auch daran gehalten", so der Bischof. Diese Ordnung lasse Raum für Gestaltung und begründe zugleich den Grundsatz: "Was wir feiern, zeigt, was wir glauben".
Der Bischof dankt in seinem Hirtenbrief allen Gläubigen, die sich für die Liturgie in den Kirchengemeinden des Bistums einsetzen. Er lobt das Engagement der Lektorinnen und Lektoren, der Kommunionhelferinnen und -helfern, den Mitgliedern in den Liturgieausschüssen, den Wortgotteshelfern, den Frauen und Männern, die den Küsterdienst übernommen haben, den vielen Ministrantinnen und Ministranten, und den vielen, die sich in der Kirchenmusik haupt- und ehrenamtlich einbringen. (StS)
Bildergalerie
Bildergalerie