01.11.2013
Heiligkeit ist ein Abenteuer
LIMBURG - Christ sein und Allerheiligen sind nichts für Zuschauer. Dies hat Weihbischof Dr. Thomas Löhr in seiner Predigt am Hochfest Allerheiligen im Hohen Dom zu Limburg betont. Die Kirche sei kein Fanclub und auch Jesus brauche keine Fans, sondern Nachfolger.
Christ sein ist nach Auffassung des Weihbischofs in Limburg so lebenspraktisch wie die Seligpreisungen der Bergpredigt. "Der wichtigste Schlüssel zu ihrem Verständnis ist Jesus selbst", so Löhr. Jesu Leben zeige, was es bedeute, arm zu sein vor Gott, zu trauern, keine Gewalt anzuwenden, zu hungern und zu dürsten nach der Gerechtigkeit, barmherzig zu sein, ein reines Herz zu haben, Frieden zu stiften sowie um der Gerechtigkeit willen verfolgt, beschimpft oder auf alle mögliche Weise, verleumdet zu werden. Heilige hätten viele Unterschiede, seien aber darin geeint, dass sie von Gott berufen sind. Egal wo sie stehen. Dieses von Gott berufen sein, werfe auch ein neues Licht auf die Kirche von Limburg. In einer krisengeschüttelten Situation werde man immer wieder gefragt, wer man sei, wo man stehe und wo man sich positioniert habe. Dies sei aber nicht der Kern des Christseins. "Wer wir sind, bestimmen wir zuerst und zutiefst von Christus her. Wir sind Heilige, von ihm erwählt, von ihm geheiligt, von ihm gerade im Heute dazu bestimmt, seine Seligpreisungen ins Leben umzusetzen", so Weihbischof Löhr. Wer sich an Christus orientiere, wisse die Heiligen an seiner Seite und erfahre am Hochfest Allerheiligen, dass er in guter Gesellschaft ist. Dies sei Kirche.
Der Christ von Heute tue sich allgemein hin schwer mit dem Fest Allerheiligen und habe ein gespaltenes Verhältnis zur Heiligkeit. Auf der einen Seite liebe man Heilige wie etwa den eigenen Namenspatron und sei froh, wenn man mehr über ihn erfahre. Andererseits schrecke man davor zurück, selbst als heilig bezeichnet zu werden. "In diesem Erschrecken kommt ein feines Gespür zum Ausdruck. Jeder und jede betrachtet sich selbstkritisch: Von Heiligkeit bin ich noch meilenweit entfernt", sagte Löhr. Außerdem verbinde sich mit Heiligkeit auch die Sorge vor dem hohen moralischen Anspruch. Als Heiliger müsse man wohl das eigene Leben ganz anders gestalten. Dann dürfe man sich vieles nicht erlauben an Egoismus und Unversöhnlichkeit, Nachlässigkeit und Unehrlichkeit.
Mit Blick auf die Briefe und Schriften des Apostels Paulus machte der Weihbischof deutlich, dass für den Apostelvater alle Christen Heilige seien. Den Getauften sei Jesus Christus selbst der Ort und der Raum und der Grund ihrer Heiligkeit. Durch die Taufe gehörten sie zur heiligen Versammlung, die sich zu den Gottesdiensten treffe. Heiligkeit leite sich von Jesus Christus her ab und sei ihnen als ihr Wesen eingeprägt, so dass sie diese nie verlieren können, auch wenn sie sich immer neu bemühen müssten, sich in ihr zu bewähren. "Die Heiligen sind somit nicht die besseren Christen, die zu Lebzeiten schon bewundert wurden und für uns zwar Vorbilder sind, aber eben doch unerreichbare Vorbilder", sagte der Weihbischof. Heiligkeit sei ein Abenteuer und wer es begriffen habe, sei eingegangen in das Herz des katholischen Glaubens. "Gott mutet uns etwas zu. Gott traut uns etwas zu. Und schickt deshalb seinen Sohn in die Welt", so Löhr. (StS)