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13.09.2013

Jugendliche feiern Kreuzfest

250 junge Leute beim Auftakt in Königstein

KÖNIGSTEIN. ? Vor dem Rathaus wird an diesem Abend Basketball gespielt ? vom Rollstuhl aus. Für den Großteil der Jugendlichen, die ausgelassen um den Ball kämpfen, ist das ein ungewöhnliches Erlebnis, für Manuel und Miki ist es Alltag. Die beiden vierzehnjährigen Rolli-Fahrer sind aus dem Antoniushaus in Hochheim nach Königstein angereist, zusammen mit Steffi. Sie ist eine „Läuferin“, wie sie selbst sagt, betreibt aber seit Jahren Rollstuhlsport: „Da geht´s einfach fairer zu“, meint sie. Ein paar Schritte weiter zeigen Neuntklässler der Bischof-Neumann-Schule Filme, die sie mit I-Pads zum Thema Kreuz gedreht haben. Aus dem Park weht Gelächter und Gitarrenmusik herüber. Es ist Kreuzfest in Königstein und zum Auftakt sind am Freitag, 13. September, rund 250 Jugendliche zu „kreuz statt quer//jugend“ in den Kurpark gekommen. 

Blickfang am Wegesrand: ein Kreuz aus schwarz angemalten Bierkästen, beklebt mit Barbiepuppen: „Das ist spontan aus einem Impuls heraus so entstanden“, erklären Tatjana Heidinger (17) und Sabrina Jagonek (18) ihr Werk. Es gebe so viele Vorurteile und Klischees über Jugendliche, meinen die beiden Schülerinnen der St. Angela-Schule, dazu gehörten Alkohol und Drogen, aber auch überzogene Schönheitsideale. „Wir wollen zum Nachdenken anregen.“. Zehn Skulpturen, Bilder und Installationen zeugen rund um die Villa Borgnis von der intensiven Beschäftigung der Schüler mit dem Thema Kreuz. Originell und überraschend haben die jungen Leute dabei Alltagsgegenstände einbezogen. Schuhe zum Beispiel, die auf dem Rasen in Kreuzesform angeordnet sind. Sie sollen für die individuellen Lebenswege der Menschen stehen.

„Noch ein bisschen höher und jetzt oben nach dem Ast greifen“, ermuntert Lukas Heun die siebenjährigen Corin, der sicher angeseilt gerade die ehrwürdige Kastanie mitten im Park erklimmt. Während die stolzen Eltern eifrig fotografieren, erreicht der Sprößling mühelos die in zehn Meter Höhe angebrachte Glocke. Gar nicht so einfach, wie direkt danach Bürgermeister Leonard Helm feststellen muss: Er kapituliert nach den ersten Metern. Bei der Malteser Jugend müht sich derweil Miriam Hennig (17) im Altersanzug ab. Die Weste und die  Bandagen an Armen und Beinen sind mit Gewichten versehen, klobige Handschuhe, Kopfhörer auf den Ohren und eine dunkel getönte Riesenbrille schränken die Sinne ein. Unbeholfen kramt sie im Portmonnaie nach Kleingeld, im Telefonbuch eine Adresse zu finden, gelingt ihr nicht.

„Man fühlt sich bescheuert, weil man die einfachsten Dinge nicht mehr hin bekommt“, lautet anschließend ihr Resümee. Sie ist mit ihrem Bruder David (15) und Freundin Ana Fiebich (16) aus Bad Homburg zum Kreuzfest gekommen, hat den Baum schon bestiegen, auf der Slackline balanciert und „etwa eine Million Mal“ die riesige aufblasbare Rutsche ausprobiert: „Total lustig hier“, sagt sie, außerdem treffe man ganz viele Leute wieder. Während sich am Styling-Stand eine hübsche junge Frau die Augen schminken lässt, hat ein Häuschen weiter Pfarrer Christian Enke eine lernbegierige Gruppe um sich geschart: Gebärdensprache steht auf dem Stundenplan.

Im Schein der Fackeln haben es sich ein paar Jugendliche auf Liegestühlen bequem gemacht, andere wärmen sich in der großen Jurte der Königsteiner Pfadfinder am prasselnden Feuer auf. „Das finde ich gut hier, dass es alle möglichen Angebote gibt, ernste Sachen, aber auch solche, die einfach witzig sind und Spaß machen“, macht Anna Schlesinger (21) den Veranstaltern, der Katholischen Fachstelle für Jugendarbeit Taunus und dem Amt für Katholische Religionspädagogik, ein großes Kompliment. Für mitreißende Stimmung sorgen zu später Stunde die beiden Rapper der Hip-Hop-Gruppe "Freispruch", die die jungen Besucher anschließend auch zum Nachtgebet in die stimmungsvoll beleuchtete Kirche St. Marien begleiten. (rei)

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