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11.09.2013

Lehren und Gott schauen

Mehr als 60 neue Religionspädagogen für das Bistum Limburg

LIMBURG - "Ich bin Ihnen von Herzen dankbar, dass Sie dem Evangelium treu sind und für Ihre Überzeugung einstehen", sagte Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst den Religionslehrern, die sich am Dienstag, 10. September in Limburg versammelt hatten. "Ihre Sendung ist auch eine Sendung unter das Kreuz; getragen werden Sie durch das Erbarmen unseres Herrn", fügte der Bischof an. Am Tag der Religionspädagogik in der 55. Kreuzwoche sei es eine Bereicherung mit "Weit-Sicht und Erkenntnis" den Dienst für Gott und die Kirche zu übernehmen. Unter dem Leitwort "Gott schauen. Hildegard von Bingen - Heilige und Kirchenlehrerin" waren mehr als 200 Religionspädagogen nach Limburg gekommen, um diesen Tag gemeinsam zu gestalten.

Vorträge

Im Oktober 2012 wurde Hildegard von Bingen, Heilige des Bistums, als vierte Frau zur Kirchenlehrerin erhoben. Bischof Tebartz-van Elst bezeichnete sie in seiner Predigt als "zeitlose Prophetissa der Kirche". Sie selbst nannte sich "ungelehrt". Und doch äußerte sie sich zu kirchenpolitischen Fragen und verschaffte sich Gehör bei Kirchenfürsten und Gelehrten. Hildegard, die als zehntes Kind ihrer Eltern auf die Welt kam, kämpfte schon früh für die Unabhängigkeit weiblicher Konvente in ihrer Zeit, wie Prof. Dr. Gisela Muschiol, Kirchengeschichtlerin an der Universität Bonn eindrücklich schilderte. Zunächst wurden ihre Schriften als teuflisch erachtet. Erste Spuren der Verehrung finden sich ab dem 18. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert dann ein Umbruch: Das Interesse an ihrer Person, ihren Überzeugungen und Schriften stieg rapide an. Das, so Prof. Gisela Muschiol, lag unter anderem mit daran, dass sie ihre Überzeugungen gegen alle Widerstände ihrer Zeit durchzusetzen vermochte. "Durch ihren Mut wurde das Dasein einer Ordensfrau zu einer neuen Lebensform", so die Kirchengeschichtlerin. Prof. Dr. Angela Kaupp, Religionspädagogin an der Universität Koblenz, untersuchte im zweiten Vortrag am Vormittag die Person Hildegards unter dem Aspekt biografischen Lernens. Ihr war es ein Anliegen biografisches Lernen auch als Partitur zu begreifen: "Nicht einfach zu begreifen", so Prof. Angela Kaupp. Aber das Fremde sei auch immer reizvoll. Hildegard und ihre Lebensgeschichte würden zum Inbegriff kritischer Auseinandersetzung. So könne eine Interaktion zwischen der eigenen und der fremden Geschichte stattfinden.

Betrachtung

Die Visionsbilder der Hildegard von Bingen und eine visuelle Annäherung an sie, beschäftigten eine Arbeitsgruppe am Nachmittag. Referentin Dr. Marie-Luise Reis, Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, stellte ihre bildnerischen Interpretationen ausgewählter Miniaturen aus der Rupertsberger "SCIVIAS"-Handschrift Hildegards vor. Die Zusammenkunft vor den Bildern verkörperte zeitgleich die Eröffnung einer Ausstellung, die noch bis Mitte November im Kreuzgang des Bischöflichen Ordinariates, Roßmarkt 4, zu sehen sein wird. Die Hildegard-Variationen, für die die Malerin Acryl und Farbstift verwendete, sind durch eine expressive Farbigkeit und dynamische Bewegung geprägt. Mit Blick auf ihr eigenes künstlerisches Schaffen sagt die Künstlerin: "Die Verbindung von Theologie und Kunst bedeutet für mich Sichtbarmachung von Verkündigung und ist Ausdruck eines in Bildsprache gefassten Gottesdialoges."

Pontifikalamt

Der Tag der Religionspädagogik gipfelte schließlich im festlichen Pontifikalamt mit Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst im Hohen Dom zu Limburg. Mehr als 60 Religionspädagogen bekamen in der Liturgie die Missio canonica überreicht und damit ihre Lehrerlaubnis für den Religionsunterricht im Bistum Limburg. In seiner Predigt würdigte der Bischof die Nachhaltigkeit der Pädagogik, die auch immer den Blick nach innen eröffne. "Wer glaubt, sieht mehr!" betonte er. Der Mensch, der in der Welt geboren werde, sei zunächst blind. Erst die Taufe ermögliche den Blick zum Glauben. Ein Glaube, der es ermögliche das Leben unverstellt zu sehen. Auch die Schattenseiten würden sichtbar. Die tägliche Tauferinnerung gebe dem Leben Beständigkeit. "Diese Beständigkeit geben Religionspädagogen weiter und bezeugen, was wesentlich ist: Das Leben im Glauben, in dem die Lehrenden auch immer wieder zu Schauenden werden", so der Bischof.

Weitere Informationen zur Kreuzwoche und zum Kreuzfest im Internet unter <link http: www.kreuzfest.bistumlimburg.de>www.kreuzfest.bistumlimburg.de. (SFi)

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